5G ist in aller Munde und mittlerweile auch in Deutschland angekommen. Das aktuell einzige 5G Netz in Deutschland, in das Privat- und Businesskunden reinkommen, ist das von Vodafone. Die Deutsche Telekom wartet noch auf die Freigabe der neuen Frequenzzuteilung durch die Bundesnetzagentur und Telefónica ist was 5G angeht noch erstaunlich ruhig geblieben. Vodafone hingegen setzt bei seinem 5G Start auf eine Bandbreite von 40 MHz mit Frequenzen, welche sie aktuell noch in einem Leasing von Telefónica betreiben. Wir waren am Standort in Karlsruhe und haben das 5G Netz auf Herz und Nieren getestet.
Inhaltsverzeichnis
Die Hardware
Für den Test haben wir ein Huawei Mate 20X 5G sowie eine entsprechende für 5G freigeschaltete Simkarte zur Verfügung gestellt bekommen. Dieses Smartphone ist mit einem Kirin 980 SoC ausgestattet, welcher bei TSMC im 7nm Verfahren hergestellt wird. Als Modem kommt das von Huawei selbst entwickelte 5G-Modem Balong 5000 zum Einsatz, welches neben 5G auch noch LTE und die älteren Generationen verarbeiten kann. Unterstützt werden die drei 5G-Bänder N77, N78 und N79. Damit funktioniert das Smartphone ausschließlich in Frequenzen des C-Bandes (3.500 MHz, 3.700 MHz und 4.700 MHz). Vodafone baut die erste Welle an 5G im N78 Band aus. Laut Huawei soll das Mate 20X 5G sowohl 5G NSA (Non-Standalone) sowie das in Zukunft geplante SA (Standalone) unterstützen.
5G NSA
5G NSA steht für Non-Standalone und bezeichnet die aktuell im Ausbau befindliche 5G Ausbaustufe. NSA steht dafür, dass 5G quasi auf den LTE-Kern aufgesetzt wird. Damit 5G funktioniert, muss das Smartphone daher parallel mit LTE verbunden sein. Erst später, mit 5G SA, wird der LTE Kern gegen einem 5G Kern ausgetauscht, was dann die anderen Funktionalitäten und Features wie beispielsweise extrem geringe Latenz ermöglicht. Aufgrund der geringeren Bandbreite die Vodafone aktuell einsetzt (40 MHz), erreichen die Datenraten nicht die erwünschten Werte. Sobald die endgültige Zuteilung durch die Bundesnetzagentur stattfand, können sowohl Deutsche Telekom als auch Vodafone mit vollen 90 MHz an den Start gehen und damit auch Gigabit-Geschwindigkeiten ermöglichen.
Gesundheitsschädlichkeit
Wie wir in einem extra Artikel bereits aufgezeigt haben, ist 5G nicht weniger gesundheitsschädlich wie LTE oder WiFi. Da die Technologie in unseren Breiten im Bereich 700 MHz bis 3,5 GHz operiert, ist die Strahlung nicht gefährlicher als bereits heute im Einsatz befindliche. WiFi arbeitet im Bereich 2,4 GHz und 5 GHz und der bisherige Mobilfunk im Bereich 700 MHz bis 2,6 GHz. Mehr Informationen sind in unserem Artikel zu finden:
5G – Eine Gefahr für Leib und Seele? Warum Mobilfunk ungefährlich ist
Der Praxistest
Der Praxistest fand in Karlsruhe statt, einer der 25 Städte, die von Beginn an mit dabei sind. In Zukunft sollen noch mehr folgen. Wir befanden uns in direkter Sichtweite zum Masten und haben mit der App Speedtest.net die Geschwindigkeit ermittelt. Testserver war der von Vodafone.de in Frankfurt.
Aufgrund der begrenzten 5G Geräte und der noch jungen Technologie dürften wir die einzigen Teilnehmer in der 5G Zelle gewesen sein. In dem Speedtest erreichten wir eine Höchstgeschwindigkeit von 334 MBit/s, etwa dem 10-fachen was an diesem Standort über LTE im Vodafone-Netz möglich ist. Auf den ersten Blick ernüchtern diese Datenraten etwas, da sie so auch mit etablierter LTE-Technologie möglich sind. Dies liegt wiederum an der begrenzten Bandbreite von 40 MHz und gibt einen Ausblick, was man von den 5G Netzen im 700 MHz Bereich und 10 MHz gepaarter Bandbreite erwarten darf: Nicht zu viel.
