WiFi, im deutschen Sprachraum eher unter WLAN bekannt kann zugleich Segen, als auch Fluch sein. Besonders in dicht besiedelten Gebieten wie Innenstädten oder Mehrfamilienhäusern kommt die drahtlose Technologie häufig an ihre Grenzen. Doch auch mit dicken Wänden, Stahlbeton oder einfach nur großen Häusern hat die auf elektromagnetischer Strahlung basierende Technologie so ihre Probleme. Wir haben uns für euch das Ubiquity AmpliFi HD näher angeschaut.
Netzwerke
Es gibt mehrere Herangehensweisen um sein WLAN zu optimieren. Die einfachste wäre es, einfach ein paar Repeater zu kaufen und diese dann verteilt in der Wohnung oder dem Haus in die Steckdose zu stecken. Problem hierbei ist allerdings, dass sich pro Repeater die zur Verfügung stehende Bandbreite halbiert, sodass man das nicht wirklich gut nach oben hin skalieren kann. Einen anderen Weg gäbe es mit per Power-LAN angeschlossene Access Points für die Steckdose. Das Internetsignal kommt hierbei über die Stromleitung. Allerdings ist das Signal auch sehr anfällig für Störungen und gerade bei alten Gebäuden mit nicht modernisierten Stromnetzen tauchen Probleme auf.
Der Königsweg wäre es natürlich, Cat.7-Kabel in die Wände zu verlegen und so viele Geräte wie möglich über Ethernet anzuschließen und den Rest dann mit per Ethernet angebundenen Access Points zu versorgen. Hierfür eignen sich beispielsweise die Ubiquity UniFi Access Points. Bei vielen Zimmern geht jedoch auch das gehörig ins Geld, ganz zu schweigen von dem Aufwand die Ethernet-Infrastruktur in die Wände zu bekommen.
Mesh WLAN
Ein relativ neuer Trend und als eine ziemlich gute Alternative erweist sich das Mesh-WLAN. Das Mesh-WLAN kombiniert, wenn man so will, die Vorteile von Repeatern mit denen von per Kabel angebundenen Access Points. Zwar kommunizieren die einzelnen Mesh-Punkte kabellos untereinander, allerdings hat das Netzwerk dann keine sternförmige Topologie wie bei einem rein auf Repeatern basierenden Aufbau, sondern die eines Geflechts (daher auch der Name).
Untereinander kommunizieren die einzelnen Mesh-Punkte über ein separat genutztes, kabelloses Netzwerk, sodass die vom Kunden nutzbare Bandbreite nicht beeinflusst wird. Dadurch braucht nur eine Einheit im Mesh, am besten per Kabel, an das Netzwerk angeschlossen zu werden und die restlichen Punkte braucht man lediglich in eine Steckdose zu stecken.
AmpliFi HD
Im letzten Test haben wir uns das Mesh-System von Google angeschaut, dieses mal durften wir das AmpliFi HD-System des US-amerikanischen Herstellers Ubiquity testen, welcher bekannt ist für seine Controller-gestützten drahtlosen Netzwerke.
Ubiquity biete bei seinem AmpliFi HD-System eine Würfelförmige Basisstation mit Informationsdisplay (inkl. Touchscreen) sowie zwei Extender, welche direkt in die Steckdose gesteckt werden. Diese Extender verbinden sich automatisch mit der gepaarten Basisstation, sodass hierbei das Pairing sehr viel einfacher ausfällt als noch beim Google WiFi. Technisch setzt Ubiquity auf aktuellste Technologie: Dual-Band-WLAN nach IEEE 802.11 a/b/g/n/ac sind genauso selbstverständlich wie ein Gast-Zugang, umfassende Möglichkeiten einzelne Geräte zu priorisieren oder vom Internet auszuschließen, wie auch Monitoring.
Die Basisstation bietet neben einem WAN-Port an dem der entsprechende Router angeschlossen wird noch vier weitere Ethernet-Ports sowie einen USB-Port. Der Strom kommt über ein Netzteil mit USB-C Kabel. Am Boden des Würfels befindet sich eine weiß leuchtende Leiste, in der Mitte auf der Vorderseite das runde Touchscreendisplay. Die beiden Extender haben leider keine Ethernet-Ports um etwaige Geräte per Kabel anzuschließen.
