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Lumia 950 Ersatzakku kaufen: Original oder Dritthersteller? Wir haben den Vergleich gemacht

Die Tage für die Lumia-Reihe sind gezählt. Im Dezember 2019 soll der offizielle Support durch Microsoft endgültig beendet werden. Trotzdem wollen viele Besitzer des Flaggschiffs dem Gerät zumindest bis dahin treu bleiben. Das Lumia 950 kann bis dahin auch durchaus technisch mit anderen Mittelklassegeräten mithalten. Das Betriebssystem und dessen Nutzen sind umstritten, doch man kann nicht abstreiten, dass diesem Lumia technische Feinheiten mitgegeben wurden, auf die man nur ungern verzichtet. Eventuell notwendige Reparaturen können auch Fortgeschrittene – je nach Schaden sogar Anfänger selbst durchführen. Dual-SIM, Speicherkartenerweiterung mit SDXC, eine immer noch sehr gute Kamera, ein klares Display und ein austauschbarer Akku.

Letzteres ist leider auch der Grund für sämtliche Probleme, die mit der Zeit bei Smartphones auftreten können. Bei dem Lumia 950 kann es zu plötzlichen Restarts kommen oder kompletten Abstürzen, bei denen sich das Smartphone weigert wieder zu starten, kurze Freezes, träges Erwachen aus dem Standby oder andere Fehlfunktionen, deren Ursprung man eventuell nicht als erstes im Akku vermutet.

Die Suche nach einem geeigneten Lumia-Ersatzakku

Aus diesem Grund suche ich seit langer Zeit nach Ersatzakkus. Zunächst scheint es eine gute Idee zu sein, wenn man einen originalen Akku kauft. Dieser kostet zwar 20€, aber man kann sich sicher sein, dass dieser auch aus dem alten, schwächelnden Begleiter wieder ein Smartphone macht, wie man es kennengelernt hat. Doch falsch gedacht! Wenn man bei den bekannten Händlern nach originalen Akkus sucht, dann stößt man immer auf das Versprechen, es handle sich um ein Original. Wenn man das vermeintliche Glück hat, tatsächlich einen originalen Akku zu erhalten, dann wird man meistens gnadenlos enttäuscht. Denn die originalen Akkus sind meistens überlagert und alt oder „nur“ ein Jahr alt, aber unter falschen Bedingungen gelagert worden.

Getestet werden sie vom Händler meistens vor dem Versand nicht und wenn doch, dann sicherlich nicht richtig, wenn kein Messplatz zur Verfügung steht. Wenn man ein wenig mehr Glück hat, dann erhält man vielleicht einen gefälschten Akku. Diese sind nämlich meistens um einiges frischer, aber eben nicht original. Die Schutzfunktionen sind die gleichen und die Kapazität ist zumindest vergleichbar. Aber bei einem Kauf im Netz ist es unmöglich vorherzusagen, ob es sich wirklich um ein Original handelt oder um ein gefälschtes.

Da man sich nie sicher sein kann, habe ich mich entschieden mal auf andere Firmen umzuschwenken, die offiziell das BV-T5E nachbauen. Zwei dieser Firmen habe ich mir vor einer Woche herausgesucht und zum Testen ein paar bestellt. Die Werbung ist vielversprechend. Qualität, Kapazität und Schutzmaßnahmen waren mir bei diesem Test besonders wichtig.
Die Akkus stammen von den Firmen VHBW und EnergyPal. Beide Firmen verkaufen sie für ca. 11€ bis 13€ bei bekannten Händlern im Internet. Während der VHBW in einem schlichten Design mit schwarzem Label und weißer Schrift auftritt, kommt der EnergyPal in einem frischen blau und verspieltem Logo daher. Beide sind mit den notwendigen technischen Details, den üblichen Sicherheitshinweisen (bei VHBW nicht nach DIN EN ISO 7010) und dem

„Made in China“ beschriftet. Das EnergyPal wirbt zudem auch noch mit „Premium“ und ISO-Zertifikaten.
Nun gut – Akkus verschwinden meist ziemlich schnell in einem Smartphone und werden weniger durch ihr äußeres Erscheinungsbild für gut oder schlecht befunden, also kommen wir zum Punkt.

Umgebung

Für alle Tests wurde mein Ersatz-Lumia verwendet. Auf ihm ist das aktuelle Backup meines Daily Driver installiert. Es handelt sich um das RM-1118 (Lumia 950 Dual Sim) mit der Hardwareversion 2.1.6.2 und Windows 10 Mobile 1709 Build 15254.248. Der SD-Slot ist mit einer halbvollen 32GB-SD-Karte ausgerüstet und die Simslots sind leer. Das Backup beinhaltet ca. 100 Apps in der Appliste. Während der Testläufe sind permanent WLAN und Ortung eingschaltet und die Umgebungstemperatur beträgt 22°C bis 25°C.

