Es ist kein Geheimnis, dass ich mich vor bald zwei Jahren mit Xiaomi-Smartphones angefreundet habe und sie bis heute im Alltag nutze. Xiaomi-Phones bringen eine Besonderheit mit: Sie laufen alle mit der hauseigenen MIUI-Oberfläche. Naja, fast. Denn mit dem Xiaomi Mi A1 hat der gleichnamige Konzern erstmals ein Phone auf den Markt gebracht, welches nicht mit MIUI läuft, sondern eine praktisch unveränderte Android-Version verwendet. Ob mich das Gerät überzeugen konnte, erfahrt Ihr im nachfolgenden Test. Als Referenzgerät verwende ich meinen Daily Driver, das Redmi Note 4x.
Design
Beginnen wir doch mal mit dem Design. Dieses ist unschwer einem Konkurrenten aus Cupertino zuzuordnen. Das Xiaomi Mi A1 erinnert optisch doch sehr stark an die älteren und günstigeren iPhones aus dem Hause Apple. Praktisch identisches Design, identische Grösse und hinten ebenfalls eine Dual-Kamera. Nur der Home-Button fehlt. Das Gerät ist einwandfrei verarbeitet. Keine Spaltmasse, keine Unstimmigkeiten – es vermittelt einen sehr wertigen Eindruck. Beim Xiaomi Mi A1 setzt der Hersteller auf ein Unibody-Gehäuse aus Aluminium. Alle Kanten des Smartphones sind abgerundet und es wird 2.5D-Glas verwendet, sodass das Phone auch im Alltag gut in der Hand liegt. Im Sim-Schacht passen wahlweise 2 Nano-Simkarten oder eine Nano-Sim und eine MicroSD-Speicherkarte (max. 256GB) hinein. Hier die weiteren Eckdaten:
- Länge: 155mm
- Breite: 76mm
- Höhe: 7.3mm
- Gewicht: ca. 166 Gramm
Auf der Rückseite des Gerätes befindet sich, wie auch bei den Redmi-Geräten, der Fingerabdrucksensor. Dieser funktioniert sehr zuverlässig und erkannte bei mir im Test in 9 von 10 Fällen den Finger auf Anhieb. Gefühlt ist er etwas träger als beispielsweise bei meinem Redmi Note 4x, aber der Unterschied ist minimal und im Alltag spielt das keine grosse Rolle. Die Lautstärke-Tasten und die Power-Taste sind übrigens auch aus Metall gefertigt und vermitteln dadurch natürlich auch einen sehr wertigen Eindruck. Die Dual-Kamera auf der Rückseite sticht, wie auch beim Apple-Pendant, aus dem Gehäuse hervor. Das ist nicht sehr schön, stört aber nicht weiter im Alltag.
Schauen wir uns mal die weiteren Merkmale des Geräts an. Oben befindet sich auf der linken Seite ein LED-Licht. Leider leuchtet dieses nur in weiss. Schaut man zudem nicht direkt von oben auf das Licht, so fällt einem im hellen Alltag die LED gar nicht wirklich auf, obwohl das Testsmartphone in Schwarz daher kommt. Unten fällt etwas auf: Der Kopfhöreranschluss ist, anders als beim iPhone, vorhanden! Ja richtig. Hier kann man noch mit klassischen Kopfhörern und ohne Adapter Musik hören (ich find die Leute im Zug mit den Apple-AirPods ja immer so peinlich…). Gleich daneben befindet sich ein USB-C-Anschluss.