Eingerichtet wird das Netzwerk über eine für Googles Android- oder Apples iOS-Betriebssystem verfügbare Applikation. Für Windows Phone bzw. Windows 10 Mobile gibt es diese leider nicht. Der Einrichtungsprozess erweist sich als vergleichsweise einfach. Man wird von der App an die Hand genommen und Schritt für Schritt durch den Prozess geführt.
Praxiserfahrung
Für den Test hatten wir ein altes Bauernhaus mit teilweise 60cm starken Wänden zur Verfügung, ideal also um eine moderne WiFi-Lösung zu testen. Als DSL-Anschluss kam ein Telekom VDSL Anschluss mit maximal 50 MBit/s im Download zum Einsatz. Ein Accesspoint wurde im ersten Stock aufgestellt, wo auch der Router steht und mit ihm via Ethernet verbunden. Der zweite Access Point fand sein Zuhause im Erdgeschoss um dort die Küche, das angrenzende Esszimmer sowie den Garten samt Terasse mit WiFi zu versorgen. Im Obergeschoss waren das Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, das Bad sowie ein Gästebereich abzudecken.
Während ein herkömmlicher Router kaum ein Signal bis ins benachbarte Zimmer bekam, war es mit den Mesh-Access-Points ohne Probleme möglich, das gesamte Haus mit WLAN zu versorgen. Dabei haben wir im Obergeschoss einen Extender im Nachbarzimmer platziert und einen weiteren im Untergeschoss. Das System sucht sich selbst den geeignetsten Weg, sodass sich der eine Extender mit dem anderen Verbunden hat und dieser sich dann mit der Basisstation. So war die erreichbare Bandbreite am idealsten.
Das beim Test verwendete iPhone 8 roamte (WiFi Roaming) auch ohne nennenswerte Probleme zwischen den drei Mesh-Punkten und bringt damit nicht die Nachteile von klassischen Access Point oder Repeaterlösungen ohne aktiven Netzwerkcontroller mit sich.
Die Reichweite des 3-Punkte-Systems war wirklich beachtlich. Nicht nur konnte von innen der gesamte Garten mit WiFi versorgt werden, auch auf der anderen Hausseite kam sogar noch im geparkten Auto vor dem Haus eine Verbindung zustande. Nicht mal das von uns getestete Google WiFi schaffte derartige Reichweiten.
Das System von Ubiquity bietet dabei ein Dual-Band-Signal mit jeweils einem 2,4 GHz sowie einem 5 GHz Träger. Leider kann man nicht pro Band eine separate SSID auswählen, man muss also Vertrauen dass Access Point und Endgerät von sich aus die jeweils bessere Übertragunsart auswählen. Allerdings lässt sich noch eine alternative SSID definieren. Gefunkt wird nach 802.11a/b/g/n/ac. Über den Touchscreen auf der Vorderseite lassen sich entweder die Uhrzeit anzeigen, das aktuell verbrauchte Datenvolumen, der Status der belegten Ports, die aktuell genutzte Datenrate oder die IP-Adresse des Würfels. Hält man den Touchscreen gedrückt geht das System in den WPS-Modus, wodurch sich über die Push-Button-Methode Geräte im WLAN anmelden lassen.
Der Würfel unterstützt 6-fach MIMO und hat 6 dedizierte Antennen. Laut Herstellerangabe kann das System in der Spitze bis zu 1.750 Mbit/s erreichen. Die beiden Extender haben jeweils zwei Antennen sowie ebenfalls 6×6 MIMO. Das höchste, womit unser Test-iPhone synchronisierte waren 650 Mbit/s, was allerdings bereits sehr beachtlich für WiFi ist. Zumal das iPhone lediglich über 2×2 MIMO verfügt. Funktechnisch wird hier quasi im hübschen Gehäuse durchaus professionelle Hardware verbaut. Man merkt, dass anders als bei Geräten von beispielsweise Asus oder auch AVM Ubiquity eher aus dem Enterprise-Sektor kommt.
