Apples Vereinigung von MacOS und iOS: Kaum Gefahr für Microsoft

„Apple wird MacOS und iOS vereinen und seine eigene Variante von UWP bringen – Microsoft kann sich schonmal den Grabstein aussuchen“ 

Diese und ähnliche Aussagen kursierten die letzten Tage vermehrt im Netz. Es war eine Reaktion auf den Leak eines Apple Insiders, der von den Zusammenlegungsplänen von MacOS und iOS erfahren haben wollte. Tim Cook lässt offenbar gerade an einer Appleversion der „UWP“ arbeiten. Diese einheitliche Plattform soll iOS Apps auf Macs erlauben und Entwicklern bessere Werkzeuge an die Hand geben, um leichter für beide Plattformen gleichzeitig zu programmieren.

Microsoft muss sich aus mehreren Gründen nicht in die Hose machen.

Apple kann nicht zaubern

Es ist zwar ein weitverbreiterter Glaube, aber Apple kann nicht zaubern. Die Marketingabteilung in Cupertino hat über Jahrzehnte am „Unfehlbarkeits-Image“ von Apple gearbeitet, doch das Unternehmen macht Fehler -regelmäßig.

Außerdem braucht auch Apple Entwicklungszeit. Die UWP von Microsoft ist nun 3 Jahre alt. Es wäre albern zu glauben, dass Apple jetzt daher kommt, ein bisschen Feenstaub auf die Entwickler stäubt und MacOS und iOS formen in einem Jahr eine harmonische Symbiose.

Die Konvergenz eines Betriebssystem ist eine „Schweinearbeit“. Microsoft wird zwar gerne als träge dargestellt (manchmal auch von mir), doch es ist sehr schwer ein flexibles und einheitliches OS zu schaffen, das auf vielen verschiedenen Formfaktoren und Eingabemethoden gleich gut funktioniert.

Ich habe mich in letzter Zeit intensiv mit iOS 11 und ChromeOS auseinandergesetzt – auch Googles Betriebssystem verfolgt seit Jahren den Konvergenzgedanken. Es lässt sich mit beiden einigermaßen arbeiten, jedoch besteht weiterhin ein himmelweiter Unterschied zu Windows 10.

Apple verfolgt andere Ziele

Unter der Führung von Satya Nadella, hat sich Microsoft sehr stark in die Cloud und weg von Hardware verlagert. Laut Nadella stelle Microsoft „die Werkzeuge her, um andere Großartiges vollbringen zu lassen“. Auch Microsofts Surface Reihe, die zeigt, dass die Redmonder hervorragende Hardware herstellen können, dient letzen Endes als Inspiration für andere OEMs. Mit der UWP soll vor allem erreicht werden, dass Nutzer, gang gleich welches Gerät sie in der Hand haben, auf ihre Lieblingsdienste zugreifen können.

Apple verfolgt mit seiner Zusammenlegung von MacOS und iOS ein anderes Ziel: Kostenoptimierung. Apple erwirtschaftet 60% seines Umsatzes aus iPhone-Verkäufen. Das Hardwaregeschäft bildet das finanzielle Fundament der Firma aus Cupertino. Das merkt man auch an der Entwicklung der MacBooks und iMacs in den letzten Jahren. Außer einer „Touchbar“, die nur zweifelhaften Mehrwert bringt, hat sich für den Desktop-Mac nicht viel getan. Durch eine Zusammenlegung muss sich Apple nicht mehr explizit um das „rothaarige Stiefkind“ MacOS kümmern.

Ergebnis abwarten

Microsoft hat mit der Universal Windows Platform, drei Jahre Vorsprung auf Apple. Bis zur Veröffentlichung von Apples „Einheits-OS“, wird sicher noch ein Jahr vergehen. Bis dahin haben die Redmonder bereits sehr viele APIs bereit gestellt und die Windows Shell komplett überarbeitet (Cshell). Immer mehr Win32-Programme findet ihren Weg in den Windows Store und die UWP trägt langsam Früchte.

Apple muss dann erstmal liefern und das Ergebnis wird sicher nicht ohne Kinderkrankheiten sein.

Microsoft mag zwar oftmals träge und unfokussiert erscheinen, doch es gibt einige Punkte in denen sie ihren Gegnern weit voraus sind. Es gibt immernoch keinen ernstzunehmenden HoloLens-Konkurrenten (Magic Leap ist noch nicht gelauncht und hat auch noch nichts bewiesen). Wenn Microsoft die HoloLens 2 vorstellt, wird die Welt erstaunt sein, wie groß der Vorsprung tatsächlich ist.

Behaltet aber eines immer im Hinterkopf, wenn ihr Microsoft, Apple und Google miteinander vergleicht: Sie verfolgen allesamt verschiedene Ziele, selbst wenn sie manches Mal ähnliche Mittel nutzen.

Quelle: Bloomberg