Das neuste Smartphone. Mit dem besten Prozessor. Noch 0.03 Sekunden schneller beim Entsperren, als sein Vorgänger. 5 Minuten mehr Akku. Eine Kamera mit 99 fachem Zoom. Features, die eigentlich die Wenigsten von uns wirklich brauchen – und trotzdem gaben in den vergangenen Jahren sehr, sehr viele Leute sehr, sehr viel Geld für ihre Smartphones aus. Nicht so im ersten Quartal 2020. Ob Corona eine Mitschuld daran trägt?
Mal ehrlich. Viele Features aus den heutigen Top-Smartphones braucht kein Mensch. Sie sind nice to have. Das wissen wir alle. Aber wie heisst es so schön? „Man gönnt sich ja sonst nichts“. Oder? Nun, im ersten Quartal 2020 trifft dieser Satz noch immer zu – allerdings eher bezogen auf ein neues Smartphone, als auf ein neues Premium-Smartphone für viel Geld. Quick Charge 4, wenn Quick Charge 3 eigentlich auch reicht? 4800mAh, wenn 4500mAh auch reicht? 108 Megapixel-Kamera, wenn die 48-Megapixel-Kamera eigentlich auch sehr gute Fotos knipst? Nicht so im Jahr 2020.
Die „Kleinen“ dominieren
Schaut man sich nämlich das erste Quartal 2020 an, so fällt eines auf. Mittelklasse ist die neue Oberklasse. So gehören das Samsung Galaxy A51 oder ein Redmi 8 zu den meist verkauften Smartphones. Linda Sui, Chef bei „Strategy Analytics“ erklärt das Ganze wie folgt und mithilfe einer Grafik:
Der weltweite Smartphone-Verkauf erreichte im 1. Quartal 2020 eine Gesamtzahl von 275 Millionen Geräten. Auf das Android-Segment entfiel ein dominanter Anteil von rund 86 Prozent aller im Quartal weltweit ausgelieferten Smartphones.“
Zu den meist verkauften Smartphones im ersten Quartal gehört ganz klar Samsung. Aber auch Xiaomi ist mit zwei Geräten der letzten Generation dabei. Anzumerken ist, dass eine Xiaomi-Generation nur 6 Monate dauert, während bei Samsung eine Generation rund ein Jahr andauert.
- Samsung Galaxy A51 -> 2.3%
- Xiaomi Redmi 8 -> 1.9%
- Samsung Galaxy S20+ -> 1.7%
- Samsung Galaxy A10s -> 1.6%
- Xiaomi Redmi Note 8 -> 1.6%
- Samsung Galaxy A20s -> 1.4%
Schaut man sich diese Geräte an, so erkennt das Auge des Kenners, dass gerade mal das Galaxy S20+ ein High-End-Modell ist, während die anderen Geräte in der Mittelklasse, ja sogar im Einsteigerbereich (Redmi 8) angesiedelt sind.
Corona schuld?
Was hat das mit Corona zu tun, fragt man sich. Nun, viele der Super-Features der Top-Smartphones sind „nice to have“ – aber eben nicht „must have“. Sprich: Man wird es wohl überleben, wenn sie nicht im nächsten Smartphone verbaut sind. Und die Mittelklasse von heute war im Schnitt 2-3 Jahre vorher noch die Oberklasse – rein von den Specs her. Reicht doch eigentlich, oder?
Corona sorgt weltweit für viele Verunsicherungen und auch Jobverluste. Viele Leute arbeiten zudem weniger oder beziehen bereits Arbeitslosengeld. Muss es denn da ein High-End-Smartphone sein? Denke nicht. Es muss ein Smartphone sein. Verständlich. Das darf aber gerne auch mal weniger kosten. Die A-Reihe von Samsung wurde für die preisbewussteren Smartphone-Nutzer geschaffen, genauso wie die Redmi-Linie bei Xiaomi. Sollte die Welt nach Corona in eine Rezession fallen (wovon sehr viele Analysten ausgehen), so werden wohl noch mehr Personen preisbewusster einkaufen. Mit anderen Worten: Die High-End-Must-Have-Ära ist wohl vorerst vorbei (einige Hardcore-Fans, die sich die Marke als Tattoo stechen lassen, mal ausgenommen).
Mal ehrlich, was braucht man denn wirklich was es nicht für unter 200€ gibt. Aber es gibt ja auch Uhren, Autos, Lautsprecher mit Schmuck Zuschlag.