In seinem Schreiben an die Belegschaft zum Ende des Geschäftsjahres hatte Microsoft CEO Satya Nadella einige „harte Entscheidungen“ angekündigt. Nur wenige Tage später, sind die ersten dieser Entscheidungen schon gefallen. Microsoft’s Bing Sparte (genauer „Advertising & Online“) trifft es dabei gleich doppelt.
Microsoft übergibt Online-Werbung an AOL
Zum einen wurde gestern nach Börsenschluss bekannt, dass Microsoft den Großteil seines Geschäftes mit Online-Werbung an den Internetkonzern AOL und die Werbetechnologie-Plattform AppNexus abgeben will. Der Deal betrifft die Vermarktung und Verwaltung von Banner-und Video-Anzeigen, sowie Werbung auf mobilen Geräten in den 9 wichtigsten Märken USA, Großbritannien, Kanada, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Japan. Microsoft selbst behält damit praktisch nur noch die Vermarktung von Text-Anzeigen in seiner Suchmaschine Bing.
Microsoft spricht von einer „Partnerschaft“ im Zuge derer sich AOL unter anderem verpflichtet, für 10 Jahre die Bing Suche auf der eigenen Plattform einzusetzen. Über die finanziellen Details des Deals ist noch nichts bekannt. Berichten zu Folge, sollen von dieser Partnerschaft aber bis zu 1200 Stellen betroffen sein. Noch ist unklar, wie viele davon von AOL übernommen werden und wie viele Arbeitsplätze durch die Umstrukturierung verloren gehen. Einem Teil der betroffen Mitarbeiter könnten auch andere Jobs bei Microsoft angeboten werden.
Uber sichert sich Kartentechnologie von Microsoft
Des weiteren wurde gestern bekannt gegeben, dass Microsoft nicht länger eigene Daten für seine Kartendienste sammeln möchte. Stattdessen will man auf die Daten von externen Anbietern zurückgreifen. Microsoft’s Kartographie Technologie sowie rund 100 dafür zuständige Mitarbeiter werden vom rasant expandierenden Fahrer-Vermittler Uber übernommen.
In einem offiziellen Statement hieß es von Microsoft:
„In den vergangenen Jahren haben wir viele Maßnahmen getroffen, um die Anstrengungen unseres Unternehmens auf unsere strategischen Kernbereiche zu konzentrieren. Im Sinne diese Anstrengungen werden wir Bilddaten für Kartenmaterial nicht länger selbst sammeln, sondern weiterhin mit hochklassigen Daten-Anbietern zusammenarbeiten und unsere Ressourcen auf das grundlegende Nutzer-Erlebnis konzentrieren.“
Schon heute bezieht Microsoft den Großteil seines Kartenmaterials von externen Anbietern wie Nokia HERE, sammelt für Bing und Co. aber auch eigenes Bildmaterial wie Luftaufnahmen oder Straßenfotos à la Street View. Während kurzzeitig darüber diskutiert wurde, ob Microsoft Nokias HERE Sparte übernehmen sollte, gehen die Redmonder nun offenbar den entgegengesetzen Weg und ziehen sich aus dem Geschäft mit Kartenmaterial weitestgehend zurück.
Wie Tom Warren bemerkt hat, könnten die gestrigen Ankündigungen den (positiven?) Effekt haben, dass sie den Weg für Google Dienste auf der Windows Plattform ebnen. Im Windows bzw. Windows Phone Store sucht macht Google Maps und Co. bislang vergebens. Da sich Microsoft nun aus mehreren Geschäftsfeldern zurückzieht, auf denen man in direkter Konkurrenz zum Suchmaschinen-Riesen stand, könnte auch Google sein feindseliges Verhältnis gegenüber der Windows Plattform überdenken.
Zunächst bin ich aber gespannt, ob Nadella’s „harte Entscheidungen“ nun durch sind, oder wir in den kommenden Tagen und Wochen mit weiteren Überraschungen rechnen müssen. Ich tippe ehrlich gesagt auf letzteres.
Quelle: Bloomberg, Focus Online, WinFuture, WindowsCentral
wilde Spekulation:
Microsoft will „nicht rentable“ Sparten abstossen, verkauft aber ausgerechnet eine die Geld generiert; die Online-Werbung!
Das die Kartenabteilung nur kostet und nichts verdient ist ja klar, ist aber eine Sparte die ihnen ein bisschen Unabhängigkeit gewährte. also warum das Ganze?
Es könnte mit dem Kauf von Here zusammenhängen. Dass die eigene Karten an Uber gehen, einen der Interessenten von Here, ist ein möglicher Versuch sie von kauf abzuhalten. Das was Microsoft dann ab den Lizenzgebühren von Here verdient gleicht das ausfallen der Werbeabteilung aus.
Ich denke, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, Ressourcen frei zu schaufeln und zu „alter Stärke“ zurück zu finden, in der jetzigen lage, ist garnicht so dumm! Denn wenn man das mal etwas überspitzt betrachtet ist das ja schon so das MS mit Win10 wieder alles gut machen will (und muss) was sie die letzten 2 Jahre verzapft haben. Der Druck der dadurch entsteht wurde jedoch natürlich von MS selbst verursacht. Nur weil sie die Online-Werbung jetzt von AOL und AppNexus abgeben heisst es ja nicht das sie nicht auch noch nen stück vom Kuchen ab bekommen. Mir als User… Weiterlesen »