Der langersehnte Moment ist endlich gekommen: Letzten Freitag ist das Beat ‘Em Up SoulCalibur VI für die Xbox One erschienen. Nach mehr als sechs Jahren können wir uns so auf ein neues Abenteuer mit beliebten Charakteren wie Maxi, Taki, Kilik und Sophitia begeben. Bedauerlicherweise haben die letzten Teile der Serie nicht so viel Anklang gefunden wie die früheren Ableger. Kann das neue Spiel zur alten Stärke der Klassiker zurückfinden? Ich habe es ausgiebig für euch getestet: Dies ist mein Review von SoulCalibur VI.
Gameplay und Content
Hinsichtlich des Gameplays hat sich auf den ersten Blick wenig verändert: Man hat noch immer zwei verschiedene Hauptangriffe, Tritte und Verteidigungspositionen zur Verfügung. Diese können zu verheerenden Kombinationsattacken verbunden werden. Jedoch geht SoulCalibur VI einen Schritt weiter, um die reibungslosen Kämpfe zugänglicher zu gestalten: Anfänger haben die Möglichkeit, das Spiel in allen Facetten genießen, während Veteranen der Serie eine immense Tiefe erleben können, welche sie sehr lange beschäftigt.
Wie wir es von der SoulCalibur-Reihe gewohnt sind, gibt es wieder viele verschiedene Charaktere zur Auswahl. Der neue Ableger fühlt sich hier wie ein Best Of der Serie an: Alle beliebten Charaktere der Vorgänger stehen zur Auswahl – trotzdem sind auch einige neue Kämpfer vertreten. Mit Grøh steht uns einer der neuen Charaktere zur Verfügung, der sich sehr gut für Einsteiger in die Serie eignet: Seine grundlegenden Angriffe besitzen eine flachere Lernkurve als die der anderen Kämpfer – mit zunehmender Lernbereitschaft hinsichtlich der Kampfstile und Combos kann der Verlauf der Lernkurve allerdings auch steiler gestaltet werden.
Wie jeder Teil bietet uns SoulCalibur VI ebenfalls wieder einen Gast-Charakter – dieses Mal werden wir Gamer sehr verwöhnt: Geralt aus der Witcher-Reihe ist nun im Spiel verfügbar. Es muss hier erwähnt werden, dass er sich nicht nur sehr gut spielt, sondern auch originalgetreu implementiert wurde. Ebenso besitzt er eigene Attacken und Combos, ist sehr effizient und zugleich relativ einsteigerfreundlich. Generell ist es um die Combos im Spiel sehr gut bestellt: Davon gibt es für jeden Charakter unzählige zu erlernen und dieses Mal sehen sie noch besser aus als je zuvor.
Als großer Fan von SoulCalibur II, das meiner Ansicht nach der bisherige Höhepunkt der Serie ist, war ich sehr erfreut zu sehen, dass es viele Modi gibt, welche für langen Spielspaß sorgen. Neben Arcade- und Onlineoptionen, in denen man sich mit Freunden, der CPU oder Online-Gamern messen kann, stellen die folgenden Modi das Herzstück von SoulCalibur VI dar: Libra of Soul und Chronicle of Souls.
Libra of Soul
Libra of Soul ist ein sehr willkommener Modus; zudem ist er auch als Einstieg sowie insbesondere für Newcomer empfohlen: Dieser Modus beinhaltet das Tutorial, welches dem Spieler alles Notwendige nahebringt, um das Spiel und die Steuerung zu erlernen. Bevor die Reise beginnt, erstellt man seinen eigenen Charakter und wählt einen Kampfstil der regulären Charaktere des Spiels. Im Anschluss daran befindet man sich auf einer Weltkarte voller Missionen, in der man gegen andere Charaktere kämpft – dabei sind für jeden Kampf gewisse Herausforderungen aktiviert. So besitzt man beispielsweise weniger Gesundheit als der Gegner oder spezielle Angriffe, welche besonders effektiv sind.
