Die immersive Wohnzimmer-Revolution oder das nächste Kinect?
Vorweg: Das wird hier jetzt kein „Ich bin von Windows Mobile zu Android gewechselt“ Konfrontationskurs und auch keine akribisch ausgearbeitete Schritt-für-Schritt-Erfahrung vom ersten Auspacken bis zu den ersten Spielmomenten, die gibt es derzeit auf zahllosen Seiten im Netz sowieso zu lesen.
Was es allerdings geworden ist, ist mehr als nur ein flüchtiger Blick über den Tellerrand. Vielmehr beschäftigte mich die Frage, ob Virtual Reality tatsächlich die bahnbrechende Zukunft ist, die Microsoft gerade mit der XBOX One (bewusst?) verpennt und daher bin ich ab Tag 1 selbst unter das Visier geschlüpft und möchte euch meine ungefilterten Eindrücke und Ansichten schildern.
Kurz zur Klarstellung: Ich war und bin treuer XBOX-Zocker, zwar nicht seit der ersten Stunde aber immerhin schon seit 2005 – in Videospiel-Jahren eine halbe Ewigkeit. Die erste XBOX musste noch ohne mich auskommen, seit Release des Nachfolgers XBOX 360 bin ich aber permanent dabei. Zwischendurch nannte ich zusätzlich eine Playstation 3 und später auch die WiiU mein Eigen, die Beziehung hielt allerdings nur für eine äußerst kurze Zeit.
Mit der Playstation bin ich über all die Jahre niemals wirklich warm geworden. Doch als Sony ankündigte, ein relativ preiswertes Virtual Reality Headset zu veröffentlichen, war das Interesse mit einem Mal entfacht, zumal die Microsoft-Konsole sowas bislang nicht zu bieten hat.
Ein anderes überaus faszinierendes Konzept existiert, doch HoloLens ist trotz gemächlicher schrittweiser Markteinführung nicht nur wesentlich teurer, sondern verfolgt auch einen ganz anderen Ansatz, funktioniert nicht mit der Microsoft-Konsole zusammen und steht somit komplett außer Konkurrenz.
Da tröstet es herzlich wenig, dass einer anderen VR-Brille, der Oculus Rift, aktuell noch ein XBOX Controller beiliegt und das für Ende 2017 angekündigte Project Scorpio ebenso VR ermöglichen soll und vermutlich auf genau dieses Headset zurückgreifen könnte.
Seit dem 13.Oktober steht Playstation VR nun also offiziell in den Läden. Wer bereits eine Playstation 4 sein Eigen nennt, muss für den virtuellen Genuss gar nicht mal so tief in die Tasche greifen, zumindest im Vergleich mit den beiden Mitbewerbern Oculus Rift und HTC Vive: So zahlt man 399 Euro für die Brille, die zwingend erforderliche Kamera 60 und nochmals 80 Euro für die optionalen aber dem Spielspaß zu Gute kommenden Move Controller. Neben einem Ohrhörer liegen der Verpackung nicht nur zahlreiche Kabel, sondern auch eine Prozessoreinheit bei, deren Lüfter den der Playstation 4 (nicht störend) übertönt.
Demos sind zahlreich vorhanden (der hierzulande verkauften Playstation VR liegt eine Disc mit 8 spielbaren Testversionen bei), zusätzlich kann man sich im Playstation Store weitere Demos herunterladen, Vollpreisspiele sind zudem bereits vereinzelt unter 10 Euro erhältlich.
Schon in den ersten Minuten steht fest: Noch nie hat ein Zubehör für eine Konsole meines Wissens nach dermaßen viele Kabel benötigt wie Playstation VR. Nach dem ersten Anschließen sieht mein Wohnzimmer aus, als wäre ich Ehrenvorsitzender im Fanclub der Matrix-Trilogie und gerade mit der ausschweifenden Dekoration für eine kommende Convention beschäftigt.
Microsoft macht das ganze doch komplett ohne Kabel, geht mir dabei kurz durch den Kopf, doch dann kommt mir wieder die Preisspanne in den Sinn, die mich geradezu freudig erregt Kabel für Kabel verbinden lässt.
Immersion, dieser Begriff fällt immer wieder besonders im Zusammenhang mit der virtuellen Realität und beschreibt die Intensität der Verschmelzung des Spielers mit der künstlichen Welt, in die er hineinversetzt wird.
Wie realistisch fühlt sich Playstation VR denn nun tatsächlich an? Um es auf den Punkt zu bringen: Ja, ich war tatsächlich „dort“, in dieser surrealen Geisterbahn aus Until Dawn, in dieser heruntergekommenen Küche gefesselt auf dem Stuhl in der (sehr kurzen) Demo zu Resident Evil 7 und am Steuer eines schnittigen Sportwagens in Drive Club VR.
