Smartphones rooten. Das war schon bei meinem ersten iPhone (3GS) damals ein Highlight und eine Herausforderung. Nur heisst das beim iPhone eben Jailbreaken. Gut, damals lohnte sich das wirklich noch. Cloud-Backup der Daten gabs noch nicht und wer sein Phone übers WLAN mit dem PC synchronisieren wollte, der musste es jailbreaken. Auch Hintergrundbilder konnte man auf dem iPhone zu Beginn keine festlegen. War halt einfach schwarz auf den „gesicherten Geräten“. Diese Woche bin ich an den Punkt gekommen, an welchem ich mir selber sagen muss: „Rooten? Ich glaube, ich bin aus dem Alter raus.“
Hach Smartphone jailbreaken oder rooten. Für Informatiker fast schon ein muss. Bis ich mein zweites und letztes Gerät so geschrottet habe… Aber der Reihe nach.
Apple sperrt seine Geräte auch heute noch extrem, sodass die User diese nicht einfach so entsperren können. Angeblich wegen der Sicherheit, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber eher, weil Apple den Usern vorschreiben will, was sie mit ihren Geräten machen sollen und was eben nicht. Geht ja immerhin auch um viel Geld. Seit Jahren und immer wieder mal gibt es einen Jailbreak fürs eine iOS-Version. In aller Regel dann, wenn Apple diese Lücken nicht ganz so schnell wieder fixen kann.
Und trotzdem wird die Lücke relativ rasch geschlossen. User, die den Jailbreak behalten wollen, dürfen ihr Smartphone dann nicht mehr aktualisieren und müssen zumindest warten, bis sie es wieder entsperren können. Die Sicherheitslücken wurden in den vergangenen Jahren bei Apple auch weniger. Wobei, das stimmt so nicht. Die Jailbreaks wurden weniger. Der Aufwand zum „knacken“ eines iPhones ist immens – und funktioniert dann eben nur eine begrenzte Zeit. Der Cydia-Store machte 2018 ebenfalls dicht – notabene eine der grössten Quellen für Tweaks und Hacks.
Für mich wurde das Ganze mit dem Wechsel vom iPhone zum Windows Phone anno 2013 ohnehin uninteressant. Ok, Windows Phones konnte man seinerzeit auch nicht hacken und sogar ein bekannter, der bei der Polizei arbeitet meinte mir gegenüber, dass man extra spezielle Geräte aus Bern (Fedpol) benötigen würde, um die Geräte zu knacken. Und das tun sie auch nur dann, wenn es wirklich nötig ist. Wieso ich umgestiegen bin? iPhones waren mir zu teuer für das, was sie konnten und ich hatte keine Lust, so viel für ein Ersatz-Kabel zu bezahlen, wie Apple es gerne gehabt hätte. Ihr Erinnert Euch? Apple baut so einen Chip ins Kabel ein und implementiert das Ganze softwareseitig, sodass man nur Original-Kabel, resp. zertifizierte Kabel, die ziemlich teuer sind, nutzen kann.
Android eröffnet eine neue (Root-)Welt
Nach dem Desaster mit Windows Phones (viele leere Versprechungen von Microsoft, kaum Features und Funktionen, geschweige denn neue Apps usw.) habe ich 2016 zu Android gewechselt. Dort setzte ich mich erneut mit dem Rooten der Geräte auseinander und was das für Vor- resp. Nachteile mitbringt.
Einige der Vorteile für mich waren seinerzeit:
- Das Gerät mit Funktionen ausstatten, die im Stock-Android nicht vorhanden sind / waren
- iPhone-Emojis nutzen, anstelle dieser damaligen Kackpflatsche (jep, die iOS-Emojis finde ich bis heute die Besten)
- Auch mal eine App tweaken und Premium-Funktionen testen, bevor ich sie mir dann wirklich kaufte, selbst wenn der Hersteller keine Testversion angeboten hat
- Dark Mode nutzen (gab es damals sonst noch praktisch nirgends)
- Komplettsicherungen von Apps und Daten machen (mit Titanium), da es das ansonsten bei Android nicht gibt.
- Klingeltöne, Schriftarten etc. ersetzen, da Root-Zugriff
- Custom Roms installieren und somit ausserhalb der Update-Garantie noch mit Updates versorgt zu werden
- Apps auf SD speichern (geht nicht bei allen Phones ohne Root-Rechte)
Lucky Patcher
Eines der Tools, welches mir damals half, war z.B. Lucky Patcher. Damit konnte man Apps automatisiert manipulieren (signieren) und so Premium-Funktionen nutzen. Ich habe sie meist so getestet. Wenn mir eine App dann gefallen hat, habe ich sie legal gekauft. Wenn nicht, war sie deinstalliert. Mit dem Tool kann man aber auch ganz einfach die APK der App extrahieren und sich so raussichern. Besonders bei Drittapps ausserhalb des Playstores eine gute Sache. Lucky Patcher funktioniert aber seit Android 10 nicht mehr wirklich, resp. sauber. Ein Update gibts bis heute nicht. Bei einigen Usern läufts angeblich noch, bei den meisten hingegen nicht.
