Das Surface ist mittlerweile DAS Vorzeige-Gerät von Microsoft. Nach dem sich mit dem Surface Pro 3 endlich auch der kommerzielle Erfolg einstellte, präsentiert uns Microsoft nun den kleinen Bruder des vielseitigen 2-in-1 Gerätes: das Surface 3. Kompakter und günstiger soll es sein und im Spektrum zwischen Tablet und Laptop etwas weiter auf der Tablet-Seite stehen. Ob die Rechnung aufgeht, erfahrt ihr in unserem Testbericht.
Design und erster Eindruck
Wenn man das Surface 3 zum ersten Mal in die Hand nimmt, merkt man sofort: Microsoft macht das nicht zum ersten Mal. Der Formfaktor wurde über viele Jahre perfektioniert ist nun, mit dem Surface Pro 3 und dem kleineren Surface 3, zu einem echten technologischen Highlight geworden. Das Konzept ist erprobt, das Design attraktiv, die Verarbeitung makellos. Das Gehäuse, bestehend aus einer matten Magnesium-Legierung, ist leicht, solide und elegant und liegt mit seiner konischen Form gut in der Hand. Die kritische Frage: ist dieses, nun ja, „Tablet“ wirklich 599 Euro (ohne Zubehör) wert, möchte ich hier schon spontan mit Ja beantworten.
Stylus-Stift: das Surface als Notizblock
Aber ein Surface als einfaches Tablet zu benutzen wäre natürlich vergeudetes Potential. Denn erst mit dem Sytlus-Stift und dem abnehmbaren Type-Cover wird der Tablet/Laptop Hybrid zum wohl vielseitigsten mobilen Computer auf dem Markt. Die zweite entscheidende Frage: Brauche ich das überhaupt? muss letztendlich jeder für sich beantworten. Wer allzu schnell „Nein“ sagt, hat aber vermutlich noch nie ein Surface ausprobiert.
Ich persönlich hatte bisher noch kein anderes Testgerät (abgesehen vom Surface Pro 3), dass sich so schnell und produktiv in eingefügt hat. Das Surface 3 ist kleiner als ein Din-A4 Heft und mit 622g leichter als ein Hardcover-Buch und somit der perfekte Begleiter für jeden Tag.
Den hervorragenden Stylus-Stift habe ich dabei sogar als das wertvollere Zubehör empfunden. Damit hat das Surface meine Notizblöcke fast komplett abgelöst, mit dem zusätzlichen Gewinn, dass ich meine Aufzeichnungen in einem OneNote Ordner beisammen hatte, statt als lose Blättersammlung über Wohnung und Büro verteilt. Dabei ist die Stylus-Technologie bei weitem nicht perfekt. Eine geringe Latenz ist immernoch spürbar, vor allem wenn man gerade zum Schreiben ansetzt und zumindest in Verbindung mit der OneNote App hatte der Stift auch immer wieder ärgerliche Aussetzer. Und doch kann man, alles in allem, gut und flüssig schreiben, fast wie auf Papier. Der Stift hat ein schönes Gewicht und liegt ganz natürlich in der Hand, die beiden Funktionsknöpfe ermöglichen einen bequemen Wechsel zwischen Stift, Radierer und Auswahlwerkzeug. Auch als Zeichentablett ist das Surface übrigens sehr gut geeignet – das nötige Talent vorausgesetzt.
Type-Cover: das Surface als Laptop
Das Surface wäre natürlich auch kein Surface ohne das abnehmbare Type-Cover. Das sitzt durch den Magnetverschluss bombenfest, hat eine brauchbare Tastatur und macht das Tablet im Handumdrehen zu einem kleinen Laptop. Wie bei der großen Surface Pro kann man die Tastatur dabei entweder flach auf den Tisch legen, oder die leicht angewinkelt mit einem Ende am Display-Rand befestigen. Aus ergonomischer Sicht finde ich keine dieser beiden Lösungen optimal: im ersten Fall hat man kaum Dämpfung, im zweiten Fall ist die Konstruktion ein wenig wackelig.
