Das Anime-Game Attack on Titan war – trotz seiner gewöhnungsbedürftigen Art – ein sehr besonderes Spiel: Wenn man das erste Mal einen dieser Titanen erblickt, ist man definitiv beeindruckt. Dieses Gefühl wollen die Entwickler von Iron Galaxy mit ihrem Game Extinction wiederbeleben. Kann das Spiel aber auch mit anderen Qualitäten überzeugen? Ich habe es mir für euch angesehen: Dies ist mein Review von Extinction.
Story
Der Spieler schlüpft in die Rolle von Avil, den letzten Sentinel, der die Menschheit gegen die Invasion der Ravenii und ihrer dämonischen Begleiter verteidigen soll. Diese erobern die Erde und hinterlassen einen Pfad der Zerstörung – die Menschheit kann sich nur noch in das Königreich Dolorum zurückziehen. Im Grunde ist die Story sehr leichte Kost und äußerst unscheinbar – das ist aber auch nicht der zentrale Aspekt des Games. Die Geschichte wäre ausreichend, solange das Gameplay überzeugen kann. Aber auch in dieser Hinsicht wird es leider knifflig für Extinction.
Gameplay
Avil versucht die Städte zu schützen, indem er sie gegen die bösen Kreaturen verteidigt und im selben Atemzug die Bürger von Dolorum rettet. Wenn man die kleineren Monster tötet und Bürger rettet wird eine Anzeige gefüllt, die Avil hilft, die wirklichen Gegner (Ravenii) zu beseitigen.
Und genau dies ist der zentrale Aspekt von Extinction: Diese Ravenii sind – ähnlich wie bei Attack on Titan – riesige, monströse Kreaturen, die einem zunächst starken Respekt einflößen, insbesondere wenn man bedenkt, dass man diese im Alleingang bezwingen soll. Das funktioniert in der Theorie relativ einfach: Wenn man sich nahe genug an dem Ravenii befindet, drückt man den linken Trigger, zielt auf ein Rüstungsteil und lässt den Button los, um es zu zerstören. Die Ravenii können auch immobilisiert werden, indem man ihnen Arme und Beine abhackt. Wenn man dann die Anzeige komplett gefüllt hat, kann man zum finalen Schlag übergehen, an der Oger-ähnlichen Kreatur hochklettern und seinen Kopf abtrennen.
Dieses Spielprinzip klingt außerordentlich spannend, sodass man sich unweigerlich die Frage stellen muss, wo der Haken ist. Obgleich die theoretische Grundlage sehr interessant ist, funktioniert das Prinzip in der Praxis eher schlecht als recht. Avil mag schnell und agil sein, kann die Riesen aber nur angreifen, wenn er sich ein paar Meter vor ihnen befindet. Die benötigte Zeit, um auf Rüstungs- oder Körperteile zu zielen, reicht dem Ravenii aus, um zum Schlag auszuholen und den Helden in der Regel sofort zu töten. Stellt euch somit auf viele erfolglose Versuche ein – insbesondere da die abgetrennten Körperteile der riesigen Gegner stets nachwachsen.
Noch schwieriger wird all dies, wenn Avil mehreren dieser Ravenii gegenübersteht – glücklicherweise besitzt er mehr Leben als jede Katze. Das macht die ständigen Tode jedoch nicht wett. Das Spiel besitzt keinen hohen Schwierigkeitsgrad, ganz im Gegenteil: Die sekundären Quests in jedem Level zu erfüllen ist alles andere als schwer. Das Spiel ist nur unfair in der Art und Weise wie es konzipiert wurde – hier müsste man definitiv ansetzen und das Spielprinzip besser ausgleichen.
Steuerung
Hinsichtlich der Steuerung ist meine Meinung etwas zwiegespalten. Ich bin kein Freund von Protagonisten, die durch die Landschaft streifen, als würden sie einen Spaziergang im Park genießen. Ich habe immer gerne die Option, mich in Spielen schneller fortzubewegen.