Display
Beim Display hat Xiaomi auf ein Full-HD-Panel mit LTPS-Technologie zurückgegriffen. Dank 1080 x 1920 Pixeln löst das Gerät mit einer Pixeldichte von 403ppi auf, was für ein sehr scharfes Bild sorgt. Die Helligkeit liegt bei 450 cd/m². Im Alltag merkt man besonders unter freiem Himmel, dass das Display spiegelt. Direkte Sonneneinstrahlung verträgt sich daher nicht mit dem Phone. Ansonsten kann man es aber sehr gut im Alltag nutzen und hat keine Probleme dabei, das Display abzulesen. Die Blickwinkelstabilität ist in meinen Augen hervorragend. Auch wenn ich seitwärts auf das Phone schaue – der Blickwinkel bleibt stabil und ich kann alles ablesen. Ob Gorilla Glass oder dergleichen verbaut wurde, ist nicht bekannt. Erfahrungsgemäss verbaut Xiaomi aber gehärtetes Glas, welches Kratzer abweisen soll. In den vergangenen rund zwei Wochen habe ich das Phone immer bei mir getragen und es musste alle Strapazen des Alltages aushalten, fiel auch ein paar Mal zu Boden. Kratzer habe ich bis jetzt keine gefunden und das Display ist ebenfalls noch ganz.
Beim Xiaomi Mi A1 hat der Hersteller, wie üblich, auf einen 10-Punkte-Touchscreen gesetzt. Es können also bis zu 10 Berührungspunkte gleichzeitig erkannt und genutzt werden. Leider sieht man die Fingerabdrücke danach auch gleich noch auf dem Display, sodass ich in den vergangenen Wochen auch mehrfach in der Woche das Display abwischen musste. Das Display überzeugte mich dennoch in allen Punkten und man bekommt sehr viel für das Geld geboten.
Leistung
Eckdaten:
- 5.5 Zoll-Display
- Android 7.1.2 (=> Android 8.0 befindet sich aktuell in der geschlossenen Beta)
- Qualcomm Snapdragon 625-Prozessor
- Qualcomm Adreno 506 Grafikchip
- 8 Cortex-A53-Kerne mit 2.0 GHz-Taktung
- 4GB RAM
- 64GB interner Speicher (erweiterbar)
- Dual-Kamera (Hauptkamera mit 12MP)
- Frontkamera mit 5MP
- 3’080 mAh-Akku
- USB-C
Das Smartphone entspricht mit der Ausstattung einem typischen China-Phone der oberen Mittelklasse. Der grosse Vorteil von Xiaomi gegenüber Händlern wie Huawei, Samsung und Co. ist der niedrige Preis im Vergleich zur verbauten Leistung. Dafür muss man bei vielen Geräten Abstriche machen, was die LTE-Frequenzen angeht. Oftmals fehlt LTE Band 20. Hier allerdings nicht – LTE (4G) Band 20 ist verbaut. Mehr dazu im nächsten Punkt. Und so kann mich das Phone auch hier überzeugen. Die Ausstattung reicht im Alltag völlig aus. Einfachere Spiele können ebenfalls problemlos gespielt werden, nur bei den aufwändigen und grafikhungrigen Spielen gibt es ab und zu mal Ruckler.
Im Geekbench-Test schneidet das Smartphone solide ab. Im Single-Core Vergleich reiht es sich neben dem LG Nexus 5 mit einem Snapdragon 800 und dem Samsung Galaxy S5 mit einem Snapdragon 801 ein. Im Multi-Core-Test wiederum findet man das Gerät zwischen dem OnePlus 3 mit Snapdragon 820 und dem Samsung Galaxy S7 edge. Durchaus gute Werte für ein Mittelklasse-Gerät, wie ich finde:
System
Das Xiaomi Mi A1 wird mit Stock-Android ausgeliefert, besitzt also eine kaum angepasste Android-Version von Google ohne Zusatzdienste und Apps von Xiaomi selber. Einzig die Kamera-App wurde von Xiaomi implementiert. Dies aber einfach aus dem Grund, weil die Google Kamera-App offiziell noch gar nicht mit Dual-Kamera-Funktionen umgehen kann. Stock Android bedeutet auch eine gute Abstimmung zwischen Hard- und Software. Bei Xiaomi ist das, in meinen Augen, nicht ganz gelungen. Besonders bei Telefonaten musste ich das feststellen. Doch auch hier: mehr dazu im nächsten Punkt.
Da Google hier mit Xiaomi zusammenarbeitet, wird das Mi A1 rund zwei Jahre offiziell mit Updates versorgt werden. Android 8 (Oreo) steht nun bereits in der Beta zur Verfügung, Android 9 wird ebenfalls noch das Gerät erreichen. Beim Xiaomi Mi A1 weiss man also was man kauft und garantiert bekommt. Etwas schade finde ich, dass, trotz Stock Android, die Version 8 erst gerade in dieser Woche als geschlossene Beta veröffentlicht wurde. Xiaomi hinkt hier also etwas hinterher, wenngleich auch nicht ganz so krass wie bei den MIUI-Versionen, wo die neuste Android Version jeweils dann als Grundlage verwendet wird, wenn deren Nachfolger bereits das Licht der Welt erblickt hat.
Konnektivität & Sensoren
Das Xiaomi Mi A1 kommt mit allen 2G, 3G und 4G-Frequenzen daher, die man braucht. Gerade beim 4G-Empfang ist in Deutschland das LTE Band 20 sehr wichtig und dieses wird vom Mi A1 auch unterstützt. Die Gesprächsqualität wiederum konnte mich nicht überzeugen. Ich habe an verschiedenen Orten und auch im Auto öfters mal telefoniert und musste feststellen, dass das Mi A1 hier eine deutlich schlechtere Gesprächsqualität vorweisen konnte, als das Redmi Note 4x. Teilweise hatte ich mit dem Mi A1 Verbindungsabbrüche an Stellen, an denen es mit anderen Phones problemlos funktionierte. Zuerst dachte ich an einen Zufall, doch die „Zufälle“ häuften sich. Im Auto konnte ich teilweise nicht einmal verstehen, was mein Gegenüber genau sagte, wenn ich mich nicht darauf konzentrierte, ihm zuzuhören. Sehr schade.
Der Lautsprecher wiederum war gut. Den Gesprächspartner konnte ich darüber, bei guter Verbindung, immer klar hören und es klang auch sehr natürlich. Bei der Musikwiedergabe liefert der Lautsprecher zudem einen klaren Sound und sogar etwas Bass. In dem Punkt bin ich sehr zufrieden mit dem Gerät. Auch der Kopfhöreranschluss machte während des Tests keine Probleme. Wann immer ich Kopfhörer nutzte, hatte ich eine klare und gute Soundwiedergabe. Ich bin zudem sehr froh über den Kopfhöreranschluss und hoffe, dass dieser noch sehr lange in Phones verbaut bleibt.
Bei den Sensoren findet man alle alten Bekannten von Xiaomi wieder. So sind neben einem Beschleunigungs, Näherungs- und Lichtsensor auch ein Gyroskop-Sensor und ein Kompass mit von der Partie. Und eben, weil es Xiaomi ist, wurde auch ein Infrarot-Sensor verbaut. Damit können beispielsweise TV-Geräte über die TV-Fernbedienungsapp gesteuert werden. Das Gerät unterstützt Dual Band WiFi mit ac-Standard (also 2.4GHz und 5GHz) und kommt mit Bluetooth 4.2 daher. Schade, dass man hier nicht gleich den moderneren Bluetooth 5.0 Standard verbaut hat.
Jedes Smartphone bietet heute die Möglichkeit für die Nutzung von GPS an. So auch das Xiaomi Mi A1. Da mich andere Phones (Umi Touch damals) bei der Navigation oft auch schon im Stich gelassen haben, war mein Redmi Note 4x stets ausgeschaltet mit dabei, wenn ich das GPS vom Mi A1 testen und nutzen wollte. Dies, weil ich das Navi eben direkt im Alltag getestet habe, als ich auch darauf angewiesen war und nicht, als es mir keine Rolle spielte, ob ich statt in Bern plötzlich in Zürich landete. Das Redmi Note 4x durfte während der Nutzung schlussendlich die ganze Zeit schlafen, ich habe es nie als Not-GPS gebraucht. Xiaomi hat einen hervorragenden GPS-Sensor verbaut, das Gerät hat während der Tests sehr schnell die Satelliten gefunden und eine präzise Navigation ermöglicht. Hier war ich einerseits heilfroh und andererseits auch sehr zufrieden.