Wir haben die 5G Zelle allerdings auch einem Test unter nicht optimalen Bedingungen unterzogen. Wir sind daher etwa 1000m Luftlinie entfernt gewesen und hatten durch Häuser verdeckten Sichtkontakt. Auf dem Signalmeter war nur noch 1 Balken zu sehen und im Speedtest kamen noch um die 60 Mbit/s herum. Der LTE-Speedtest war indes einstellig und nicht zufriedenstellend. Hier zeigt 5G, was es am Zellenrand noch kann und verbessert die Situation immens.
Falls ihr euch wundert, warum der Upload bei 5G auch so gering ausfällt, das liegt an 5G NSA. Da 5G nur auf LTE aufgeschaltet wird, läuft der Upload noch klassisch über das LTE-Netz. Dadurch werden hier nicht die hohen Geschwindigkeiten erreicht, die mit 5G im Download möglich sind.
Erwärmung des Gerätes
Berichte aus den USA haben gezeigt, dass bei dem Einsatz von 5G im mmWave-Bereich in den Netzen von Sprint oder Verizon dazu führt, dass sich die Geräte außergewöhnlich erhitzen. Dies konnten wir bei unserem Test nicht feststellen, was daran liegt dass in Deutschland und Europa keine 5G-Netze mit mmWave-Spektrum zum Einsatz kommen.
Telefonie mit CSFB
Bei der Telefonie hingegen durften wir einen Rückschritt erleben: Ist das Smartphone im 5G Netz eingebucht, so findet bei einem Anruf ein CSFB (Circuit-Switched-Fallback) statt. Das Smartphone schaltet also auf UMTS oder GSM zurück und im schlechtesten Falle wird die Datenverbindung getrennt. VoLTE? Fehlanzeige!
Hier wird die Zukunft zeigen müssen, wie das Problem gehandhabt wird. Vieltelefonierer werden in dieser Hinsicht mit Sicherheit keinen Rückschritt dulden.
Fazit
Insgesamt zeigt sich, dass 5G noch eine unausgereifte Technologie ist. Außer Early-Adoptern ist es noch nicht empfohlen, auf den teuren Zug aufzuspringen. Hier reicht es noch vollkommen aus, wenn man bei LTE bleibt und abwartet bis die Technologie wirklich etabliert ist. Kauft man sich jetzt ein Huawei Mate 20X 5G wird man nicht in zukünftige 5G Netze im 700 MHz Bereich kommen, da das Smartphone dies schlicht nicht unterstützt. So sieht es auch mit den mmWave-Zellen in den USA aus, die im >20 GHz Bereich arbeiten. Der Frequenz-Zoo wird im Vergleich zu LTE nur noch schlimmer werden.
Auch ist die aktuelle Frequenzvergabesituation mit der Bundesnetzagentur nicht zufriedenstellend. Die Frequenzen wurden zwar bereits ersteigert und bezahlt, aber explizit zugeteilt sind sie noch nicht. Dies soll aber in den nächsten Wochen geschehen.
Ehrlich gesagt, kein Wunder, zumal in meiner dienstlichen Umgebung in Cottbus, die vergleichsweise gut ausgebaut ist für eine 100.000 Einwohner – Stadt, das alte UMTS (3G) das neuere LTE (4G) mit 21 zu 38 Mbit/s bzw. knapp 6 u. knapp 13,5 Mbit/s zwar um 50%, aber auf deutlich niedrigerem Niveau schlägt… Auf dem flachen brandenburgischen Lande an meinem Hauptwohnsitz Landkreis Elbe-Elster ist LTE schwach bis kaum verfügbar u. UMTS oft das einzig halbwegs schnelle Netz außerhalb des heimischen WLAN, immerhin Glasfaser seit 10/2015 mit gefördertem Ausbau durch die Telekom mit 16 oder max. 50 Mbit/s…. Welten weg von aktuellen Berichten,… Weiterlesen »
Naja, wenn eine Abschaltung vorgenommen wird, dann nur wenn auch direkt ein Upgrad vollzogen wird. Das nennt sich Refarming 🙂 Dh. wenn bei dir UMTS abgeschaltet wird, wird es auch durch etwas ersetzt. Denn sonst würde man das UMTS erst mal so weiter laufen lassen, denn die Hardware ist bereits seit Jahren bezahlt und abgeschrieben.
