„Peak Smartphone“: Vielleicht habt ihr diesen Begriff schon einmal gehört. Kurz gesagt bezeichnet er das Erreichen des Zeniths der Smartphone-Verbreitung und -Entwicklung. Menschen brauchen heutzutage kein neues Handy mehr – das iPhone 6S verrichtet heutzutage weiterhin seinen Dienst (bis auf den Akku /hust), auch wenn es schon 3 Generationen alt ist. Unternehmen wie Apple, Samsung oder Huawei versuchen immer neue Kaufanreize zu schaffen, doch sind seit Jahren nur noch inkrementelle Steigerungen sichtbar.
Welche Folgen es für Unternehmen hat, dass Menschen immer länger ihr altes Smartphone nutzen, ist ein interessantes Thema, das wir in diesem Artikel aber nicht näher beleuchten wollen. Heute beschäftigen wir uns mit der Behauptung, dass die Smartphonekamera zum wichtigsten Differenzierungselement in Zeiten des „Peak Smartphone“ geworden ist und ob die Entwicklungen hier tatsächlich so groß sind, wie uns die Unternehmen weiß machen wollen.
Huawei P20 Pro: Die Kamera-Revolution in Zeiten von „Peak Smartphone“?
Ein Unternehmen, das es wahrlich begriffen hat, welche Knöpfe man beim Verbraucher drücken muss, ist Huawei. Die Firma, die sich als unbekannter chinesischer Hersteller in Europa mit günstigen Smartphones und schönem Design hochgekämpft hat, stellt die Kameraentwicklung seit zwei Jahren in den Mittelpunkt seines Flaggschiff-Angebots. Die Kooperation mit dem Traditionshersteller „Leica“ war ein kluger Schachzug, den man sich von der Nokia- Zeiss-Liason abguckte.
Die Triple-Lens Kamera des Huawei-P20 Pro wird von Fachpresse und Verbrauchern gleichermaßen gefeiert und beschert den Chinesen wesentlich mehr Aufmerksamkeit als der Konkurrenz von Samsung. Das Galaxy S9 bietet zwar ebenfalls eine Top-Kamera. Vermarktungstechnisch bieten die Koreaner aber zu wenig Unterschiede zum Vorjahresmodell.
Wie der Vergleich zwischen Lumia 1020 und Huawei P20 Pro aber zeigt, sind die Unterscheide nicht so gravierend wie die PR-Maschinerie von Huawei es erscheinen lässt. Ja, das Huawei P20 Pro schießt in fast allen Lebenslagen die für das Auge des Otto-Normal-Verbrauchers die besseren Bilder. Wir sprechen hier aber auch von 3 Jahren Entwicklungsvorsprung auf das Kamera-Phone von Nokia.
Schaut man sich die physischen Eigenschaften der beiden Handy-Kameras an, so stellt man fest, dass das Lumia 1020 sogar „stärker“ ist. Die Sensorgröße, essentiell für die Bildqualität, ist beim Lumia 1020 1/1,5 Zoll, beim P20 Pro „nur“ 1/1,7 Zoll. Das Nokia bietet auch mehr Megapixel als das Huawei, was für die Bildqualität zwar nicht immer ausschlaggebend ist, potentiell aber einen verlustfreieren Zoom ermöglicht. Nur die Optik des Huawei ist mit f 1,7 aber wesentlich lichtempfindlicher.
Hardwareseitig passt die Kamera-Entwicklung also durchaus in den „Peak Smartphone“-Verlauf. Unternehmen verbessern ihre „Peak Camera“ ebenfalls nur in kleinen Schritten, nicht in Riesensprüngen, wie es auf den Verbraucher vielleicht den Anschein macht.
Es gibt aber dennoch Gründe, wieso gerade die Kamera als definierendes Merkmal eines jeden Top-Smartphones herausgestellt wird.