Im Grunde sollte ich dann mit Extinction meine helle Freude haben: Sobald man Avil das erste Mal bewegt wird klar, dass wir es hier nicht mit einem durchschnittlichen Spiel zu tun haben. Der Protagonist flitzt in einem unglaublichen Tempo durch die Welt. Man sollte meinen, dass dies wie für mich gemacht ist. Sicherlich passt das Tempo sehr gut zur Steuerung und obwohl manchem Gamer diese sehr gefallen wird, war sie mir viel zu hektisch und unkontrolliert.
Im Grunde ist die Steuerung intuitiv, präzise und passt zum Game – jedoch sorgt die hektische Geschwindigkeit dafür, dass kaum Zeit bleibt, um sie sinnvoll nutzen zu können. Ich habe mich stets dabei erwischt, dass ich zwischendurch nicht mehr wusste, in welche Richtung ich genau unterwegs war bzw. ursprünglich sein sollte. Dabei bietet die sehr rudimentiere Mini-Map auch keine Unterstützung.
Upgrade-System
Extinction liefert ein Upgrade-System, das den Spielfortschritt etwas unterstützt: So kann Avil mit der Zeit höher springen, sich zu hilfebedürftigen Bürgern teleportieren und seinen Angriff verstärken. Diese Verbesserungen kann er mit Punkten erwerben, welche er aus erfolgreichen Missionen erhalten hat. Zudem gibt es in der Kampagne ein Ranking-System mit optionalen Quests, die den Spieler mit mehr Punkten belohnen. Jene sekundären Aufgaben sind relativ facettenreich, was die Abwechslung im Spiel etwas anhebt.
Performance
Abgesehen von der chaotischen Steuerung gab es hinsichtlich der Performance keine großen Schwierigkeiten: Ich habe keine Abstürze, Bugs, Glitches oder ähnliche frustrierende Momente feststellen können. Das Aufrufen des Guides und die Aufnahme von Screenshots und Videos funktionierte zwar, jedoch gab es relativ starke Soundaussetzer in den Cutscenes, sobald der Guide geöffnet wurde.
Mein Urteil
Ich hatte große Hoffnungen bezüglich des Games, da es äußerst spannend klingt. Das Spielprinzip ist vom Ansatz auch sehr gut, leider kann es in der Praxis nicht mit der Idee mithalten. Das Spiel wird nicht nur mit der Zeit eintönig, es ist auch stark unausgeglichen. Wenn man stirbt, dann nicht aus Gründen der Unachtsamkeit oder der steilen Lernkurve, sondern wegen des mangelnden Gleichgewichts aus gegnerischer Stärke und eigenen Fähigkeiten. Auch die Grafik erinnert eher an die vergangene Konsolengeneration.
Normalerweise würde ich mich dennoch nicht klar gegen eine Kaufempfehlung aussprechen: Ich kann mir gut vorstellen, dass es Gamer gibt, die das Prinzip ungemein spannend finden und sowohl über den Frustrationsaspekt als auch die sich einstimmende Eintönigkeit hinwegsehen könnten. Ich muss dennoch von einem Kauf zum momentanen Zeitpunkt abraten: Das Spiel ist derzeit für 59,99 Euro im Microsoft-Store zu erwerben. Man kann von dem Spiel halten, was man möchte, aber der Preis ist nicht gerechtfertigt. Ich habe weitaus besser konzipierte und spaßigere Spiele getestet, die nicht einmal die Hälfte gekostet haben. Selbst Far Cry 5 hat nur zehn Euro mehr gekostet – über den Qualitätsunterschied und Content muss an dieser Stelle nichts gesagt werden. Solltet ihr Interesse an dem Game haben, dann wartet definitiv auf einen Sale mit mindestens 50 bis 66 Prozent Preisnachlass. Als Information für alle, die keine Xbox One besitzen: Das Spiel ist auch für den PC und die Playstation 4 erschienen.
Könnte euch das Game interessieren oder habt ihr es sogar schon gespielt? Lasst es mich wie immer in den Kommentaren wissen!