Hoffen wir’s, denn ständig neue Hardware, ggf. auch privat, Hausantenne u.ä. wäre sicher auch nicht im Kundeninteresse, zumal ländlich sogar 2G -GSM bei uns schwächelt, da einziger Hügel des Landkreises nah vor Ort u. daheim ein alter Vierseit-Bauernhof mit dicken Backsteinmauern ist… Da verzweifelt großstädtische Verwandtschaft regelmäßig, verwöhnt, wie diese ist… Grüße!
Kann dir nur zu gut zustimmen.
Hab eine o2 Karte (netzclub/100MB) vererbt bekommen. Um das Guthaben nicht verfallen zu lassen, hab ich mein altes moto G2 (LTE) rausgekramt….
Kurzum: 2-3 Balken und mal G und auch mal E… Toll… Die 100MB Highspeed gingen drinnen gar nicht. Überprüfen sie ihre Internet Verbindung… Soviel zur ländlichen Abdeckung (seitens o2). Telekom ist aber mit LTE bzw. VoLTE top vertreten.
Auf einem nahegelegenen Hügel hab ich dann mehr Erfolg (Empfang) und auf Arbeit (Goslar) sogar top…
Und das was du hier betreibst nennt sich Reframing. So ungern ich unserem Hirschen zustimme, bleibt doch festzuhalten, dass man dem Dumpfpopulismus der Mobilfunker hierzulande nicht um’s Eck trauen darf. Alle drei haben ungefähr die Kredibilität von Versicherungsverkäufern und es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Die 3G-Abschaltung ist absolut töricht und brutal. Es ist ein großer Fehler, die leitungsvermittelte Telefonie als Fallback abzuschaffen bzw. diesen Fallback auf das völlig veraltete 2G durchzuführen. 3G hätte längst die Frequenzausstattung und den Ausbaustand von 2G erreichen müssen. Es müsste längst ein bundesweites 3G-Basisnetz auf 900 MHz und 800 MHz geben. Für… Weiterlesen »
UMTS war eines – teuer. Und jetzt noch UMTS auszubauen wäre richtig bescheuert, da die spektrale Effizienz von LTE weitaus besser ist und unter Last die Zellen nicht so sehr schrumpfen wie bei UMTS. Du willst also jetzt wo überall Band 20 ist LTE zurückbauen und dafür UMTS Hardware aufstellen? Zumal UMTS gar nicht für 800 MHz spezifiziert ist. GSM ist wichtig für Legacy IoT die nur GSM spricht und für die UMTS zu viel Energie verheizt. Telefonie kann man auch locker mit GSM abwickeln, sofern nötig. Immer mehr Geräte können VoLTE und entlasten somit das GSM Netz zunehmends. LTE… Weiterlesen »
Das spielt überhaupt keine Rolle, wie teuer die Frequenzen waren. Die 3G-Technik ist spottbillig zu bekommen. Sie ist in allen modernen RANs enthalten. Es ist und wird künftig garantiert teurer werden, 2G aufrecht zu erhalten. Als Hu/No/Er würde ich die Deutschen für solche Extrawürste bluten lassen… Und die Lücke in der spektralen effizienz zwischen 2G und 4G ist weit größer. 3G unterstützt mehr Nebenanwendungen (z. B. Videotelefonie), während 2G praktisch nur SMS beherrscht. 3G verheizt doch nicht mehr Energie für Legacy IoT, das ist urban Legend, die auf der miesen Abdeckung beruht. Gerade wenn 3G auf den richtigen (niederen) Frequenzen… Weiterlesen »
Sowohl das LTE-Netz, als auch das GSM-Netz sind beide weitaus besser ausgebaut als UMTS. Es würde schlicht keinen Sinn ergeben, weiter Energie in einen UMTS Ausbau zu stecken. Das Geld und die Manpower ist bei LTE/5G viel besser aufgehoben
2G wird einfach nicht abgeschaltet, weil viele Verwaltungsinstanzen noch damit arbeiten, bzw. dies zum Backup nutzen. Zudem sind Bundeswehr und andere öffentlichen und nicht öffentlichen stelle an dieses Netz gebunden auf Grund ihrer Infrakstruktur und Hardwarebasis die teils veraltet, teils absichtlich so gehalten werden um im Falle des Ausfall modernerer Systeme (unabsichtlich und absichtlich) ein definierten und nutzbaren Standard zu haben.