Schnelltest

Zu allererst teste ich meine neuen Akkus mit meinem sogenannten „Schnelltest“, der die kaputten oder „fertigen“ Akkus sofort enttarnt. Ich lasse ‚Ortung‘ und ‚WLAN‘ eingeschaltet und Bilder werden auf der Speicherkarte gespeichert. Im Anschluss mache ich 20 Fotos mit Blitz schnellstmöglich hintereinander. Die kurze aber kräftige Belastung des Lumias durch gleichzeitigen Zugriff auf Kamera, Blitz und Speicher sorgt dafür, dass die Stromquellen an ihre Grenzen gebracht werden und zeigen, wie konstant sie ihre Spannung halten können.

Lithium-Akkus müssen wirksame Schutzschaltungen gegen Tiefentladung und Überladung haben, da diese um einiges empfindlicher als NiMH oder NiCd Akkus sind und bei Defekten sogar gefährlich für die Gesundheit werden können, wenn sie platzen oder sich entzünden (Beispiele dazu fand man in den Medien). Mit diesem Schnelltest testen wir zum einen die Beständigkeit der Spannung und zum anderen die Schutzfunktion der Tiefentladung. Sollte das Smartphone während des Tests ausgehen, ist der Akku definitiv nicht alltagstauglich. Dann ist davon auszugehen, dass während der Nutzung ohne Zutun beispielsweise Neustarts durchgeführt werden.

Zum Schnelltest gehört auch der leichte Schlag auf den Akkudeckel während des Betriebs. Minimale Abweichungen in der Toleranz bei der Herstellung können schon Kontaktprobleme verursachen, die ebenso für Ausfälle sorgen können. Ein wenig primitiv, aber effektiv.

Kapazität

Batterie-Apps gibt es zu Hauf, aber keine mir bekannte, welche auch eine Funktion liefert, die den Akku auf seine Kapazität aktiv testet. Battery+ schreibt im Hintergrund Messungen auf, während ich manuell den Akku konstant entlade. Auf 100% geladen wird AwesomeTube gestartet und bei allen zu testenden LiIon’s das selbe Video mit voller Lautstärke abgespielt.

In diesem Fall ist es ein White Noise Video, in dem das Bild schwarz wird, damit sich nichts einbrennen kann. Dabei wird gemessen, wie schnell der Akku sich entlädt, bis er sich vollständig entladen hat. Nachdem sich das Gerät wegen zu geringer Ladung ausgeschaltet hat, wird es auf 60% aufgeladen und eine Navigation (im Stillstand) mit aktivem Bildschirm gestartet. Auch hier wird gemessen, wie lange es bis zur Abschaltung dauert. Bei allen Tests wird auch die Hitzeentwicklung grob kontrolliert. Erfahrungsgemäß wird das Smartphone bei Navigation deutlich heißer, weshalb ich nicht über 60% lade. Alle Messungen werden von Battery+ durchgeführt.

Ablauf

Der gesamte Test läuft wie folgt ab:

  • Akku einlernen (vollständigen Lade- und Entladezyklus durchführen)
  • Voll laden
  • Entladen (im Standby)
  • Voll laden
  • Schnelltest
  • Voll laden (Ladegeschwindigkeit messen)
  • Entladen mit White Noise
  • Aufladen auf 60%
  • Entladen mit Navigation

Test EnergyPal

Die gemessenen Spannungen der beiden noch nicht verbauten Akkus betrug 4,003V und 4,115V bei 100% Ladung.
Die EnergyPal-Akkus haben den ersten Teil des Schnelltests mit 20 Fotos problemlos bestanden. Einzig der „Rückenklopfer“ auf das Smartphone hat sehr oft für Ausfälle gesorgt.

Ursache ist vermutlich ein Chargenfehler, bei dem die (-) Kontakte unter den Plastikverkleidungen der Akkus verklemmt waren und die Kontaktklammern dadurch weiter auseinanderstanden als bei den (+) Kontakten. Beim Messen mit Messschieber und Fühlerlehre stellte sich heraus, dass die Kontaktweite größer war als die Kontaktzunge im Smartphone breit ist. Demzufolge klemmen die Kontaktflächen die Kontaktzunge nicht richtig ein, sondern berühren sie lediglich.

Mit etwas Feingefühl und einem sehr feinen Schraubendreher ließen sich allerdings die verklemmten Kontakte lösen und der Akku damit „reparieren“. Die Spannungen der schnellgetesteten EnergyPals hatten ihre Peaks zwischen 3,686V und 3,948V und waren somit noch okay.
Die Ladung dauerte deutlich länger als man es vom originalen Akku gewohnt ist.

Die durchschnittliche Ladung während eines Zyklus beträgt 35,54% pro Stunde während die Hitzeentwicklung kühl bis normal blieb. Offensichtlich ist Fastcharge noch Neuland für EnergyPal.
Im Standby entlud sich das Gerät mit durchschnittlich 3,1% bei 3,702V, während White Noise 16,26% und Navigation ganze 33,64% pro Stunde verschlangen. Die letztendliche Abschaltung fand bei 3-6% statt.

EnergyPal-Ersatzakku bestellen

Test VHBW

Die gemessenen Spannungen der beiden noch nicht verbauten Akkus betrug 4,315V und 4,192V bei 100% Ladung. Damit überschreitet ein Akku bereits die eigentliche Ladespannungsschwelle von 4,25V und schaltet etwas zu spät ab.

