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Microsoft AGB-Änderungen rufen Hysterie aus

Das Internet kann schon ein komischer Ort sein. Ein Ort an dem sich viel empört wird und diese Empörung meist nur bis zur nächsten Empörung anhält. Das Thema Datenschutz ist dabei häufig ein Lieblingsthema. Der Facebook-Datenskandal hat eine enorme Shitstorm-Welle ausgelöst, weil Facebook Daten an Dritte weitergegeben hat. Die Firma, die die Daten erworben hat, soll sie zur Beeinflussung der US-Wahl im letzten Jahr genutzt haben, was dem Vorfall extra Brisanz verleiht.

Was immer wieder spannend zu beobachten ist: Die wenigsten Kritiker haben nur den blassesten Schimmer gegen was genau sie sich empören. Meist wird dann alles in einen knackigen Satz gepackt, wie ” Scheiss Facebook spioniert uns aus/klaut unsere Daten”. Dass das “ausspionieren” oder “klauen” von Daten bei vielen Firmen aber schon seit Jahren in den AGBs steht und das zentrale Geschäftsmodell darstellt, das blenden jene “Quartalskritiker” aus.

Leider befeuern wir Medien solche Empörungswellen, denn sie bringen mehr Traffic (Klickzzzz). “Facebook klaut Daten, verkauft sie an Wahlmanipulatoren” klingt besser als “Facebook macht seit Jahren das Gleiche wie immer > Link AGBs”.

Dies bedeutet nicht, dass die Firmen unschuldig sind oder, dass Datenschutzprobleme nicht in die Öffentlichkeit getragen werden sollen(im Gegenteil: Das ist Pflicht). Es heisst nur, dass man nicht immer wie eine aufgeschreckte Henne durch die Gegend rennen muss, wenn eine große Publikation mal wieder einen “Skandal” veröffentlicht, sondern prüfen sollte, was genau und ob überhaupt irgendetwas wirklich neu und problematisch ist.

Microsoft ändert AGBs – Gibt es ein Problem?

Nach diesem langen Vorwort, kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Artikels. Microsoft hat seine AGBs geändert und verbietet z.B. die öffentliche Nutzung von “beleidigender oder aufallender Sprache”, “Zeigen von pornografischen oder gewaltverherrlichenden Inhalten” für seine Xbox Live Dienste, Office 365 und Skype. Hier ein kleiner Auszug:

Im Abschnitt “Verhaltenskodex” haben wir klargestellt, dass die Verwendung beleidigender Sprache und betrügerischer Aktivitäten verboten ist. Wir haben außerdem klargestellt, dass Verstöße gegen den Verhaltenskodex durch Xbox Services zu Aussetzungen oder Verboten durch die Teilnahme an Xbox Services führen können, einschließlich der Verwirkung von Inhaltslizenzen, Xbox Gold-Mitgliedschaftszeiten und Microsoft-Kontoständen, die mit dem Konto verknüpft sind.

Und:

Zeigen oder verwenden Sie die Dienste nicht öffentlich, um unangemessene Inhalte oder Materialien (z. B. Nacktheit, Bestialität, Pornografie, beleidigende Sprache, Grafikgewalt oder kriminelle Aktivitäten) zu teilen.

Nun haben diverse Seiten die Kritik geäußert, dass man ja nun keine Sextelefonate mehr mit seinem Partner über Skype führen dürfe, weil “ausfallende Sprache/pornografischer” Inhalt. So wie ich die Änderungen lese,  beschränken sich die Verbote auf den öffentlichen Gebrauch. Darunter fallen keine Privatgespräche, aber sehr wohl Mixer oder Twitch-Stream,  bei denen ihr euren Dödel zeigt.

Dieses Szenario – das Sextelefonat-Verbot- passt natürlich perfekt in die Schlagzeilen-Geilheit, die ich im Vorwort beschrieben habe, ist aber meines Erachtens nach völlig falsch.

AGBs sollten klarer formuliert sein

Es gibt dennoch Kritik von meiner Seite. Die AGBs von Microsoft sind sehr schwammig formuliert. Office 365 soll ebenfalls von diesen Verboten betroffen sein. Was bedeutet das für meinem Microsoft Teams Chat bei dem ich einen “Porno-Meme” einsetze oder “Verf*ckte Scheisse” sage? Wird dann mein Account gebannt?

Microsoft “kann auch die Zustellung einer Kommunikation (wie E-Mail, Dateifreigabe oder Sofortnachricht) an oder von den Diensten blockieren, um diese Bedingungen durchzusetzen, oder wir können Ihre Inhalte aus irgendeinem Grund entfernen oder die Veröffentlichung verweigern.”

Antwort: Ja.

Realistische Antwort: Wenn sich jemand bei Microsoft beschwert, vielleicht.

Die Beschwerde wird realistischerweise von irgendjemanden angestoßen, denn Microsoft durchforstet nicht das ganze Internet –  wollen sie auch nicht:

“Wir können jedoch nicht die gesamten Services überwachen und versuchen dies auch nicht.”

Microsoft sollte sehr viel klarer formulieren, was die AGBs bedeuten und die Hintergründe für die Änderung erläutern. Die Redmonder haben bei Verstoß das Recht die Inhalte des mutmaßlichen Übeltäters zu prüfen. Dies kann die Privatsphäre verletzen, weswegen es sehr wichtig ist, dass Microsoft konkret wird.

Für die allermeisten Personen ändert sich durch die AGB-Änderung rein gar nichts. Die Situationen, die von einigen Medien beschrieben werden, sind größtenteils falsch, da der Privat-Verkehr nicht betroffen ist.

Für Streamer sehe ich hier schon mehr potentielle Gefahren. Es gehört einfach zu manchen Channels dazu, dass geflucht wird – sollte man das unterbinden?

Wer sich eine Zusammenfassung der Änderungen durchlesen will, klickt hier.

Zeige Kommentare

    • Einen ähnlichen Fall gab es schon vor einiger Zeit auch bei OneDrive. Freigeben von Dateien ist öffentliche Nutzung! Ist aber auch irgendwie logisch. Wie es sich bei Gruppenchats verhält, weiß ich nicht... da ist der Nutzerkreis ja eigentlich klar eingegrenzt. Freigegebene Dateien kann aber jeder aufrufen, der den Link kennt.

  • Sehr guter Artikel, der auch die konkreten Stellen der AGBs aufzeigt und klärt, dass es hier tatsächlich um "öffentliche" Inhalte geht. Was privat "geskypet" wird, bleibt privat. ;-)

    • Finde nicht, dass beide Fälle in einen Artikel gehören. Den Facebook-Skandal zu verharmlosen, indem man ihn damit rechtfertigt, dass es das Kerngeschäft dieses Saustalls ist und man doch die AGBs akzeptiert hat und mit den dämlichen Shitstorms auf Microsofts AGB-Änderungen in einen Topf wirft ist schon eine interessante Beobachtung. Letztendlich kommt ausgerechnet Android, das Facebook bereitwillig Tür und Tor geöffnet hat, völlig ungestraft dabei weg. Ein Schelm, der dabei an Korruption denkt.

  • Ich denke, gerade Deutschland dürfte der Treiber solcher AGB-Änderungen sein. Stichwort Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Die Anbieter haben verständlicherweise wenig Bock darauf, zwischen den Stühlen zu sitzen, nach dem Motto: verhalte ich mich gesetzeswidrig in Deutschland oder verhalte ich mich vertragsbrüchig gegenüber meinem Kunden?

  • Eigentlich zeigen diese ganzen "Skandale" eines ganz deutlich und das sage ich schon immer, sie alle sammeln und werten alles an Daten aus was sie kriegen können.
    Da braucht sich keiner mehr die Illusion machen das MS da besser ist als Google, Apple oder Facebook.
    Wer Angst um seine Daten und Privatsphäre hat muss komplett Offline gehen, falls nicht geht man das Risiko ein einmal Teil eines solchen "Skandals" zu werden.