Danke für den informativen Artikel. Eine kleine generelle Anmerkung zu Begrifflichkeiten: Im Artikel wird differenziert zwischen 5G und LTE. Das ist so nicht ganz korrekt. LTE (long term evolution) ist ein Sammelbegriff für den Standard. 4G und 5G fallen beide unter diesen und kennzeichnen die jeweilige Generation des Standards.
Tun sie nicht.
Du verwechselst 5G mit LTE-AP…
ok, kann sein…🙈
Ist doch klar: Wenn Du direkt vor der Funkstation stehst, bekommst Du den besten Durchsatz. Je weiter man an den Zellrand kommt, um so schwächer wird das Signal, um so schlechter wird das Nutz/Stör Verhältnis, die Bitfehlerrate nimmt zu. Die Bandbreite muss verwendet werden, um mehr Korrektur-Bits zu senden- oder ganze Sequenzen zu wiederholen. Darum ist am Zellrand der Durchsatz sehr viel kleiner. Ich schätze, vielleicht so nur noch 1% oder 10%, verglichen mit dem Maximum, das man unmittelbar vor der Funkstation messen kann. Und wenn mehr als 1 Nutzer in der Zelle ist, dann teilt man sich die Bandbreite.… Weiterlesen »
Ich stand in direkter Sichtweite nicht mal 200m vom Masten weg und bekam „nur“ die 334 Mbit/s rein. Von der Performance am Zellenrand, bei einem (!) Balken, bin ich viel mehr überzeugt. Dort kamen nämlich noch über 60 Mbit/s rein. Das nicht ausgereift bezieht sich auf das fehlende VoLTE und dass es aktuell halt noch NSA ist und nicht SA. Auch kann das Mate 20X 5G halt eben kein 5G auf 700 MHz, wo bereits jetzt abzusehen ist dass die Netzbetreiber genau diese Frequenz nutzen werden, um 5G in die Fläche und aufs Land zu bekommen. Damit kann das Huawei… Weiterlesen »
Also in dienstlichen belangen, selbstfahrende autos etc. Mag 5G Sinn machen, aber für die Smartphone Nutzung für privatleute sehe ich das als recht sinnfrei an. Ich habe nicht eine Anwendung , die solche Übertragungsraten braucht…und selbst meine zu Hausenetz von Unitymedia, schafft grad mal 20mbit/s zu besten Zeiten, ist aber oft deutlich langsamer und zwischendurch sogar ganz weg… (in einem Ballungsraum) ..und selbst die 20mbit/s reicht vollends aus für den „Normalen“ Bedarf. …. Ich war letzten Wochen viel Unterwegs und innerhalb von Gebäuden erreiche ich meist so grad 1-2 Balken Empfang, im Freien kommt es darauf an, wo man ist..… Weiterlesen »
Es stimmt. Noch nie war der Umstieg auf eine neue Mobilfunktechnologie für Privat so uninteressant und so wenig nutzenstiftend wie heute. Ich habe diesen Zirkus einmal von Anfang an mitgemacht. Das war mit der UMTS-Einführung bei Vodafone. Schnell habe ich es bereut so viel Geld in Hardware und Tarif zu verbrennen. Mit 4G habe ich mir deshalb viel Zeit gelassen und bin erst seit dem letzten Netz- und Anbieterwechsel von VF 1&1 auf Telefonica o2 vor wenigen Jahren mit LTE unterwegs. Ich lasse bei 5G auch gerne anderen Opfern den Vortritt. Mehr Kapa auf 4G für mich. 😉