Funktionen /Emojis
Android hat enorm zugelegt. Während mir das System vor meinem Wechsel zu Windows Phones überhaupt nicht zusagte und ich daher lieber zu Windows Phones wechselte, ist es heute „erwachsen“ geworden und in meinen Augen definitiv besser, als iOS (alleine schon von den Möglichkeiten her). Viele Funktionen (auch ein Dark Mode etc.) wurden mittlerweile nachgerüstet oder sind in den ROMs der Hersteller zusätzlich integriert, sodass ich persönlich eigentlich kaum was vermisse. Auch die Android-Emojis sehen mittlerweile mehr aus wie das, was ich als Emoji bezeichnen würde. Für mich ok, auch wenn ich lieber die von iOS hätte. Auch Apps lassen sich mittlerweile auf SD-Karten speichern und Speicherkarten gar als interner Speicher formatieren.
Custom ROM
Tatsächlich ist der einzige Grund, der mich noch zum Rooten bewegen könnte, das Installieren einer Custom ROM. Und zwar ab dem Zeitpunkt, ab welchem die Hersteller die Android-Version nicht mehr aktualisieren und auch keine Sicherheitspatche mehr ausliefern. Meist habe ich jedoch zu so einem Zeitpunkt bereits ein neues Gerät, wodurch das Rooten und Installieren von Custom ROMs eigentlich zum Hobby wurde und nicht mehr für meine Produktivgeräte dient.
Das Ende des „Rooten“ für mich
In meiner Laufbahn habe ich insgesamt zwei Geräte wegen Root geschrottet. Einmal ein Xiaomi, das andere Mal ein Realme. Letzteres gerade letzte Woche. Was ist passiert?
Xiaomi macht es einem nicht allzu schwer, wenn man seine Geräte rooten will. Nachdem man als „Entwickler“ zugelassen wurde, muss man 14-30 Tage warten, bevor man jeweils sein Gerät entsperren kann. Custom ROMs gibts wie Sand am Meer und sind in den entsprechenden XDA-Foren zu finden. Die funktionieren auch mehr oder weniger gut und werden regelmässig mit Updates versorgt. Aber wehe, man will dann zurück zur Original-Non-Root-Rom!
So geschehen bei meinem Redmi Note 7 (Nr. 1). Custom ROM draufgehabt (Xiaomi.eu-ROM) und nach einiger Zeit wollte ich zurück auf die Haupt-ROM. Tja, die gibts nur als Fastboot-ROM, sprich: man löscht quasi alles vom Gerät und installiert die ROM. Easy, geht ja noch.. Dache ich zumindest. Denn bei einer Fastboot-ROM kann man unten wählen, ob die Daten gelöscht werden sollen und praktischerweise auch gleich, ob das System wieder gesichert werden soll.
Praktisch! Oder auch nicht. Denn Xiaomi will nicht, dass du auf einem EU-Smartphone eine andere ROM installierst, als die EU-ROM. Und so musste ich lernen, dass die EU-ROM eben nicht der globalen ROM entspricht und dass diese sich ohnehin noch massiv von der indischen und chinesischen ROM unterscheiden. Doch, was hat das nun mit dem Flashen zu tun? Nun, ich habe auf „Clean all and lock“ geklickt, weil es ja so praktisch ist.
Und damit ist es etwa so, wie wenn ich nen Ziegelstein aufs Gaspedal lege und dann das Auto gerade aus in den sicheren Abgrund fahren lasse. Das Smartphone löschte alles – und sperrte sich selber. Mit anderen Worten: Es war „gebricked“ und konnte nicht mehr verwendet werden. Alle Möglichkeiten, die es für solche Fälle geben sollte, haben nicht funktioniert. Ich durfte mich vom Gerät verabschieden.