Während der Reise steht der Spieler manchmal vor einer Entscheidung, die das Schicksal seines Charakters verändern kann. Diese Entscheidungen beeinflussen die Geschichte des Spiels und verändern das Gleichgewicht der sogenannten Spirit Scales – ein mystisches Artefakt, welches den Zustand der Seele des Charakters widerspiegelt. Das kann versteckte Missionen freischalten, je nachdem, in welche Richtung diese Waage gekippt wird. Nach einigen Missionen werden weitere Features freigeschaltet, wie beispielsweise Shops, in denen Equipment erworben und Währungen getauscht werden können. SoulCalibur VI besitzt zwei Arten von Währungen: Gold kann nur in Libra of Soul verwendet werden und Soul Points sind die universelle Währung für das gesamte Spiel. Auch öffnet sich die Karte im Anschluss und die anfangs sehr lineare Missionsstruktur wird aufgehoben. Der Spieler kann dann verschiedene Bereiche entlang der Hauptroute der Reise erkunden. Auf diese Weise ist es möglich, Missionen zu entdecken, im Level aufzusteigen und Waffen zu sammeln, um den Charakter zu verbessern.
Dieser Modus ist meiner Meinung nach das Kernelement des Spiels: Man kann hier sehr viel Zeit verbringen, insbesondere dann, wenn man sich auch der vielen Nebenmissionen annimmt. Zudem ist es sehr erfrischend, eine solche Story mit einem eigens erstellten Charakter zu spielen. Dadurch wird das Spiel viel persönlicher, individueller und lebendiger. Einen Kritikpunkt habe ich jedoch: Sofern man sich nach Waffen in den Shops umsieht, wäre ein Vergleich dieser mit der eigenen Ausrüstung wünschenswert und zugleich hilfreich gewesen. Hier hätte man noch etwas tiefer in die Materie tauchen können.
Chronicle of Souls
Chronicle of Souls ist der wahre Story-Modus von Soul Calbur VI. Die Geschichte selbst ist nichts weltbewegendes, sondern erfüllt genau die Erwartungen von Fans der Reihe: Man erhält exakt das, was man von der Serie gewohnt ist. Im Laufe der Story erfährt man die Geschichte der verschiedenen Kämpfer – genau hier haben sich die Entwickler etwas sehr Intelligentes einfallen lassen: Die Hauptstory kann man innerhalb von nur eineinhalb bis zwei Stunden durchspielen. Zusätzlich gibt es jedoch noch einige Missionen für jeden einzelnen Charakter – diese werden auch dementsprechend am Zeitstrahl der Hauptgeschichte angeordnet, sodass man genau weiß, wann sich jeder Handlungsstrang ereignet hat. So kann man noch viele weitere Stunden in diesem Modus verbringen. Obgleich Chronicle of Souls gut konzipiert ist, hat Libra of Soul mehr zu bieten. Es lohnt sich aber definitiv, in beide Modi hineinzusehen.
Character Creation und weitere Optionen
SoulCalibur VI besitzt einen Character Creation-Modus, welcher äußerst detailliert konzipiert ist. So kann man die verschiedensten Körperteile, den Kampfstil, die Stimme und viele weitere Aspekte des eigenen Kämpfers anpassen. Das ist für Leute wie mich sehr positiv, da man dort viel Zeit verbringen kann. Jedoch sind auch die Standardcharaktere und -einstellungen ausreichend, so dass man sich dort nicht zu lange aufhalten muss, wenn man direkt in das Spiel eintauchen möchte.
Die Optionen des Spiels sind generell sehr weitreichend: So bietet das Spiel auch die Möglichkeit, den Controller komplett selbst zu konfigurieren. Weiterhin hat man in laufenden Kämpfen Zugriff auf eine Liste mit allen verfügbaren Combos und Tipps für jeden einzelnen Charakter. Die Möglichkeiten, seine eigenen Fähigkeiten zu verbessern, scheinen nahezu grenzenlos.
Präsentation, Grafik und Steuerung
Die Geschichte von SoulCalibur VI wird mit liebevollen, detailgetreu gezeichneten Bildern und einem guten Erzählstil präsentiert. Auch die Stages sind allesamt sehr unterschiedlich und können sich definitiv sehen lassen. Insbesondere die Grafik muss als sehr positiv hervorgehoben werden – SoulCalibur VI ist mit Abstand das schönste Beat ‘Em Up, das bisher erschienen ist. Die Hintergründe sind atemberaubend, die Lichteffekte sehr solide und die Animationen sowie die Charaktere wundervoll durchdacht gestaltet – SoulCalibur VI ist so mit Abstand das schönste Spiel der Reihe.