Man kann seinen Kopf ganz nach Belieben in alle Richtungen drehen, über die eigene Schulter aus dem Rückfenster seines Fahrzeugs schauen, sogar aus dem Seitenfenster heraus runter auf die Straße sehen, selbst das ist möglich und wer mag erhebt sich lässig vom Fahrersitz und streckt einfach mal seinen Kopf aus dem Schiebedach – bei voller Fahrt.
Es fühlt sich auf eine ganz besondere Art und Weise sehr echt an, und das obwohl sich vor mir am Horizont in Drive Club VR ein doch eher verschwommener Pixelbrei entfaltet und gerade zu den Seiten hin die Schärfe gelegentlich zu Wünschen übrig lässt. Aber selbst Oculus Rift wirkt dank stärkerem „Fliegengitter-Effekt“ hinsichtlich der Grafik nicht uneingeschränkt führend, auch wenn das Sichtfeld minimal größer als bei der Playstation VR ist. Man muss sich das so vorstellen, als schaue man aus einer dezent sichtbaren Taucherbrille heraus in eine andere Welt.
Aber nach wenigen Minuten am Steuer ist auch das fast vergessen, die Immersion ist verblüffend hoch, was nicht zuletzt durch Verwendung eines Kopfhörers noch weiter verstärkt wird.
Ein weiteres Beispiel: Als ich im Sci-Fi-Shooter EVE: Valkyrie das erste Mal ins All geschossen wurde, überkam mich ein seit Jahren nicht mehr dagewesenes Gefühl der Freude. Sowas unglaublich Intensives habe seit Langem nicht erlebt, ein echter WOW-Effekt und genau diese Momente sind es, die Playstation VR derzeit so lohnenswert und faszinierend machen.
Doch mehr als ein paar Minuten am Stück hat es mich bisher nicht in den virtuellen Welten halten können. Das hat mannigfaltige Gründe: In der Resident Evil 7 Demo habe ich gegen Ende tatsächlich schreiend das Headset vom Kopf nehmen müssen, denn ich hatte – und das gebe ich hiermit problemlos zu – richtig Schiss gehabt. Bei Drive Club VR wurde es mir sogar ein wenig schwindelig, die berühmt berüchtigte Motion Sickness machte sich für einen kurzen Moment in mir breit, aber übergeben musste ich mich nun nicht und dann war es auch schon wieder gut.
Die (aufwendige aber in etwa 15 Minuten erledigte) Verkabelung, der optionale Kontakt zur Außenwelt (beispielsweise über eine zusätzliche Kamera wie bei HTC Vice) und besonders die nicht wirklich zeitgemäße Grafik, all das hat viel Luft nach oben. Besonders die oftmals gut sichtbare Kantenbildung trübt den ansonsten erfreulichen Gesamteindruck und einigermaßen scharf wird es auch nur dann, wenn die Brille ihre optimale Position hat.
Die im November erscheinende Playstation Pro soll zumindest beim letztgenannten Kritikpunkt für Verbesserungen sorgen, doch das glaube ich erst, wenn ich es selbst erlebt habe.
Die Verarbeitung, die relativ bequeme Einrichtung, die grandiose Immersion und der damit einhergehende Spielspaß sind allerdings schon jetzt auf einem ziemlich hohem Niveau und das bei einem durchaus angemessenen Preis für ein Stück Technik, das wir in dieser Form zuhause so noch nie erleben durften (und nein, den gnadenlos gefloppten Virtual Boy von Nintendo zähle ich nun nicht dazu).
Doch hat Playstation VR und Virtual Reality im Allgemeinen überhaupt das Zeug dazu den Massenmarkt zu erobern? Ist Playstation VR vielleicht sogar der Todesstoß für XBOX ONE? Nein, das mit Sicherheit nicht. Mit der neuen XBOX ONE S hat Microsoft trotz fehlender VR Unterstützung aktuell extrem viel richtig gemacht und VR ist wohl zu sehr auf bestimmte Genres beschränkt, als dass es langfristig die Art und Weise wie wir heute spielen, ersetzen könnte. Aber: Es könnte sie langfristig dauerhaft ergänzen.
Meine wage Prognose tendiert trotzdem derzeit in alle Richtungen. Ich hoffe sehr, dass VR dem Markt erhalten bleibt. Sonys Engagement dahingehend ist vorbildlich und wird möglicherweise langfristig über den Preis entschieden, nicht zwingend über die Qualität der Darstellung und bis Project Scorpio am Markt erscheint, wird ohnehin noch mehr als ein Jahr vergehen.
Bis dahin könnte VR gereift im heimischen Wohnzimmer stehen, bis dahin könnte sich die virtuelle Realität aber ähnlich wie 3D langsam aber sicher wieder aus den hiesigen Wohnstuben verabschieden. Ich würde es bedauern, denn VR ist mehr als eine Freifahrt auf der Achterbahn.
Richtig geil ?
Musste laut lachen an der Stelle mit dem schreiend vom Kopf gerissenen Set. Wirklich so intensiv? Naja, vielleicht wird’s nach Jahren des normalen Monitors mal Zeit für was neues ?
Hört sich doch erstmal ganz cool an.