Ähnliches Problem auch beim RealMe X2
RealMe erlaubte es lange Zeit für gewisse Geräte gar nicht, es zu entsperren und eine Custom ROM zu installieren. Folglich war das Gerät für mich damals eher uninteressant. Als es dann doch noch klappte, kam auch gleich noch das RealMe UI-Update raus, womit das Gerät mir wesentlich sympathischer wurde, als zuvor. Vieles sieht heute moderner und aufgeräumter aus. Trotzdem wollte ich es nun natürlich mal wissen mit dem Entsperren. Das hat alles auch ganz gut geklappt. Man musste sich eine APK installieren, diese durchlaufen lassen und nach ca. einer Stunde war das Gerät entsperrt. TWRP und eine Custom ROM (inkl. Magisk für Root) waren schnell installiert. Keine Probleme – doch das sollte sich bald ändern.
Eines der ersten Probleme war, dass RealMe den Fingerabdrucksensor sperrte, sobald das Gerät „entsichert“ ist. Angeblich ein Bug, der auch beseitigt wurde, aber bei mir war es dann trotzdem noch so. RealMe ist nämlich aktuell noch relativ jung und auch sehr, sehr fleissig, was Updates anbelangt. Und so kam ein neues Update. Hier tauchte das erste Problem auf: Update herunterladen geht nicht, weil Gerät entsperrt. „Ok, dann halt manuell“. Bei Xiaomi war es an der Stelle so, dass man Updates dann einfach runterladen und querladen konnte – und dadurch wurde das Gerät auch gleich mal „entrootet“, sofern man Magisk dann nicht erneut installiert. Bei RealMe läuft es leider etwas anders.
Besonders wegen des Bugs mit dem Fingerabdrucksensor, wollte ich das Gerät wieder sichern. Gesagt, getan. Und damit habe ichs gleich in den Tod geschickt. Denn mit dem Sichern werden, ähnlich wie beim Fastboot-Flash von Xiaomi, alle Daten auf dem Gerät gelöscht. Wenn da aber vorher noch der Magisk-Bootloader drauf war (weil eben Magisk installiert war), funktioniert dieser anschliessend nicht mehr. Sprich: neue ROM flashen ist nicht mehr möglich und das Gerät fängt sich in einer Dauerschleife von „System corrupt“ und Neustart.
Zwei sehr gute Geräte zerstört. Mir wirds zu blöd
Natürlich habe ich mich ziemlich über meinen Fehler geärgert. Und klar bin ich selber Schuld. Aber was nun? Zuerst einmal ein altes Phone wieder eingerichtet, da ich ja eins brauchte. Dann wieder das RealMe x2 bestellt (für mich bestes Preis-Leistungsverhältnis mit AMOLED, Quick Charge, NFC und Triple Sim Schacht). Natürlich drängte sich mir dann auch wieder die Frage auf, ob ich mir die Mühe mit dem Rooten nochmals machen wollte. Doch wofür? Für ein paar Emojis oder halt mal ein paar Apps, die ich ggf. kaufe, ohne dass ich sie dann nutzen will, weil sie mich nicht überzeugen? Nö, das war und wurde mir zu blöd. Querladen kann ich Apps noch immer, auch ohne Root-Zugang. Ich nutze meine Android-Smartphones nach vielen Jahren erstmals als das, wofür sie ursprünglich gedacht waren: Als Smartphones. Kein Gebastle mehr und wenn, dann nur mit Geräten, von denen ich mich innerlich eh schon verabschiedet hatte.
Der Eine oder Andere wird nun denken „dann kannst du auch genauso gut zum iPhone greifen und bist auf der sicheren Seite“. Klar, das stimmt. Aber: iPhones empfinde ich im Preis-Leistungsverhältnis noch immer eine pure Frechheit und Apple schränkt mich zu fest ein. Ich bleibe bei Android und suche mir künftig einfach Geräte, die meine Bedürfnisse am besten abdecken.
Was sind Eure Erfahrungen?
Habt Ihr auch schon Erfahrungen mit Rooten und ggf. gebrickten Geräten gemacht? Wenn ja, welche? Schreibt es uns doch in die Kommentare.
Meine Erfahrung mit dem Rooten: Ein Galaxy S3, 2013 gekauft, letztes Jahr, 2019, auf Android 7.1 gebracht. Nach Anleitung bei YouTube. Grund: Wegfall von WhatsApp bei Windows Phone + Apps zum Online Banking. Das alte Phone reicht für die üblichen Anwendungen völlig. Funktionierte gut, das Aufspielen einer Lineage OS Custom Rom. Das Installieren einer neueren Android Version, um ein Android Phone noch länger nutzen zu können, wäre für mich der einzige Grund, mich mit dem Rooten nochmals zu befassen. Gegebenenfalls auch, um an sich nicht löschbare Apps loszuwerden. Schwerpunktmäßig jedoch sowieso bei W10 Mobile und W10 ARM 64 Desktop geblieben.