Akku
Kommen wir doch mal zum Akku. 3’080 mAh verbaut Xiaomi beim Mi A1. Das sind rund 1’000 mAh weniger als beim Redmi Note 4x. Trotzdem kam ich mit dem Phone gut über den Tag. Abends musste es zwar immer an die Steckdose (bei meiner üblichen Nutzung), aber ich hatte tagsüber keinen Engpass. Mit dem mitgelieferten Ladestecker mit 5V /2A bekommt das Gerät in einer Stunde rund 60% des Akkus wieder aufgeladen. Quick Charge selber wurde zwar nicht verbaut, aber trotzdem lädt sich der Akku deutlich schneller auf, als beispielsweise beim Redmi Note 4x (via Micro-USB-Anschluss).
Da ich viel unterwegs bin, habe ich mir einige Adapter für Micro-USB-Kabel besorgt, damit ich dann auch solche Ladekabel unterwegs nutzen kann. Das funktioniert sogar ganz gut, aber so lädt der Akku dann auch erst in rund vier Stunden wieder komplett auf. Wer also den Akku schnell geladen haben will, der sollte das Original-Zubehör verwenden.
Kamera
Für viele Leute ist die Kamera ein Killerkriterium beim Kauf eines Smartphones. Entsprechend gespannt war ich, wie Xiaomi mit dem Mi A1 bei der Kamera abschneiden wird. Verbaut wurde eine Dual-Kamera hinten mit 2x 12MP Omnivision-Sensoren. Vorne befindet sich eine 5MP-Kamera. Bei den verbauten Sensoren setzt man auf die Sensoren des Xiaomi Mi 6 und verbaut einen normalen Sensor und einen mit Doppelzoom. Damit sind beispielsweise die sogenannten „Bokeh“-Schnappschüsse möglich, in denen man den Hintergrund unscharf darstellen kann und nur das Objekt im Mittelpunkt scharf darstellt wird. Ausgelöst wird ein Foto blitzschnell und ohne Denksekunde, wie es bei vielen anderen Phones oftmals der Fall ist. Saubere Arbeit hier von Xiaomi. Man muss nur aufpassen, dass das zu fotografierende Objekt dann eben auch wirklich „scharf“ gestellt wurde bevor man auslöst.
Standardaufnahmen gelingen sehr gut. Kein Rauschen, keine Abstriche. Einfach schöne und knackige Fotos. Die Fotos sind deutlich besser als beispielsweise beim Xiaomi Redmi Note 4x, welches ich als Daily Driver verwende. An die Flaggschiffe von Apple, Samsung und auch Xiaomi selber (Mi 6) kommt sie leider nicht ganz heran, aber hey, hier handelt es sich auch um ein Gerät, das rund 1/3 gegenüber dem hauseigenen Flaggschiff kostet. Und dafür sind die Aufnahmen überdurchschnittlich gut. Wie bereits eingangs geschrieben, nimmt auch hier die Qualität in der Nacht deutlich ab. Fotos in der Dämmerung hingegen kriegt das Smartphone noch ganz gut hin. Zudem muss man bei zunehmender Dunkelheit auch deutlich länger still halten können, um dann noch ein scharfes Foto zu schiessen. Das ist ein typisches „Problem“ bei den Nicht-Flaggschiffen. Wer sich daran stört, der muss eben mehr Geld in die Hand nehmen.
Was mich persönlich bei den Geräten von Xiaomi stört ist die Tatsache, dass kein Bildstabilisator eingebaut wurde. Nicht einmal softwareseitig wurde da etwas implementiert, was verwackelte Videos etwas „begradigt“. Bei vielen anderen Herstellern gehört das heute bereits zum Standard. Schade, denn so sind Videos unter Umständen ganz schön verwackelt.
Wer also ein Mittelklasse-Smartphone mit einer guten Dual-Kamera sucht, der wird mit dem Xiaomi Mi A1 sicherlich sehr glücklich werden. Gute Aufnahmen gelingen tagsüber oder in der Dämmerung immer, in der Nacht nimmt die Qualität halt dann leider ab. Für diese Preisklasse erhält man aber ein sehr gutes Kamera-Paket.
Persönliche Erfahrung
Kommen wir zu einem „Sonderpunkt“ in dieser Bewertung. Sie betrifft meine persönliche Erfahrung mit dem Gerät. Wie viele bereits wissen, bin ich mit Xiaomi-Geräten vertraut und nutze diese schon sehr lange im Alltag. Bislang hatten alle Geräte, die ich genutzt habe, MIUI (8 & 9) als Oberfläche und eben nicht Stock Android. Für mich war es daher sehr interessant herauszufinden, wie ich mit Stock Android klar kommen werde oder nicht.
Das Einrichten des Gerätes verlief, erwartungsgemäss, recht schnell und unkompliziert. Da ich das Meiste ohnehin auf der Speicherkarte abgelegt hatte, waren die Musik und Fotos direkt wieder verfügbar. Für die meisten anderen Dinge habe ich die Xiaomi-App „Mi Drop“ aus dem Store geladen und die Daten damit auf das neue Xiaomi Mi A1 übertragen. Dann ging es los. Mir fiel auf, dass Stock Android von Google aktuell keinen Datei-Explorer installiert hat, während Xiaomi einen hervorragend guten Dateiexplorer von Haus aus mitbringt. Also ab in den Store und eine entsprechende App suchen. Da Xiaomi seine Version vor einigen Wochen auch im Store hinterlegt hat, konnte ich so immerhin gleich den mir bekannten Dateiexplorer runterladen und installieren.
Dann ging es weiter. Musik-App. Bei Xiaomi gibt es die MIUI Music App. Sehr gut, sehr zuverlässig und – für mich sehr wichtig – sie spielt Musik aus Ordnern ab. Doch auch hier herrscht bei Stock-Android Ebbe. Die Google Play Music App war nicht vorinstalliert und ich persönlich finde sie auch nicht sehr zweckmässig für mich. Entsprechend musste ich auch hier eine neue App suchen. Ich habe dann den Pi Music Player im Store gefunden, der meine Wünsche am besten abdeckt. Aber auch hier: Ich musste erst eine geeignete App suchen und finden, eine gute Standard-App gibt es nicht vorinstalliert.
Funktionen
Kommen wir zu den Funktionen. Eine, die mir gleich fehlte, war die Dual App-Funktion. Bei MIUI kann man Apps klonen, bei Stock Android geht das leider nicht. Es gibt zwar einige Lösungen im Store, aber die funktionieren nicht so gut wie die bei MIUI implementierte Variante. Eine, die man, wenn nötig, nutzen kann, ist die Clone App:
Mehrere Benutzer
Bei MIUI kann man einen zweiten Benutzer anlegen. Das macht z.B. dann Sinn, wenn man Geschäft und Privathandy trennen und trotzdem ein Gerät verwenden will. Das funktioniert ganz gut. Google wiederum bietet eine ähnliche Funktion bei Stock Android an – und diese geht sogar noch weiter. Hier kann ich so viele Benutzer anlegen, wie ich will. Ein Pluspunkt für Google.
Double Tap to wake
Double Tap to Wake. Eine Funktion, an die ich mich vor einiger Zeit bereits gewöhnt habe. Einfach zweimal auf den Bildschirm tippen und schon weckt man das Telefon auf. Bei MIUI schon lange Standard, bei Stock Android fürs Xiaomi Mi A1 nicht mit dabei, obwohl es von der Hardware her kein Problem ist. Mit Android 8 Oreo soll die Funktion dann aber angeblich nachgereicht werden.
Interaktive Benachrichtigungen
Interaktive Benachrichtigungen fehlten mir bei MIUI schon lange… Bis vor kurzem war es gar nicht möglich, dass man z.B. direkt auf eine WhatsApp-Nachricht antworteten kann. Mit den neusten Beta-Updates wird die Möglichkeit nun endlich nachgereicht. Bei Google ist sie schon längst Standard. Die Benachrichtigungen sind deutlich weniger kompakt als bei MIUI, dafür sieht man auf einen Blick alles und kann eben auch direkt auf alle Benachrichtigungen antworten. Ich finde das bei Google wesentlich besser gelöst und hoffe, dass sich Xiaomi da noch ein Wenig anpasst.