Eines der VHBW-Akkus hat den Schnelltest nicht bestanden. Bereits nach 11 Bildern schaltete sich das Smartphone aus. Bei weiteren Versuchen bereits nach 1-4 Fotos. Daraufhin wurde durch die Schutzmaßnahmen der Spannungsausgang abgeschaltet und es waren nur noch 0,770V messbar. In allen weiteren Tests hat dieser Akku zwar trotzdem bestanden, aber dass das System mit ihm instabil wird, ist sicher. Der zweite Akku von VHBW konnte Spannungen im Bereich von 3,784V bis 4,212V halten und war damit absolut im grünen Bereich.
Die Ladung ging schnell vonstatten mit einer durchschnittlichen Ladung von 68,97% pro Stunde.

Im Standby entlud sich das Gerät mit durchschnittlich 1,8% bei 4,191V , während White Noise 16,24% und Navigation 31,4% pro Stunde verschlangen. Die letztendliche Abschaltung fand bei 7% statt.

VHBW-Ersatzakku bestellen

Fazit

Der schöner gestaltete Akku von EnergyPal ist zuverlässig und ermöglicht ein stabiles Arbeiten. Die Fastcharge-Funktion fehlt leider und die Kapazität vom VHBW-Akku wird nicht ganz erreicht. Anfängliche Kontaktprobleme können für starke Frustrationen sorgen, wenn das Gerät sich öfter abschaltet und man nicht weiß, dass es nur am Kontakt liegt. Dafür kann man davon ausgehen, dass die von EnergyPal ausgelieferten Akkus vernünftige Schutzmaßnahmen bieten und in der Produktion die Toleranzen sehr niedrig gehalten werden.

Bei VHBW ist ein versteckter Mangel entdeckt worden, der ebenfalls für Ausfälle sorgen würde. Ein Akku erreicht definitiv nicht genug Leistung um die Spannung bei hoher Last über der Entladeschluss-Schwelle zu halten. Das muss aber kein roter Faden sein, der sich durch viele Akkus von VHBW zieht, das kann auch einfach nur Pech gewesen sein. Der andere Akku war sogar noch „frischer“ als die getesteten EnergyPal Akkus und konnte mehr leisten.


Wir danken unserem Unitie Maximilian für den ausführlichen Bericht.

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  • Ich habe mir vor vier Wochen über Amazon bzw. den dortigen Drittanbieter mobilschleuder einen Original-Akku bestellt, der allerdings seine knapp 30 Euro wert ist. Der Verbrauch in Betrieb ist endlich wieder normal, und im Standby hält der neue Akku gefühlt länger als ich es jemals mit dem Gerät hatte.
    Ein anderer angeblicher Originalakku über den Webshop akku500.info (oder so ähnlich) erwies sich davor aber als totaler Flop.

    • Habe ich mir auch schon auf Amazon angesehen. Der hat die besten (15) Bewertungen die sich wohl mehrere Händler mit ""mobilschleuder (30 Euro)teilen. Ebenso bietet mobilschleuder fürs 950er einen original Akku (inkl. Displaytuch) für 26 Euro an der aber etwas schlechtere (3) Bewertungen hat.......
      ??? Bietet hier mobildchleuder zwei unterschiedliche Qualitäten von Originalakkus an oder kann man sich den Preis aussuchen???

  • Danke für den Artikel. Wird vielleicht irgendwann einmal in Zukunft nützlich sein. Die beiden 950 XL hier sind erst seit diesem Jahr, 2018, in Betrieb, so dass sich die Frage nach einem Akku-Wechsel erst in evtl. drei Jahren stellen wird. Aber wenn erst einmal W10 ARM inoffiziell per Hack darauf zu laufen beginnt, braucht man Ersatzakkus bestimmt noch für das nächste Jahrzehnt. 😁👍

  • Wau geiler Test, und das für ein totes Handy System, hab für unsere 7 win Handys ohne Probleme die No Name Akkus eingesetzt leider ging das bei meinem 1020 nicht aber es hält, Oh wunder immer noch 7 Stunden

  • Ich hab mir vor zwei Wochen bei Mobilestar OG einen (so weit ich es beurteilen kann) originalen Akku für mein 950er gekauft. Scheinbar falsch gelagert. Jedenfalls muss ich damit zweimal am Tag an die Steckdose, obwohl der Akku sogar relativ "jung" wäre.

  • Rein aus Interesse , wenn ich mir 2017 ein Gerät gekauft habe und aus irgendwelchen Gründne nun der Akku schlapp macht, wie regelt MS den Garantiefall seitens ihrer Lumia, für die es keine Akkus mehr gibt?

    • Einfach bei b2x (=offizieller Support) anfragen. Hatte zwar noch kein Akkuproblem, aber andere Reparaturen, die im Garantiefall auch gratis und ausserhalb der Garantie günstig repariert wurden.

  • Hab noch ein neues Akku für Lumia 950 XL zu Hause liegen. Leider ist mein Handy kaputt gegangen und deshalb ist der Akku obsolet. Jemand der Interesse hat? (Preis 20€).

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veröffentlicht von
Leonard Klint

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