IT- und Netzpolitik ist in China auch immer Innen- und Geopolitik. Gerade die Dominanz von amerikanischen Konzernen wird im Reich der Mitte ungern gesehen. Die Staatsführung ist deshalb bemüht, chinesische Alternativen zu Google, Windows, Facebook und Co. zu pushen, die sich im zweifelsfall besser kontrollieren lassen (zur Not, wie bei den sozialen Netzwerken, auch einfach durch Verbote).
Chinas Antwort auf Microsoft ist ein Linux basiertes Betriebssystem namens NeoKylin. NeoKylin soll insbesondere im öffentlichen Sektor und im Bildungsbereich zum Einsatz kommen, hat sich aber auch in der Bevölkerung zur beliebtesten Windows-Alternative entwickelt. Mittlerweile verkauft sogar Dell in China rund 40% seiner PCs mit NeoKylin statt Windows.
Das Online-Magazin Quartz hat sich das chinesische Betriebssystem einmal näher angeschaut und ist zum Schluss gekommen: NeoKylin ist zu großen Teilen ein dreister Windows XP Klon.
Die Ähnlichkeiten sind tatsächlich nicht zu übersehen, vom Startmenü über die Desktop-Icons bis hin zu den Schaltflächen zum Minimieren von Fenstern. Sogar die Bezeichnungen sind identisch wie bei Microsoft: Dieser PC, Eigene Dateien, Papierkorb, Systemsteuerung usw. (natürlich auf Chinesisch).
Eine Linux-Version von Minesweeper ist vorinstalliert, außerdem ein Office Paket mit einer Textverarbeitung, einer Tabellenkalkulation und einem Präsentationstool, deren Icons verdächtig nach Word, Excel und Powerpoint aussehen (siehe oben)
Darüber hinaus soll NeoKylin aber nicht besonders nutzerfreundlich sein. Es gibt nur relativ wenige Anwendungen, die Installation vieler Programme (etwa Googles Chrome Browser) ist verboten.
Dass sich NeoKylin an Windows XP (sagen wir mal vorsichtig) „orientiert“ ist durchaus verständlich. Der Windows Klassiker ist in China außerordentlich populär und kommt noch immer auf rund 27% Marktanteil, obwohl der offizielle Support seitens Microsoft längst eingestellt wurde.
Aktuell unternimmt Microsoft große Anstrengungen um Windows 10 auf dem chinesischen Markt zu etablieren. Auch das funktioniert nicht ohne Zugeständnisse an die Staatsführung: Speziell für das Reich der Mitte wird es eine Windows 10 Version geben, auf der statt Bing (oder Google) die chinesische Suchmaschine Baidu voreingestellt ist.
Nachbildungen bekannter Betriebssysteme gibts aber zu Hauf. Ein bekannter Win7-Klon ist z.B. Zorin OS, einer von OSX ist Elementary OS und Chromixium ist eine Nachbildung von Chrome OS. Von der Sichtweise her ist das also nichts Außergewöhnliches. 😉
Ach bitte… Eine top Kopie von OSX ist definitiv Red Star 3 =P
http://winfuture.de/news,80164.html#sci1391679946,570,428,9705
Oder Deepin oder Pinguy OS. 😉
„Dreiste Kopie“ oder „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung“? Das ist hier die Frage. ^^
Da man von den Chinesen sonst eh nichts kennt außer zu kopieren und sie gleichzeitig das, was sie kopieren als schlechter darstellen, kann man wohl kaum von Anerkennung sprechen.
Ganz dreist geklaut. Nicht mehr und nicht weniger!
Weshalb du das mit Qualität in Zusammenhang bringst, frage ich mich hiermit offenkundig; es geht um Nachahmung, und da spielt die Qualität keine Rolle. Vielmehr: Weshalb wird XP nachgeahmt? Weil es beliebt ist, und nicht, weil es das beste oder neueste ist. Entsprechend möchte ich meinen, dass es in dem Fall durchaus eine anerkennende Geste, das OS nachzuahmen, sein kann.
Übrigens: Der stereotype Chinese, der all unsere wunderbaren Entwicklungen mies kopiert, ist doch irgendwann mal ausgelutscht, oder?
Kann ich noch nicht, danke; insbesondere die große Verbreitung dieses Linux-Version erstaunt mich.