[Kommentar] Die Geburt des „Surface Phone“ ist (nicht) der Tod von Windows 10 Mobile

Wie begeht man für gewöhnlich in New Orleans eine Beerdigung?

Mit fröhlicher Musik und heiteren Tänzen, um das Leben der Verstorbenen (oftmals das eines Musikers) gebührend zu feiern. Heute fühle ich mich beinahe wie auf einer sogenannten „Jazz-Beerdigung“, nur dass der halb geschlossene Sarg noch in meiner Hosentasche verweilt und ich auch noch nicht wirklich angefangen zu tanzen habe, ich jedoch jederzeit von meiner Couch aufspringen könnte, um ausgelassen vor Freude durch den Raum zu springen.

Microsoft hat in China im Rahmen der WinHEC 2016 die Bombe platzen lassen und ein vollwertiges Windows 10 für ARM Prozessoren vorgestellt, der Grundstein für eine völlig neue Geräteklasse, der nun höchst offizielle Wegbereiter für das sogenannte „Surface Phone“, der heilige Gral, der „Ultimate Mobile Device“, auf den die mobile Windows-Welt seit langer Zeit gewartet hat und von der Nadella bereits vor einigen Wochen verheißungsvoll gesprochen hatte.

Als ich das erste Mal von dieser bahnbrechenden Meldung heute morgen lass, kamen mir zwei emotionale Schübe zugleich, gefühlvolle Gedanken die ich kaum in Worte fassen kann:

Zusammengefasst möchte ich diese einfach mal als meine ganz persönliche Arschtritt-Emotion bezeichnen:

So erhob sich der eine Fuß in Richtung Konkurrenz: „Hey Tim, was habt ihr dem diesmal entgegen zu setzen? Die Einführung der Funktionstasten beim nächsten iPhone?“ Der andere Fuß erhob sich im selben Moment allerdings in den eigenen Reihen: „Herr Nadella, Sie haben Windows 10 Mobile heute offiziell auf offener Bühne sterben lassen.“

Jetzt mag man natürlich nicht ganz zu Unrecht argumentieren, dass Microsoft das doch bereits schon vor einiger Zeit getan hat und den Fans in den Hintern getreten hat und die gute Dona Sarkar den am liebsten so schnell wie möglich weggefegten Dreckhaufen nur deswegen immer wieder neu verteilt hat, damit zumindest die letzten Fans noch bei der Stange gehalten werden.

Doch die Wahrheit ist: Windows 10 Mobile geht über, es stirbt nicht, es fusioniert und ist somit lebendiger als je zuvor.

Die Universal Windows Platform ist längst Realität, sie ist vor mir auf meinem Rechner und sie wird es auch in Zukunft in meiner Hosentasche bleiben, nur eben auf Geräten, die einfach alles (Mixed Reality) können und auf denen bereits bestehende und zukünftige Apps und Desktop-Programme gleichermaßen zu Hause sind.

Das Creators Update und das kommende Redstone 3 werden Windows 10 perfektionieren, so dass es über alle Geräteklassen hinweg ohne Einschränkungen nutzbar wird. Was nun aus Continuum wird, ich weiß es nicht. Es wird zweifellos weitere Opfer geben, doch lose Enden müssen manchmal einfach fallen gelassen oder in neuer Form weitergeführt werden und nein, ich rede mir das gerade nicht schön. Es ist vielmehr so, dass die Lösung die ganze Zeit vor Augen war, nur fehlten bislang die vollumfänglichen Möglichkeiten dazu, doch jetzt sind sie da.

Herr Nadella war und ist in meinen Augen ein guter Mann. Natürlich hat er sich nicht gerade viele Freunde unter Windows Mobile Fans gemacht, als es (u.a.) zum Aussterben der Lumia-Marke kam, doch der heutige Tag zeigt uns seine nun schon sehr bald Wirklichkeit werdende Vision, die keinesfalls von Anfang an in dieser Form so geplant war, ganz gewiss nicht.

Doch heute ist ein guter Tag ehrenvoll zu trauern, um danach mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht ins neue Jahr und damit in ein neues mobiles Zeitalter zu starten.

Dies ist ein Meinungsbeitrag. Die Meinung des Autors spiegelt nicht notwendigerweise die Ansichten von WindowsUnited oder anderer Mitarbeiter wider.