Von der Funktionalität her ist das Surface 3 tatsächlich ein vollwertiges Ultrabook, inklusive Tastaturbeleuchtung, USB 3.0 Anschluss und MiniDisplay Port. Aber stundenlang Arbeiten mit dem relativ kleinen 10,8 Zoll Display, dem winzigen Touchpad und der schmalen, dünnen Tastatur macht auf Dauer keinen großen Spaß. Sagen wir es so: Wenn man viel Tippen muss, ist das Surface Pro 3 als Laptop Ersatz schon ein gewisser Kompromiss – wenn auch ein verdammt guter. Das Surface 3 als Laptop Ersatz ist eher eine Notlösung – wenn auch eine verdammt gute.
Display
Das 10,8 Zoll Display mit einer Auflösung von 1920×1280 Pixeln hinterlässt einen guten Eindruck, ohne Wow-Effekt. Das IPS-Panel sorgt für ein schönes, scharfes Bild und angenehme Farben. Die etwas ungewöhnliche Auflösung erklärt sich aus dem Bildformat von 3:2, das wir schon von der Surface Pro 3 kennen. Das ist für die vielfältigen Anwendungen des Gerätes ein guter Kompromiss, hinterlässt aber einen kleinen schwarzen Balken, wenn man Filme in 16:9 schaut.
Unverständlich ist mir nur, warum sich Microsoft für ein glänzendes Display entschieden hat, das nicht mal sonderlich gut entspiegelt ist. Für ein Gerät, das man häufig unterwegs benutzt, auch draußen bei Sonnenlicht, ist das alles andere als optimal. Der Kickstand der Surface 3 hat nur drei verschiedene Positionen, im Gegensatz zur Surface Pro 3, wo die Neigung stufenlos verstellbar ist. Das ist kein schwerwiegender Kritikpunkt, aber eine Einschränkung, die sich ab und an bemerkbar macht. Zumindest habe ich ein ums andere Mal instinktiv zum Display gegriffen, um es je nach Lichteinfall und Sitzposition ein paar Grad nach vorne oder nach hinten zu neigen – bis mir eingefallen ist, dass das mit dem Surface 3 ja gar nicht geht.
Performance, Akku, Ausstattung
Was die Performance des kleinen Surface betrifft, waren im Vorfeld viele Leute skeptisch. Das Surface Pro ist dank seiner Intel Core Prozessoren ja praktisch ein vollwertiger PC, der in Sachen Leistung nichts zu wünschen übrig lässt. Die Intel Atom Prozessoren, die im kleinen Bruder zum Einsatz kommen, glänzen normalerweise durch andere Qualitäten: sie sind günstig, stromsparend und kommen ohne Lüfter aus. Dennoch versprach Microsoft, dass man von der Leistung der neusten Generation, des Atom x7, positiv überrascht sein wird. Sie haben nicht zu viel versprochen.
Dass Windows 8.1 auf dem Surface 3 butterweich läuft, ist wohl das Mindeste, das man erwarten durfte. Aber auch sonst fühlt man sich mit dem kleinen 2-in-1 Gerät in keinster Weise eingeschränkt. Apps laufen gut. Spiele laufen gut. Sogar Photoshop Elements läuft problemlos. Und das alles, wie gesagt, ganz ohne lärmenden Lüfter. Klar, für professionelle Bildbearbeitung sollte man zur Pro Variante greifen, der Durchschnittsuser wird aber auch am Surface 3 seine Freude haben. Einschränkung muss ich lediglich erwähnen, dass ich die teuerste Konfiguration mit 4 GB RAM getestet habe. Ob sich das Surface auch mit 2GB RAM so souverän schlägt, kann ich also nicht genau sagen. Der Arbeitsspeicher dürfte letztendlich aber ausschlaggebend sein bei der Wahl zwischem dem Einstiegsmodell (2 GB RAM, 64 GB SSD) und der high-end Variante (4 GB RAM und 128 GB SSD).
Im Zeitalter der Cloud verliert der interne Speicher ja zunehmend an Bedeutung. 128 GB sind auf jeden Fall mehr als genug, dank microSD-Erweiterung und 1 TB OneDrive Speicher (mit der beiliegenden Office 365 Lizenz) dürften aber auch 64 GB für die meisten Nutzer ausreichend sein. Bei der Akkuleistung machen sich die neuen Prozessoren auf jeden Fall bemerkbar.