Am meisten positiv hervorzuheben ist dennoch die Steuerung und der Stil – in diesem Punkt hat sich Bandai Namco wirklich selbst übertroffen. Das ikonische 8-Way-System ist zurück, was viele Möglichkeiten für Angriffe und Ausweichmanöver bietet. Die Charaktere selbst steuern sich ungemein flüssig und natürlich. Dementsprechend bereitet die Steuerung sehr viel Spaß – selten habe ich so reibungslose Bewegungsabläufe in einem Beat ‘Em Up gesehen. Auch die Slow Motion-Effekte sind unheimlich stylish. Mit jeder erfolgreichen, komplexen Combo hat man tatsächlich das Gefühl den Kampf und den Gegner zu beherrschen.
Neben der actionreichen und schnellen Steuerung profitiert SoulCalibur VI auch von den zusätzlichen Techniken Reversal Edge und Lethal Hit. Mit Reversal Edge setzt man einen Slow Motion-Kampf in Bewegung, in dem der folgende Angriff den gewissen Unterschied ausmachen kann – dies funktioniert gemäß dem Schere-Stein-Papier-Prinzip. Alternativ kann man auch ausweichen, wenn man das Gefühl hat, dass man den Kampf nicht gewinnen wird. Darüber hinaus katapultiert Lethal Hit den Gegner in die Luft – mit einigen Jongliertechniken kann man dann zusätzliche Treffer erzielen.
Performance
Während meines Tests habe ich keine Framerate-Drops wahrgenommen: Das Spiel lief durchgehend flüssig. Auch das Aufrufen des Guides stellte kein Problem dar: Somit ist das Aufnehmen von Videos und Screenshots reibungslos verlaufen. Selbst wenn man nach längerer Zeit wieder zum Spiel zurückkehrt, startet dieses nicht neu, sondern läuft regulär weiter. Weiterhin habe ich keine schwerwiegenden Fehler oder Bugs festgestellt.
Ein negativer Aspekt darf jedoch nicht unerwähnt bleiben: Das Spiel besitzt sehr viele Ladezeiten. Und damit nicht genug – diese stellen sich als äußerst lang heraus. In der Story gibt es vor jedem Kampf, jeder Cutscene und jedem Dialog zwischen den Charakteren Ladezeiten. Auch im Character Creation-Modus werden mögliche optische Veränderungen direkt angezeigt, andere müssen erst angewählt und geladen werden, sodass der Prozess länger dauert als notwendig. Hier hätte ich mir eine optimalere Lösung gewünscht, da jene Ladezeiten das Spiel beträchtlich negativ beeinflussen. Dies ist äußerst bedauerlich, da das Game abgesehen von jenem Aspekt nahezu fehlerfrei und ungemein spaßig ist.
Mein Urteil
In vielerlei Hinsicht ist SoulCalibur VI genau das Spiel, welches wir von ihm erwarten. Es wird dennoch nicht auf Nummer sichergegangen – am Gameplay-Prinzip selbst hat sich nichts geändert, jedoch wurden genug neuartige Aspekte eingeführt, die das Spielerlebnis stark bereichern. Als großer Fan des zweiten Teils der Serie bin ich nun wieder sehr zufrieden mit der Serie. SoulCalibur VI fühlt sich ähnlich an wie dieser zweite Teil, mit dem Unterschied, dass das Spiel noch mehr Spaß macht und weitaus ausgereifter ist. Die beliebtesten Charaktere sind wieder spielbar, die Steuerung ist ungemein flüssig und alles fühlt sich größer und epischer an. Genau das habe ich mir von dem Spiel erhofft.
SoulCalibur VI schließt die Lücke an Mehrspieler-Games auf der Xbox One – es ist ein sehr gutes Coop-Spiel, da es sowohl für Einsteiger als auch für Profis geeignet ist, die sich für die vielen Charaktere unzählige Combos aneignen möchten. Dennoch ist es sehr ausgeglichen –selbst wenn Einsteiger ohne das Wissen von Combos weit kommen können, werden Veteranen der Serie die Oberhand behalten. Allen Beat ‘Em Up-Fans spreche ich für das Spiel eine klare Kaufempfehlung aus – es ist vermutlich eines der besten auf der Xbox One. Es ist zudem auf dem PC und der Playstation 4 erschienen.
Dieser Review basiert auf einem Code, der mir von Bandai Namco zur Verfügung gestellt wurde.
Hat euch mein Review Lust auf SoulCalibur VI gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare!