Microsoft Lumia 950: Eine wahr gewordene 280 Euro Flaggschiff-Utopie

Wir schreiben das Jahr 2015:

Seit fast anderthalb Jahren warten Windows Phone-Fans nun schon ungeduldig auf ein neues Lumia-Flaggschiff. Dann machen endlich erste Leaks die Runde – doch die Begeisterung über die ernüchternde Optik ist auch unter Fans -freundlich ausgedrückt- eher verhalten.

Als das Microsoft Lumia 950 (XL) dann im November letzten Jahres an den Handel ausgeliefert wird, steht eine für nicht Wenige äußerst abschreckende Zahl auf dem Preisschild: 599 für das kleine und gar 699 Euro für das große Lumia-Flaggschiff dürfen ausgehungerte Endkunden für eines der neuen Oberklasse-Lumias berappen.

Wer nicht gerade von einer Aktion profitiert, zahlt nochmals über 100 Euro für das optionale Display Dock und weitere 50 Euro um sein teuer erstandenes Flaggschiff „dank“ Mozo Cover in ein auch optisch recht ansprechendes Äußeres zu kleiden.

Zwar spielen die beiden 950er technisch gesehen (selbst mit Einschränkungen auch heute noch) ganz vorne mit, doch optisch erweisen sich die Neuen für nicht wenige Fans und Kritiker als mittlere Katastrophe – vom (damals) noch recht unfertig wirkenden Windows 10 Mobile einmal abgesehen.

Ich persönlich habe das Ganze niemals als so dramatisch empfunden, selbst die Leaks hatten mir damals ganz gut gefallen, wenngleich das eigenwillige blaue Modell niemals Marktreife erlangt hat. Übel genommen habe ich Microsoft daher damals eigentlich nur, dass man sich von den bunten Farben verabschiedete und das Geschäft mit den austauschbaren Backcovern komplett in die Hände von Drittanbietern (allen voran Mozo) gelegt hatte.

In der letzten Woche habe ich dann, wie wohl viele bisher zurückhaltend agierende Windows Mobile-Fans auch, dann doch zugeschlagen: Im Rahmen eines unglaublich Media Markt Deals habe ich das Microsoft Lumia 950 für mehr als preiswerte 279 Euro für private Zwecke erwerben können und dank einer zeitlich begrenzten Aktion das Display Dock kostenlos dazu bekommen.

Nochmal zum Vergleich: Im November 2015 hätte ich für die Kombination aus Smartphone, Docking Station und einem Mozo Cover etwa 750 Euro bezahlt, einen Hunderter mehr, wenn es die XL Variante geworden wäre, doch das war einmal.

Dramatische Preisgefälle sind allerdings auch im Konkurrenz-Lager keine Seltenheit (außer vielleicht bei Apple, dort sind die Preise relativ stabil, wenn man sich nicht gerade für ein iPhone 5C entschieden hat): Selbst das Samsung Galaxy S6 kriegt man mittlerweile für deutlich unter 400 Euro und das bei einer UVP von mindestens 699 Euro noch im April letzten Jahres. Gut, mittlerweile gibt es anders als beim Lumia 950 (XL) einen Nachfolger, aber unabhängig davon zeigt auch hier das Preisbarometer tendenziell steil nach unten.

Nehmen wir einfach mal Folgendes an: Microsoft hätte im November letzten Jahres ein Flaggschiff verkauft, das nicht mal 300 Euro, ok sagen wir 400 Euro gekostet hätte und direkt ab Werk in schicker Leder-Optik gekleidet gewesen wäre, wie hätten dann die Reaktionen in den eigenen Reihen und auch darüber hinaus ausgesehen?

Vermutlich nicht durchgehend anders als es tatsächlich gekommen ist, doch Fakt ist: Ich halte jetzt im Juni 2016 ein immer noch TOP ausgestattetes Smartphone in den Händen, dessen Kamera eine Wucht, dessen Display erste Sahne ist und in ein Mozo Cover gehüllt tatsächlich so etwas wie Premium-Feeling vermittelt – und das für 280 Euro. Dass mit Continuum und Windows Hello auch noch mehr oder weniger sinnvolle Alleinstellungsmerkmale drinstecken, sollte auch nicht unterschlagen werden.

Was will der Autor aber nun eigentlich mit diesem Beitrag sagen? Nun, dass wir eben nicht mehr Ende 2015 haben. Sieben Monate später haut Microsoft seine Flaggschiffe teilweise zu Dumping-Preisen raus, selbst im offiziellen Microsoft Store kostet das Lumia 950 XL mittlerweile 200 Euro weniger. Beim Surface Book gibt es bei Cyberport ein Lumia 950 kostenlos dazu, wer ein Lumia 950 XL vor einigen Wochen in Kanada erstehen wollte, bekam im Rahmen einer Aktion ebenfalls eines gratis obendrauf. Klingt nach Ladenhüter, nach Ausverkauf und Schicht im Schacht.

Doch es ist aus meiner persönlichen Sicht vielmehr so: Ein Flaggschiff zu diesem Preis – das ist auch heute noch, in Zeiten in denen die Marktanteile von Windows Mobile Monat für Monat in den meisten Märkten weiter einbrechen, eine unglaubliche gute Entscheidung gewesen. Den Kauf habe ich keinesfalls bereut, denn mittlerweile läuft Windows 10 Mobile wesentlich runder, das App Angebot ist immer noch lückenhaft aber an vielen Stellen auch erwachsen geworden (Facebook, Instagram…) und ein Ende von Windows Mobile erscheint, trotz dem wahrscheinlichen Ende der Lumia-Reihe, nahezu ausgeschlossen.

Noch nie gab es mehr Windows Phone für so wenig Geld – warum also nicht einfach zugreifen? 

Dies ist ein Meinungsartikel. Die Ansichten des Autors decken sich nicht zwingend mit denen anderer Mitarbeiter von WindowsUnited.