Die 9-10 Stunden Akkudauer, die Microsoft verspricht, sind zwar etwas übertrieben, 8 Stunden sind im Alltag durchaus realistisch. Das ist kein Rekordwert, aber für so ein kleines, kompaktes Gerät ziemlich gut. Positiv ist außerdem, dass Microsoft auf ein proprietäres Ladekabel verzichtet und einen einfachen microUSB Stecker verbaut hat, sodass man zur Not auch einfach das Ladekabel vom Smartphone hernehmen kann.
Software
Auf dem Surface 3 ist Windows 8.1 vorinstalliert, ein Jahr Office 365 Subskription gibt es kostenlos dazu. Natürlich ist das Gerät 100% Windows 10 ready und wird – wie alle Windows 7 und Windows 8 Geräte – das kostenlose Update auf den Nachfolger erhalten. Durch das Continuum Feature, das die Benutzeroberfläche fließend zwischen Desktop- und Tablet-Modus anpasst, wird das Surface dann nochmals aufgewertet. Auf Grund von Treiberproblemen ist es allerdings noch nicht empfehlenswert jetzt schon die Windows 10 Insider Preview auf dem Surface 3 zu installieren. Es ist vermutlich überflüssig zu betonen, dass Windows RT keine Rolle mehr spielt – und das ist auch gut so. Das Surface 3 bietet wirklich die komplette Windows Experience, inklusive aller Apps und Desktop-Programme.
Fazit
Das Surface 3 ist ein absolutes Spitzengerät, an dem es nur wenig zu meckern gibt. Der Mehrwert gegenüber einem einfachen Tablet kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Für den Durchschnitts-User dürften sich auch die Einschränkungen im Vergleich zum Surface Pro in Grenzen halten.
Als wirklich störend habe ich in meinem Test nur 2 Dinge empfunden: das stark spiegelnde Display und die gelegentlichen Zickeren von OneNote im Zusammenspiel mit dem Stylus-Stift. Zumindest letzteres dürfte sich aber beheben lassen.
Das größte Hindernis ist letzten Endes doch der Preis. 599 Euro für die günstigste Konfiguration (2GB RAM, 64GB SSD) sind schon eine Hausnummer. Und das ist der Preis ohne Stift und Type-Cover, wohlgemerkt. Der Straßenpreis für ein Bundle liegt derzeit bei rund 760 Euro für das Einstiegsmodell und 880 Euro für die bessere Ausstattung mit 4 GB RAM und 128 GB Speicher. Die Varianten mit LTE Modul sind derzeit noch nicht erhältlich, dürften aber rund 100 Euro mehr kosten. Lediglich für Schüler, Studenten und Lehrkräfte gibt es noch eine günstigere EDU-Version mit 2 GB RAM und nur 32 GB SSD-Speicher.
Das Surface 3 ist also kein Schnäppchen. Aber ist sein Geld wert. Sobald man das Teil in die Hand nimmt und die Verarbeitungsqualität spürt, sobald man sieht, wie produktiv sich das 2-in-1 Gerät in den (Arbeits-)Alltag einfügt, weiß man, wofür man das Geld ausgegeben hat. Vor allem aber darf man nicht den Fehler machen, das Surface nach den (Preis)-Maßstäben eines gewöhnlichen Tablet PCs zu messen, denn es ist weit mehr als das. „Tablet“ ist hier fast schon eine Beleidigung.
Ich persönlich habe nach dem Test zwei Dinge entschieden. 1) Ich will, nein, ich brauche ein Surface. 2) Ich warte doch auf das Surface Pro 4. Nicht weil das Surface 3 allzu viel zu wünschen übrig ließe, sondern einfach, weil der 12-Zoll Formfaktor für meine Bedürfnisse doch etwas besser geeignet ist. Vielen Dank an Microsoft für die Breitstellung des Testgerätes.
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POSITIV
Laptop und Tablet in Einem
Leicht und kompakt
Hochwertige Verarbeitung
Gute Performance
Hochauflösendes Display
Lüfterloses Design
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NEGATIV
Spiegelndes Display
Kickstand nur 3 Positionen
Hoher Preis
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