    • Absoluter Unsinn! Lüge dir nur weiter in die eigene Tasche. Microsoft und Apple in einen Topf zu werfen mit Android und Facebook, dazu gehört schon ein immenses Verleugnungspotential. Das braucht man wohl, um sich für Android oder Google Chrome zu entscheiden. Die Eltern gehören weggesperrt, die ihre Kinder dieser Datenkrake aussetzen unter dem Vorwand es sei für die Bildung. Welche Bildung die wohl meinen?

      • Du musst dich gerade melden. Schreckst ja schon nicht davor zurück, den Nick eines Mitgliedes zu missbrauchen. Du bist also befangen in dieser Sache....Ösi.

      • In letzter Zeit läuft irgendwas bei dir mal wieder gewaltig schief.
        Muss man sich Sorgen machen?

      • Upps, da hat wohl einer seine Kommentare gelöscht….?
        „Die Eltern wegsperren“ ist zwar eindeutig überzogen, aber ansonsten hast Du komplett Recht, Ahoiiii.

        • Klar ist das überzogen. Überziehen ist ein Stilmittel, das besonders gerne die Gegner von Microsoft in ihren Artikeln und Kommentaren verwenden. Die haben aber kein Alleinanspruchsrecht darauf. 😉

      • Verdammt, muss ich jetzt jedes mal die iiiiiiiiis zählen, um zu wissen wer wer ist?

        • Zählen musst du nicht. Mein Nick ist das Original mit 8 iiiiiiii. Rein optisch daher sofort zu erkennen und zu unterscheiden am kürzeren Nick.

        • Genau, guter Tipp an SpeckBrettl. Er hat deinetwegen schon so einen Hals, denn du bist der Auslöser seines verständlichen Ärgers und du meinst, er soll einfach auf Freundlichkeit achten. Was hältst du davon, wenn du diesen schlechten Clone meines Accounts löschen lässt und dir einen Nick gibst, in dem du endlich Freundlichkeit und Argumentation unter beweis stellen kannst. Dir ist bisher durch deine Aktion nur wichtig, meinen Nick zu missbrauchen und durch Verwirrung meine Argumentation zu verwaschen. Dass die Verantwortlichen dieses Blogs das tolerieren ist schon nicht weniger skandalös als das was bei Facebook passiert. Wohingegen bei Facebook entschuldigt man sich und zieht die Konsequenzen.

  • Solche Richtlinien und Nutzungsbedingungen gibt es bei jedem Anbieter.
    Und das nicht erst seit heute.
    Das Problem....die meisten lesen das alles gar nicht...und begreifen auch nicht
    das ihr kostenloser Online-Speicher nicht ihr persönliches Eigentum ist.
    Sondern sie nur die Nutzer eines Dienstes sind, der von einem Anbieter
    angeboten wird...und dieser Anbieter auch die Regeln bestimmt.Das "digitale Hausrecht"
    auf seinem Dienst hat....und niemand sonst.
    d.h.
    Wenn Amazon oder Google oder MS oder Facebook oder wer auch immer heute in seine
    Nutzungsbedingungen schreiben würde, dass auf seiner Plattform keine Textdokumente
    mehr gespeichert werden dürfen, die den Buchstaben"A" enthalten. Und Dokumente
    die trotzdem ein "A" enthalten gelöscht werden....dann ist das einfach so.
    Wenn der Anbieter bestimmte Sachen eine gewisse Zeit lang eher an der langen Leine
    laufen lässt, aber bei Missbrauch die Zügel anzieht um seine Regeln durchzusetzen
    braucht sich darüber niemand aufzuplustern. Ziel eines Shitstorm sollten daher
    eher diejenigen sein, die ein Angebot missbraucht haben. Hatten wir
    schon einmal bei OneDrive und der Reduzierung des Speicherplatzes. Weil einige
    Knalltüten da Terabytes an geklauten Fimen hochgeladen hatten und diese munter
    shareten. Bis MS dem Treiben ein Ende setzte.

    Denn der Anbieter ist derjenige der die Regeln festlegt...wem das nicht gefällt
    muss sich eben nach etwas anderem umschauen.

