Cortana hat Deutsch gelernt! Wir mussten lange warten, doch nun ist Microsoft’s digitale Assistentin endlich auch in Deutschland verfügbar. Bislang allerdings nur als „Alpha-Version“ und nur über die Developer Preview, sodass erst ein kleiner und experimentierfreudiger Teil der User schon Bekanntschaft mit der künstlichen Intelligenz gemacht haben dürften. (Wie ihr Cortana aktivieren könnt, erfahrt ihr hier).
Unsere ersten Eindrücke von der Alpha-Version sind aber so positiv, dass wir auch gleich wissen wollten: wie schlägt sich Cortana gegen ihre Konkurrenten, Apple’s Siri und Google Now? Wir haben den Test gemacht und die drei sprachgesteuerten Programme miteinander verglichen. Und eines sei schonmal verraten: auch wenn die deutsche Cortana noch ein paar Kinderkrankheiten haben mag, ist sie für uns nicht nur beeindruckend smart, sondern auch die sympathischte aller drei Assistenten.
Mehr Funktionen von Cortana seht ihr auch in unserem Cortana Hands-On Video!
Mein Testergebnis im Detail
Sprache und Spracherkennung
Ob bei Cortana, Siri oder Google Now: die Spracherkennung ist mittlerweile auf sehr hohem Niveau und funktioniert in der Regel zuverlässig, ohne dass man besonders langsam oder mit übertriebener Betonung sprechen müsste. Beste Software in Sachen Sprachverständnis: Google Now. Während Siri insbesondere mit Namen und Englischen Begriffen ihre Probleme hat und Cortana noch das ein oder andere Wort falsch versteht (was angesichts des frühen Entwicklungsstadiums absolut verzeihbar ist) leistet sich Google praktisch keine Patzer.
Auch die eigene Aussprache der Assistenten wirkt mittlerweile sehr natürlich. Insbesondere bei vorprogrammierten Antworten punkten Cortana und Siri mit absolut lebensechter Sprache. Sobald sie „lesen“ müssen, wirken die Stimmen wieder ein wenig Roboter-haft. Insgesamt am natürlichsten und überzeugendsten klingt aber: Cortana:
Persönlichkeit
Abgesehen von der Stimme, hat Google praktisch völlig auf Anthropomorphismen verzichtet und gar nicht erst versucht seinen digitalen Assistenten mit so etwa wie einer eigenständigen Persönlichkeit auszustatten. Ein Small Talk mit Google Now ist deshalb vergebene Liebesmühe und führt bestenfalls zu unfreiwillig komischen Suchanfragen.
Siri war die erste „künstliche Intelligenz“, die dem Smartphone so etwas wie ein Gesicht, oder besser gesagt, eine Stimme verliehen hat. Ihr Verständnis für natürliche Sprache und ihre Fähigkeit zu kurzen aber sinnvollen Dialogen hat bei ihrer Markteinführung mit dem iPhone 4s mächtig Eindruck hinterlassen. Die mittlerweile abgedroschene Story des Mannes, der sich in sein Smartphone verliebt, hat durch sie Einzug in die Popkultur gehalten (siehe z.B. Episode 101 von The Big Bang Theory oder den Kinofilm Her).
Wenn man Siri und Cortana nebeneinander sieht, fragt man sich aber, warum sich irgendjemand in die ältere der beiden Damen verlieben sollte. Microsoft’s künstliche Intelligenz wirkt fast durchgehend schlagfertiger, humorvoller und sympathischer. Wenn es sein muss, trällert sie eben auch mal ein Liedchen, wo Siri nur langweilige Ausflüchte parat hat (Siri kann übrigens auch singen, aber ziert sich meistens).
Siri’s Ausreden wirken auf mich teilweise wenig natürlich – eher so wie die Standardmeldungen, die man bei manchen Adventure Spielen bekommt, wenn man irgendwo hinklickt, wo es nichts zu tun gibt. Man kann die Sache allerdings auch anders sehen und sagen: es gehört zu Siri’s Persönlichkeit, dass sie etwas spießiger und langweiliger ist als Cortana, die fast jeden Spaß mitmacht. In sofern ist es natürlich Geschmackssache, welchen der beiden Charaktere man sympathischer findet.
Natürlich sind Lieder, Witze und Geschichten letztendlich nur Gimmicks und haben wenig mit dem praktischen Nutzen der Software zu tun. Wenn es aber darum geht, der Software einen erkennbaren Charakter zu verpassen, mit dem der User eine persönliche Beziehung aufbauen kann und will, dann liegt Microsoft für meine Begriffe deutlich vorne.