VR ist halt noch in den Kinderschuhen. Ich bin gespannt wie das auf der Scorpio aussieht.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass es sich noch besser verbreitet, wenn man z.B. auf die Galaxy VR Zurückgreift. Da wäre das einzige Kabel das Ladekabel, damit der Akku nicht so schnell alle geht. 😉
Vielen dank für deinen Bericht. Hat Spaß gemacht in zu lesen. Ich persönlich ja. Würde da einen offenen Ansatz als. SecondaryGrafikprozessor bevorzugen. Razor verfolgt einen open source ansatz. Damit will ich nicht sagen dass jeder die skills besitzen muss um sich so ein Ding selber zusammen zu schustern aber dass heutige handys ohne weitere die grafikleistung bieten. Siehe HTC und Rift ?. Vielmehr dass wir uns auf den alten Moore verlassen sollten. Und einfach gemächlich anderthalb Jahre Oder 2 warten um da dann vllt endlich etwas bezahlbares von Microsoft zu sehen, bzw vllt einem drittanbieter.. Die derzeitige Hololens ist nicht… Weiterlesen »
Wie verhält sich das denn für Brillenträger?
vive und psvr klares ja. rift nur für kleinere brillen…
Funktioniert problemlos. Mutter war trotz Sehschwäche begeistert.
Bin ehrlich ich hab seit der Kindheit alle Konsolen die ich hatte gesammelt. Atari 2600, NES, SNES, SEGA Megadrive, Playstation, Sega Saturn, Playstation 2, N64, Gamecube, Playstation 3, Xbox, Xbox360,XboxOne…. Die WiiU Werd ich auch kaufen. Auf die Playstation 3 lass ich nix kommen großartige Konsole. Aber Playstation 4 hab ich jetzt so oft ausprobiert und selbst nach Jahren schafft Sony es nicht ganz einfache Funktionen einzubauen…Ich werde sie nieeeee kaufen das steht fest. PS4 VR hab ich gestern ausprobieren dürfen, ein cooles Erlebnis, mehr nicht. Mit der PS4 Werd ich nicht mehr warm. Im gegensatz zur XboxOne die ich… Weiterlesen »
Die One ist zwar im moment mit am besten, finde das da aber immer noch einiges fehlt. Die hat bei CD’s probleme mit „gemischten Inhalten“ & „MP3“ – grade das letzte dürfte einfach nicht sein..
Die PS4 hat damit Probleme. Bei meiner One läuft alles rund. CD’s, mp3’s, mkv’s… Läuft alles gut.. Mit VLC player wird das noch besser demnächst.
Schade dass Du in Deiner Sammlung nicht die Dreamcast hast. Hatte auch schon einige Konsolen und die Dreamcast ist meine persönliche Lieblingskonsole bis dato. Zu Ihrer Zeit extrem Innovativ und irgendwo auch der Vorläufer der späteren XBOX. Schade dass Sega nicht erfolgreich damit wurde.
All die Sony fan(boy)s haben damals lieber auf die PS2 gewartet. Ich war angesichts des übertrieben hohen Einführungspreises (knapp 900DM) froh mich für Dreamcast entschieden zu haben. Hoffentlich läuft das bei VR nicht genauso. Am besten wär wenn MS in DX12 eine universelle VR Schnittstelle implementiert. Das hat seinerzeit auch 3dfx glide und OpenGL (jedenfalls für games) überflüssig gemacht. Dieses Oculus Store vs. Steam bzw. Vive vs. Rift geht mir tierisch auf den Sack. Ich brauch keinen Console War am PC. VR HMD’s sollten nichts weiter als Monitore sein. Und Touch Controller nichts als irgendein USB-HID Gerät wie Mäuse oder… Weiterlesen »
Ich denke PlaystationVR wird der Marktöffner, der die Leute damit in Berührung bringt und anfixt. Das wird sich auch positiv bei den Quartalszahlen von Sony zeigen. Aber es ist erst der Einstieg. Richtig los geht es nächstes Jahr. Die Preise von Rift und Vive werden sinken, Xbox Scorpio wird kommen und mit der Integration von Windows Holographic in Windows 10 wird AR auch ein Consumer Phänomen: Entweder mit ner Consumer HoloLens oder einer von Intel bzw. einem anderen OEM. Sony kann zwar mit dem frühen Markteinstieg punkten, aber sie müssen aufpassen dort nicht stehen zu bleiben und dann bald auch… Weiterlesen »
http://www.gamepro.de/news/3303914/playstation_vr.html
Interessant
Man kann die Brille demnach auch für pc, Xbox usw nutzen
Ich finde auch PSVR das erste richtig bezahlbare VR Headset. Da die Oculus Rift und HTC Vive doch recht teuer sind. Ich selbst nutze zwar die Oculus Rift, doch werde ich mir auch das PSVR zulegen. Doch zuerst habe ich mir die Developer Edition der Microsoft Hololens vorbestellt. Find AR aktuell interessanter 🙂
Hololens