Fortschritt steckt in der Software
Smartphones kann man natürlich immer schneller machen: Mehr RAM, besserer Grafikchip, potenterer Prozessor. Was aber bringt das, wenn das Anwendungsszenario immer gleich bleibt? Keiner macht extremes Videorendering auf seinem Handy und richtige Zocker nutzen den PC (und nicht so richtige eine Xbox ;)).
Die Kamera bietet aber einen guten Ansatzpunkt für Hersteller um damit die Werbetrommel zu rühren. Neben der Megapixel-Wut, kann man immer mehr Linsen verbauen. Ich bin mir sicher, dass wir bald schon eine vierfach- oder sogar fünffach-Linse auf der Rückseite des Smartphones sehen werden. Der effektive Nutzen muss dabei nicht immer im Vordergrund stehen. Der Endverbraucher sieht aber zunächst einen Entwicklungssprung.
An der Software lässt sich außerdem endlos Schrauben. Die größte Magie der Smartphone-Fotografie entsteht im Post-Processing. Was bei Profifotografen keine Rolle spielt (da hier in RAW aufgenommen wird, um möglichst viele Freiheiten im manuellen Post-Processing zu lassen), ist bei Smartphones das A und O. Der gewöhnliche Verbraucher möchte nicht nachbearbeiten, sondern knipsen und freuen. Dabei muss das Bild objektiv nicht einmal besser sein (Detailgrad, Artefaktbildung, etc.), sondern subjektiv besser aussehen. Wie oft höre ich Komplimente über die Bilder, die ich mit der Dual-Kamera meines Xiaomi Mi Note 3 geschossen habe. Dabei sieht man bei Vergrößerung des Bildes natürlich störende Verschmierungen und Fehler. Der Bokeh-Effekt sorgt trotzdem für den Eindruck, es handele sich dabei um ein professionelles Foto.
In Zeiten wo die Entwicklung des Smartphones also auf einem Plateau steht und Unternehmen Gewinnmaximierung betreiben, bietet die Kamera ein effektives und vergleichsweise einfaches Mittel, um Kaufanreize zu schaffen. Dass Smartphones von vor zwei Jahren allerdings sehr viel schlechter fotografiert haben, ist ein PR-Märchen.
Ich sehne mich einer Zukunft entgegen in der Hersteller (ganz egal welche) endlich wieder etwas völlig neues im Bereich Mobiltelefonie bringen. Wir haben nun schon lange genug „Peak Smartphone“ gesehen.
Ein „Technologiewechsel“ wäre nach 10 Jahren Smartphone durchaus nicht ehrenrührig für das Smartphone, eher für die Technologie-Unternehmen, wenn er ausbleibt.
Man kann stattdessen aber auch die Frage stellen, lieber Leo, ob es wirklich immer höher, besser, schneller, weiter sein muss. Muss es nicht. Finde ich.