Komisch, meine Zufriedenheit mit älteren Software-Versionen nimmt da auch nach längerer Zeit kaum merklich ab. Falls es dann doch einmal soweit sein sollte, habe ich meist gleichzeitig auch das Interesse an jeglicher Weiterverwendung der Hardware verloren und halte nach Neuem Ausschau. Die abgelegten Handys wandern dann wie ausgeschriebene Tagebücher zum eventuellen „Nachlesen“ unverändert in die Schublade…
Zu iPhone 3GS, 4 / 4S / 5 /5S Zeiten noch ein muss. Ohne Jailbreak waren die Dinger einfach nur Schrott. Aber in Android Zeiten gibt es kaum einen Grund das heute noch zu tun. Aber ich muss sagen, ich habe auch schon daran gedacht, denn jetzt wo die Idioten bei Google ihr ganzes System zusammenstreichen und 2 Neuheiten bringen aber 12 Funktionen streichen wie Anrufaufnahmefunktion oder bald der Wegfall der Möglichkeit die Leiste unten am Handy zu customizen, habe ich tatsächlich daran gedacht mir diese Funktionen die sie gekillt haben wieder zurück zu holen. Aber wie Du schon sagtest.… Weiterlesen »
Die werden das nicht mutwillig machen, sondern sicher ihre guten Gründe für diverse Veränderungen haben, es ist aber ziemlich sinnlos, dieses Rad der Zeit aufhalten zu wollen.
Neben der Beschäftigung mit dem Innenleben von Smartphones, was im Extremfall auch zum hauptsächlichen Lebensinhalt werden kann, gäbe es da alternativ auch noch viele andere und interessantere Dinge im Leben, wobei dann Smartphones bloß die Funktion als nützliche Begleiter haben und nicht mehr…
Hallo Tom, eine „pure Frechheit“ ist aus meiner Sicht weniger, dass Apple hochpreisige Geräte im Angebot hat, sondern dass Alphabet uns mit seiner Marktdominanz glauben machen möchte, es gebe noch ein „unabhängiges www“. Smartphones sind aus meiner Sicht Geräte zum Ausspähen unserer Vorlieben zum Platzieren von Werbung und Sammeln von Kontaktdaten zum Potenzieren dieser Möglichkeiten, verpackt in spannende Technik mit tollen Apps, Spielen und Knipsen zum Kaschieren dieser Grundidee. Als einzig verbliebene Alternative lässt Apple sich ein elitäres Nischendasein fürstlich bezahlen. Wie wichtig wäre der Fortbestand von W10m als weitere Alternative und damit Konkurrenz gewesen…
Die Notwendigkeit der Schaffung eines neben Android weiteren großen Smartphone-Systems ist evident und dies wird da sicher schon demnächst von in den Markt neu eintretenden Playern tatkräftig in Angriff genommen werden! Ein solcher Player könnte durchaus auch Microsoft unter ganz neuer Führung sein oder auch Apple, wenn die sich endlich dazu durchringen könnten aus ihrer sorgsam gepflegten Edel-Nische in den Massenmarkt herabzusteigen oder auch Huawei, wenn die es schafften, praktisch von Null an anzufangen und dann ungeachtet der Kosten wirklich eisern bis zum endgültigen globalen Durchbruch durchzuhalten.
Wenn Datensicherheit irrelevant ist, kauf man halt Smartphones unter der jederzeitigen Kontrolle der totalitären KP Chinas und rootet wild drauf los. Wer Apple-Geräte kauft, hat es auch nicht besser verdient. Wer auf Sicherheit Wert legt, verzichtet auf Bloatware und Firmware/Software aus nicht-demokratischen oder Nicht-Rechtsstaaten und achtet auf monatliche Sicherheitsupdates. Und reduziert die Sicherheit des OS nicht durch Hacks.
Ich fühle mich hingegen durch Hacker-Angriffe aus dem Umfeld westlich-„demokratischer“ politischer Systeme bei weitem mehr bedroht, als durch Bösewichte aus den, den gesellschaftlichen Bedingungen fernöstlicher Regionen entsprechend angepassten Machtapparaten.
Habe hier auch ein note 3 (mind 5 jahre alt) mit lineage OS (Android 9 ) liegen, es geht immer noch wunderbar. Bei den neueren lass ich auch erstmal die Finger mit rooten und Co, solange noch regelmäßig Updates kommen.
Man kann die alten Dinger (auch winphones) noch wunderbar als Überwachungskamera benutzen. Mit Apps wie „droidcam“ bzw. für windowsphone „my Webcam“. Die Smartphones sind sehr flach und haben eine besser Kamera als so manche webcam. Kostenpunkt jeweils unter 5 EUR für die Software.
Wie sieht’s bei p40 mit office 365 aus?