Netflix mag zwar ein einziger Konzern sein, bietet aber nicht in jedem Land das gleiche Angebot und dieselben Konditionen. Viele User wünschen sich zum Beispiel, zu der US-amerikanischen Version des beliebten Streamingdienstes zu gelangen. Dass das Unternehmen von Land zu Land unterschiedlich agiert, zeigt auch eine neue Aktion, die aktuell in Indien getestet wird. Anstelle des in Deutschland bekannten kostenfreien Probemonats geht der Streamingdienst hier einen anderen Weg: Serienfolgen können kostenlos zum Test geschaut werden. Was es damit auf sich hat und wie Netflix sich allgemein je nach Land unterscheidet, zeigt dieser Artikel.
Was hat es mit dem neuen Angebot auf sich?
Wie der hier übliche Probemonat richtet sich auch dieses Angebot an Neukunden. Es ist gezielt in Indien verfügbar und bietet Folgendes:
- Erste Folge: zum Hereinschnuppern können sich Interessenten zum Beispiel eine Folge von „Bard of Blood“ anschauen. Dabei handelt es sich um eine indische Thrillerserie, die natürlich in erster Linie für das dortige Publikum interessant ist.
- Ziel: natürlich soll diese eine Folge die Nutzer ködern, ein Abo abzuschließen.
- Hintergrund: es ist bekannt, dass man Netflix in der Regel dreißig Tage kostenlos testen kann. Innerhalb des Probemonats haben Interessenten Zugang zu allen Inhalten. Viele Nutzer finden dieses Test-Abo jedoch zu aufwendig, sodass Netflix einen neuen Weg testet. Allerdings ist dieser Weg nicht so neu, wie er klingt. Schon in Mexiko und Kolumbien konnten Interessenten die erste Folge der spanischen Serie »Elite« kostenlos schauen.
Angesichts der neuen Konkurrenz, die aus dem Hause Disney und Apple auf den Markt strömt, muss Netflix nun versuchen, seine Position zu verteidigen. In Deutschland gibt es aktuell keine Probe-Episoden zum Testen und es wäre ohnehin fraglich, ob das funktioniert. Die bisherigen Gratis-Episoden sind sehr auf das jeweilige Land und die Kultur zugeschnitten. Zwar hat Netflix mit Dark und How to sell drugs online fast zwei beliebte deutsche Serienproduktionen im Angebot, doch ob sich die deutschen Zuschauer mit „Serien aus deutscher Produktion“ ködern lassen, ist eher fraglich. Hierzulande sind bei vielen Zuschauern Serien und Filme aus aller Welt gefragt, in die deutschen Produktionen wird dann hineingeschaut, wenn andere sie schon für gut befinden. Gerade US-amerikanische Serien machen den Großteil aus.
Lässt sich in Deutschland auch US-amerikanisches Netflix schauen?
Generell prüft Netflix von welchem Ort ein Nutzer auf den Dienst zugreift. Somit ist es eigentlich nicht möglich, mit dem eigenen Account auf das britische, indische oder auch amerikanische Netflix zuzugreifen. Die eigene IP setzt die Ländersperre in Kraft und deutsche User müssen draußen bleiben. Dennoch gibt es natürlich Möglichkeiten. Das sind dieselben, die TV-Freunde schon seit Jahren nutzen, um etwa das britische BBC-ONE, den BBC-Player und auch HULU zu schauen:
- VPN: die Lösung ist ein VPN (virtual private network). Das ist ohnehin für den privaten Internetgebrauch sinnvoll, da es die eigene Onlinesicherheit erhöht. Ein VPN bietet aber nicht nur Sicherheit und den Schutz vor der Nachverfolgung, es bietet auch die Option, die eigene IP zu ändern und so eventuell in den Genuss der US-amerikanischen Variante zu kommen.
- Landeskennung umgehen : mit vielen herkömmlichen VPN-Lösungen, in die man sich einwählte und geschickt eine Landes-IP aus einer Liste auswählte, funktioniert das moderne grenzenlose Streaming oft nicht mehr. Netflix erkennt die Provider ebenso wie die BBC oder HULU und sperrt sie aus.
- Lösung: es gibt keine totsichere Lösung. Netflix und Co. arbeiten immer wieder daran, die Provider zu sperren und somit den Zugang zu verhindern. Nutzer müssen also ebenso schnell neue VPN-Dienste finden, die bislang noch nicht auf der Blacklist der Streaming-Anbieter stehen. Es gibt aber etliche Abo-Modelle von VPN-Dienstleistern, die eine gute Lösung bieten, da auch sie daran arbeiten, beständig ihre Provider zu wechseln.
Die Lösung via TOR oder einem Proxiserver kann i.A. nicht empfohlen werden. Nicht nur erkennt Netflix beide Modelle nicht an, TOR-Angebote sind meistens auch viel zu langsam, um wirklich zu streamen.
Netflix ist nicht in jedem Land gleich
Wer sich nicht zwischendurch mit Netflix-Nutzern aus anderen Ländern unterhält, dem wird es kaum auffallen. Die großen Serien und Eigenproduktion – etwa Stranger Things oder 13 Reasons Why – starten alle weltweit. Wer allerdings genauer hinhört und hinschaut, der findet die Unterschiede. Das Angebot auf dem amerikanischen Markt ist beispielsweise wesentlich größer in Deutschland. Dafür gibt es auch Angebote, die in den USA oder auch in Großbritannien früher aus dem Katalog verschwinden. Das hat Gründe:
- Rechte: externe Produktionen kauft Netflix für einen begrenzten Zeitraum. Die Rechte werden aber nicht weltweit gleich vergeben, sondern oft kontinental oder länderweise geregelt. So gibt es Serien, die in England oder den USA aus dem Programm verschwinden, in Deutschland aber noch Monate verfügbar sind.
- Übersetzung: warum ist das Angebot in den USA so viel größer? Das hat natürlich auch mit den Tonspuren zu tun. Sicherlich lässt Netflix starke Serien und Filme synchronisieren, sofern das nicht zuvor schon geschehen ist. Andere werden aber nur in bestimmten Sprachen ausgestrahlt und dann in manchen Märkten gar nicht erst ins Angebot aufgenommen.
Für viele Nutzer spielt das eingeschränkte Angebot keine Rolle, immerhin ist es so schon kaum möglich, Netflix „leerzuschauen“. Ärgerlich ist es nur, wenn Kunden an ganz bestimmten Inhalten interessiert sind, die sie über das deutsche Netflix aber nicht bekommen.
Der Zugang ist nicht ohne Risiko
Wer wirklich das amerikanische Netflix schauen möchte, der muss über einen VPN-Dienst gehen und hoffen, dass Netflix diesen nicht zu schnell erkennt. Eine absolute Garantie, dass es funktioniert, gibt es nie. Wirklich legal ist der Zugriff zudem auch nicht, sodass es im (unwahrscheinlichen) Ernstfall zu Problemen mit dem eigenen Account kommen könnte. Ob der Zugriff auf den US-Server und die hier nicht gezeigten Serien es wert sind, eventuell gar kein Netflix mehr zu haben, muss jeder für sich entscheiden. Ein VPN-Dienst hingegen kann allein schon aus Sicherheitsgründen sinnvoll sein. Dass man Inhalte, die nur für die USA, Großbritannien oder auch Kanada gedacht sind, auch aus Deutschland aus streamen kann, ist da noch ein Bonus.
Wer gerne über Serien und Filme der verschiedenen Streaminganbieter Netflix, Amazon Video, Apple TV+, Disney Plus, etc. diskutieren möchte, kann dies bald auf Netflixblog.de tun.