Eine immer bessere Kamera zu haben ist doch nicht schlecht. Allein wenn ich mir den Unterschied zwischen meiner Sony NEX-5r und einer aktuellen Sony Alpha 6300 ansehe, sind die Unterschiede, besonders in schlechtem Licht, einfach nur krass. Und ich bin auch einer dieser Nutzer, der draufdrücken und sich freuen möchte. Meine kleinen Kinder halten nicht lange still, der Moment ist oft schnell vorbei und das Licht ist nicht immer optimal. Also hab ich gern eine bessere als eine schlechte Kamera. Auch wenn das gute alte Lumia 720 an und für sich eine für die damalige Zeit gute Kamera hatte, der… Weiterlesen »
Wo nimmst du her, dass ich was von der Kamera schrieb? Es geht um „Peak Smartphone“! Ich gab eine Antwort auf „Ich sehne mich einer Zukunft entgegen in der Hersteller (ganz egal welche) endlich wieder etwas völlig neues im Bereich Mobiltelefonie bringen. Wir haben nun schon lange genug „Peak Smartphone“ gesehen.“ Ein Barrenhandy mit verbesserter Kamera ist immer noch Peak Smartphone. Es ist eine langsame Evolution und keine Revolution mit unzähligen Neuheiten im Smartphonesegment mehr möglich. Es gibt kein schneller, weiter, besser mehr. Eine bessere Kamera ändert nichts an der Gesamtlage. Ich sehne mich nach nichts. Barrensmartphone mit oder ohne… Weiterlesen »
@gast vielleicht ist dein Kreuzzug gegen das ‚Surface phone‘ doch etwas zu engstirnig. Ich meinte nämlich mit dem letzten Satz gar nicht zwingend ein faltbares Smartphone, sondern Innovation allgemein in diesem Bereich. Dies kann ein neues bedienkonzept sein oder eine Verbindung zwischen Smartphone und AR. Auch müssen diese Versuche nicht alle fruchten, ich bin aber nicht Technikfan seit kindheitstagen, weil ich mir gesagt habe ‚ach, da kommt nix mehr, alles ist ausentwickelt‘. Ich hoffe doch sehr, dass ein visionär für ein Mobilgerät sorgt, von dem wir gar nicht wussten, dass wir es möchten.
Ach was.
Ehrlich gesagt ist die Kamera im Smartphone für mich eines der Hauptkriterien.
Ich verstehe auch nicht warum nicht ein neues Smartphone in der Art des Lumia 1020 gekommen ist, da die Kamera anscheinend für sehr viele ein ganz wichtiger Teil des Smartphones geworden ist.
@nord ich glaube das gar nicht für den Otto normal Verbraucher und auch für nicht geeks. Unter den Bewunderern der dual Kamera meines Mi Note 3 war sogar ein Profi Fotograf. Und wenn man ehrlich ist, ist die Camera nix dolles. Den meisten reicht die Kamera des iPhone 6 dicke aus. Die Industrie hat die Smartphone Kamera aber als gutes promo Zugpferd erkannt.
Wir reden über eine Generation von Leuten, welche ihre Bilder auf Smartphone Displays vergleichen und es nicht auf gut ausgelegten Bildschirmen tun. Sie müssen passen für Instagram und Snapchat, sonst nichts und ja dafür genügt jedes mittelklasse Telefon der Welt. Das p20 pro zb wird zu sehr gehyped, wenn man die Bilder einmal direkt mit Sony’s XZ2, dem S9 oder auch den aktuellen Iphones jenseits der Automatik vergleicht. Dazu kommt, dass Videoaufnahmen noch immer 1-2 Jahre zurückliegen und schlicht den Standard nicht halten können. Eine gute Kamera können noch immer keine der Geräte ersetzen, es sind im Grunde einfach Hobby… Weiterlesen »
🤗
Für den Alltag reicht wirklich schon die Kamera vom Nokia 6. Snapchat und WhatsApp komprimieren extrem stark und die Software der App-internen Kamera ist lausig. Ich überlege mir eine kompakte Systemkameras mit WLAN zu holen dann lassen sich die Bilder auch direkt aufs Smartphone schicken.
Ein gutes hat diese PR-Masche ja vllt auch. Die neuen super tolle Kameraphoes drücken evtl. die Preise älterer Modelle, so kann man Geld sparen und trotzdem gute Fotos machen.
Da sprichst Du meine Gedanken aus 😉
Der Gerätetyp „Smartphone“ an sich ist ausentwickelt. Die entscheidende Synergie war die Verschmelzung von PDA, Telefonie und Digital-Kompaktkamera. Weiterentwicklungen wird es nur noch im Bereich von Hardwarekomponenten(RAM, ROM, Camera etc.) und Software geben.
Ist wie beim Auto – die vier Räder und das Lenkrad haben sich durchgesetzt. Beim Blinker bin ich mir nicht sicher. 🙂 🙂 🙂
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass in Smartphones endlich wieder Wechselaccus verwendet werden müssen.