Fazit
Im direkten Vergleich lässt AmpliFi HD die Konkurrenz von Google richtig alt aussehen. Nicht nur schein das System an sich durchdachter zu sein, auch merkt man die Herkunft des Systems. Ubiquity hat sich vor allem im Enterprise-Sektor einen Namen gemacht und vertreibt Industrietaugliche WiFi-Hard- und Software. So nutzt beispielsweise das Karlsruhe Institut für Technologie Ubiquity Hardware um das WLAN-Netzwerk für die Studenten bereitzustellen.
AmpliFi HD hingegen zielt auf den Consumer ab, jemanden der nicht viel Konfigurieren möchte, sondern einfach die Geräte in die Steckdose stecken und lossurfen. Genau hierfür ist AmpliFi HD auch gemacht. Vom Design her kann man das System prominent platzieren, ohne dass man sich bei Besuch schämen braucht wie bei manch anderem WLAN-Router. Von außen nicht sichtbar steckt in dem Gehäuse allerdings ein Monster von Hardware. Alleine in der Basisstation sind 6 dedizierte Antennen verbaut. Leider spiegelt sich das auch im Preis nieder, denn mit einem Einstiegspreis von 329 US-Dollar im Set ist das System alles andere als günstig. Gleichzeitig ist es aber den Systemen von Google, AVM und wie sie alle heißen dermaßen überlegen, sodass sich der Aufpreis lohnt.
Für den erfahrenen Anwender lässt Ubiquity allerdings auch viele Einstellungsmöglichkeiten zu. In unserem Falle haben wir das Gerät letzten Endes im Bridge-Modus betrieben, da so am wenigsten Kompatibilitätsschwierigkeiten mit dem verwendeten Router auftraten. Betreibt man AmpliFi HD nämlich nicht im Bridge-Modus, agiert das Gerät als eigenständiger Router mit eigenem DHCP, Subnetz etc.
Für denjenigen, der bereit ist das nötige Kleingeld für ein absolut gut funktionierendes System auszugeben ist das AmpliFi HD System eine absolute Empfehlung wert.
Gute Sache! Werd ich mal testen…
iiieh!!! In Bild 6 ist voll viel Staub auf dem Rand der Steckdose!!!
Witzig, habe mich im Web gerade erst vor ein paar Tagen darüber informiert und schon gibt’s bei euch einen Test 🙂
Nicht empfehlenswert und zu teuer. Sollte das Gerät tatsächlich keine WEB basierte oberflächliche haben, dann ist es ein absolutes no go! Was mache ich wenn die App in ein paar Jahren nicht funktioniert oder nicht verfügbar ist? Über eine WEB GUI hat man immer Zugriff. In meinem Fall habe ich mich für ORBI von Netgear entschieden. Mit nur 2 Geräten versorge ich 4 Stockwerke im Haus! Preis: 190€. Den Orbi Router habe ich direkt an das Kabel Modem angeschlossen, war noch nie ein Freund von Routern, die der Provider zur Verfügung stellt. Ich habe immer nur auf Modems bestanden! Der… Weiterlesen »
Hast du überhaupt gelesen? Der AmpliFi hat selbst auch Routerfunktionen, die man aber abschalten sollte, wenn man einen anderen Router als „Router“ nutzen möchte.
Außerdem, hast du AmpliFi auch getestet, oder sagst du das nur aus deiner eigenen Meinung heraus, ohne das Produkt jemals in den Händen gehalten zu haben? Ich hab meine Kaufempfehlung ausgesprochen, weil ich das System selbst getestet habe und auch mit einem Konkurrenzsystem (in diesem Falle Google WiFi) verglichen habe.
Aber natürlich habe ich alle getestet. Das AmpliFi hat noch nicht mal ein vollwertiges Webinterface – nur eins für das Initial Setup. Ich war quasi gezwungen eine App zu verwenden. Router ohne Webinterface sollte für jeden mit gesundem Menschenverstand ein KO Kriterium sein. Nachfrage beim Support hat ergeben, dass Sie dran arbeiten wann es fertig sein wird ist nicht bekannt. In heutiger Zeit sollte ein Gerät beide Möglichkeiten haben. App + Webinterface. Das hat der Hersteller eingesehen und bessert hoffentlich nach.
Dem stimme ich zu. Ein Webinterface ist Pflicht. Man weiss heutzutage ja nie, wann eine App eingestellt wird. Ausserdem hat man mit einem Webinterface normalerweise viel mehr Konfigurationsmöglichkeiten.