Ich hoffe bloß, dass die Entwickler darauf achten, der deutschen Cortana in Zukunft noch mehr die „geekige“ Persönlichkeit zu verpassen, die die US-Version von Cortana ausmacht. Der Humor der deutschen Cortana wirkt auf mich noch ein bisschen schwer definierbar.
Suche
Machen wir es kurz: Wenn Google etwas kann, dann ist es Internetsuche. Meinem Eindruck nach liegt Google Now bei sprachgesteuerten Suchanfragen wenig überraschend vorne und liefert am häufigsten direkt die relevanten Antworten. Voraussetzung ist natürlich, dass das Programm die Frage versteht. Bei umgangssprachlich Formulierungen („Ich habe Lust auf Pizza“) tut sich Google noch schwer und verlangt nach klareren Ansagen („Suche Pizzerien in der Nähe“).
Siri versucht häufig durch zielgerichtete Antworten zu punkten, in dem sie direkt den entsprechenden Wikipedia-Eintrag aufruft. Das ist manchmal hilfreich und manchmal nicht.
Cortana, andererseits, hat bei der Suche noch ein bisschen Aufholbedarf und bietet selten mehr als die entsprechende Liste von Bing Ergebnissen. In der deutschen Version fehlt derzeit sogar noch die Möglichkeit die Bildersuche direkt anzusprechen („Zeige mir Bilder von … „). Hier wird in Zukunft sicherlich noch einiges nachgeliefert werden.
Intelligenz
Die vielleicht wichtigste Frage: Wie smart sind die digitalen Assistenten eigentlich? Wie gut können sie mitdenken, oder die Bedürfnisse des Users antizipieren, anstatt nur stumpf Befehle auszuführen?
Google Now ist sehr gut im „Mitdenken“. Vor einem Bundesliga Spieltag zeigt es mir die nächste Begegnung meiner Lieblingsteams. Wenn ich an einem Kino vorbeilaufe, zeigt es mir was dort für Filme laufen. Wenn ich am Flughafen ankomme, hält es gleich mein E-Ticket bereit (angeblich zumindest, letzteres habe ich nicht wirklich ausprobiert).
Cortana überzeugt derzeit vor allem durch Orts- und Personenbezogene Erinnerungen. „Wenn ich das nächste Mal an der Tankstelle bin, erinnere mich daran, Blumen zu kaufen“. „Wenn ich die Arbeit verlasse, erinner emich daran die Dokumente mitzunehmen.“ „Wenn ich das nächste Mal mit Papa spreche, erinnere mich daran, ihm von dem Ausflug zu erzählen“. Eine weitere smarte Funktion: Wenn man einen Termin mit entsprechendem Ort eingespeichert hat, checkt Cortana den Verkehr und rät einem dann rechtzeitig das Haus zu verlassen, um z.B. trotz Stau pünktlich anzukommen.
Mit Siri hatte ich bisher am wenigstens gearbeitet in sofern tue ich der Dame vielleicht unrecht. Meinem bisherigen Eindruck nach ist Apple’s Software aber die am wenigsten Smarte im Test. Eher eine passive Begleiterin, denn eine aktiv mitdenkende Assistentin.
Fazit
Siri, Google Now und Cortana sind alle auf hohem – teilweise beeindruckend hohem – Niveau. Was die Persönlichkeit und den Spaßfaktor angeht liegt Cortana meiner Meinung nach ganz klar vorne. Zu ihr kann man am ehesten so etwas wie einen persönlichen Bezug entwickeln – wenn man das denn möchte.
In Sachen Zuverlässigkeit und Antizipationsfähigkeit sehe ich Google Now derzeit vorne. Siri hat ihre einstige Vorreiterrolle eingebüßt und kommt teilweise etwas bieder und stumpf daher.
Cortana ist angesichts ihres frühen Entwicklungs-Stadium aber schon beeindruckend smart und ihren beiden Konkurrenten in einigen Bereichen sogar überlegen. Wenn die Kinderkrankheiten behoben werden und die Assitentin noch ein bisschen selbstständiger wird, hat Cortana echtes Hit-Potential.
Was haltet ihr von Cortana und Co? Wer ist euer Favorit? Diskutiert mit in den Kommentaren!
Sehr cool. Prima Vergleich!
Super gemacht. Ich staune über Cortana. Für eine Alpha Version nicht schlecht. Siri interessiert mich nicht bei Google finde ich interessant, dass man nicht immer den Bildschirm berühren muss um dem Assistent eine Frage zu stellen. Als WP User ist für mich natürlich Cortana wichtiger obwohl es ja schon schön komisch ist mit einem Stück Hardware zu reden. Schöner Beitrag. Sehr sachlich und neutral. Weiter so. Danke