    • Bin total bei dir. Nur glaube ich nicht, dass "shareten" tatsächlich ein Wort ist. :-P Ansonsten Daumen hoch.

  • „bei denen ihr euren Dödel zeigt“
    Vielen Dank, das hat mir gerade irgendwie den Tag versüßt. 😀

  • Teilweise sind die Anbieter, soweit mir bekannt, also Google, Apple und MS, Amazon, FB, auch gezwungen, zumindest Bilder auf Pornografie bzw. besonders Kinderpornografie zu scannen. Dann könnte natürlich jemand jammern und sagen, dass das nicht in den AGBs stand. Auch ein Grund, die AGBs anzupassen.
    Wichtig ist das Wort "öffentlich". Auch Chats können ab einer gewissen Größe schon Öffentlichkeit bedeuten. Ich würde persönlich hier die Grenze bei 200-400 Personen ziehen - ein kleines Dorf, die Menge an Personen, die man gerade noch wirklich persönlich kennt und die Kontakte auch pflegt/pflegen kann. Das ist schwierig. Insofern habe ich schon Verständnis für eine gewisse Schwammigkeit, und - üblich für die USA - werden die genauen Grenzen immer erst hinterher vor Gericht ausgehandelt.

  • Die AGBs gelten NICHT für Office365 Business!
    Nur für Outlook/Onedrive Personal und Free.

    • Das ist korrekt...nur bei Consumerangeboten wird gescannt.
      Bei kommerziellen Angeboten (Business) unterbleibt das....bei allen Anbietern.
      Sonst wäre der Cloud-Markt nämlich ganz schnell gestorben.Dafür gelten dort
      aber andere Regeln und Vertragsgrundlagen.

      Aber auch das wird bei keinem Anbieter verheimlicht...nutzt nur alles nichts,
      wenn im Consumerbereich niemand die AGB's liest, sondern einfach wegklickt.

      Da gab es AFAIR mal in England vor ein paar Jahren ein Experiment.
      Da stand in den AGB's alles mögliche drin, die Nutzer hätten sich um Kopf und
      Kragen, Haus und Hof gebracht.....hat nur keiner gemerkt, Weil eben niemand
      die ABG's gelesen hat.

      • Das gilt doch inzwischen nicht nur für die AGBs. Unmöglich ist doch inzwischen auch die Praxis mit den Cookies. Wie solche Praktiken sich heute überhaupt noch durchsetzen können, bei der angeblichen Datenmissbrauchsempfindlichkeit der Verbraucher (engl. Consumer).
        Aber sich aufregen über das angeblich doch so aggressive Windows 10 Upgrade von Windows 7.

  • *Freigeben von Dateien ist öffentliche Nutzung!*
    Das ist so nicht korrekt! Streng genommen ist die Definition von *öffentlich* irgendwo da anzusetzen wie es in den Kommentaren von eisphinxx und Ex-Microsoftie ( wie bei Leo u LeChef und natürlich auch einigen Anderen immer wieder Top Kommentare *thumbs up* ) beschrieben wird.
    Auch wichtig dabei in welchem Bereich des www wir uns bewegen, ich glaube da gibt es Unterschiede ab wann etwas als öffentlich gilt.
    Was Ihr Euch immer vor Augen führen müsst das MS als einer der letzten die AGBs geändert hat was das Mitlesen bsplweise der E-Mail Korrespondenz angeht. So vor ca zweieinhalb - drei Jahren wurde dort gravierender Einschnitt betrieben, einmal zu Werbezwecken und auch aus vermeintlichen Sicherheitsgründen.
    Insgesamt ein sehr heikles Thema wo mir des Öfteren mal die Hutschnur platzt . . . Man sitzt quasi immer in der zweiten Reihe bei sowas wenn es mal ernst wird. Viel zu leichtsinnig preschen wir da mancherorts durchs Netz und sollten viel mehr Dinge genauer hinterfragen.

    • Openmailbox.org, duckduckgo & tor. :) das ist die sicherste Kombi, die du haben kannst... 🙌🏻

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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