Nicht stören – wirklich nicht stören!
Wer alles auf „nicht stören“ stellt, hört, wenn er nicht aufpasst, auch keinen Wecker mehr. Eine Funktion, die ich im Alltag natürlich oft und viel nutze, ist die „Nicht stören“-Funktion. Wenn ich im (IT-)Büro unterwegs bin, soll es ja nicht ständig klingeln, weil eine Nachricht reinkommt. Entsprechend habe ich die Funktion auch so eingestellt, dass ich im Büro und abends, wenn ich ins Bett gehe, nichts höre. Bei MIUI ist es klar, dass der Wecker in jedem Fall klingeln kann, auch wenn die Funktion aktiviert ist. Bei Stock Android geht Google noch einen Schritt weiter: Hier kann man festlegen, dass bei „Nicht stören“ eben sogar der Wecker ausgeschaltet wird. Darauf sollte man unbedingt achten, denn sonst macht der Wecker keinen Piep! Ich hab zu Beginn nicht darauf geachtet und mich gewundert, wieso der Wecker dann eben nicht geklingelt hat.
Kontakte speichern
Für mich definitiv ein Kritikpunkt, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich die Option vielleicht einfach nicht gefunden habe… Ich habe das Mi A1 genauso konfiguriert, wie meine anderen Xiaomis mit MIUI zuvor. Wenn ich aber einen neuen Kontakt anlegen wollte, konnte ich diesen jeweils nur in meinem Google-Konto speichern, nicht aber, wie bisher, z.B. in meinem Microsoft-Konto. Mag sein, dass es diese Option gibt, aber wenn ich sie erst mühsam suchen muss, ist das in meinen Augen ein Minuspunkt.
Sicherheitsupdates
Einen Vorteil von Stock Android ist die Tatsache dass es in der stabilen Version monatlich die neusten Sicherheitspatches gibt. Bei MIUI muss man da schon im Beta-Programm sein, damit man die Updates und Sicherheitspatches dann auch rechtzeitig erhält. Als Grundlage dient aktuell in beiden Systemen Android 7. Android 8 Oreo wird für einige Xiaomi-Geräte bereits getestet – sowohl mit MIUI als auch mit Stock Android.
Fazit
Bei Xiaomi erhält man mit dem Mi A1 pures Android und ein sehr gut verarbeitetes Smartphone. Dank USB-C und einer eigenen Art von Quick Charge ist das Phone sehr schnell geladen und mit dem verbauten RAM und internem Speicher läuft es ebenfalls im Alltag ohne Probleme. Bei der Empfangsqualität muss man aber Abstriche machen. Der Gesprächspartner ist nicht so klar zu verstehen wie bei anderen Geräten, was für mich ein wichtiges Kriterium darstellte. Ich hoffe, das kann mit Software-Updates noch etwas besser werden. Die Kamera überzeugte mich. Sie macht sehr gute Bilder bei Tageslicht und in der Dämmerung. Leider nimmt die Qualität in der Nacht spürbar ab.
Für mich ist nach diesem Test klar: Wer pures Android haben will, der sollte unbedingt zum Xiaomi Mi A1 greifen. In der Preisklasse bekommt man nicht bei vielen Herstellern so viel Hardware und darüber hinaus die Sicherheit der Updates für mindestens zwei Jahre. Das Gesamtpaket stimmt, auch wenn es noch ein paar Kritikpunkte gibt, an denen Xiaomi unbedingt arbeiten muss. Ich persönlich werde aber weiterhin bei der Redmi (Note)-Reihe mit MIUI bleiben. Mir gefällt die hauseigene Xiaomi-Oberfläche deutlich besser. Aber das ist ja immer Geschmackssache. Der Test ware eine tolle Erfahrung und ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt und ob Xiaomi auch im kommenden Jahr ein Smartphone mit purem Android rausbringen wird.