Eine kritische Passage im kürzlich geänderten „Microsoft-Servicevertrag“ sorgt aktuell für Verwirrung und dürfte Microsoft noch einigen Gegenwind einbringen. Denn offenbar sichert sich der Software-Riese das Recht zu, „gefälschte“ bzw. „unerlaubte“ Programme, Spiele und sogar Hardware auf dem Gerät des Nutzers zu deaktivieren.
Wörtlich heißt es in Abschnitt 7 b des Microsoft-Servicevertrages (Hervorhebungen des Autors):
Wir sind berechtigt, Ihre Version der Software automatisch zu überprüfen. Dies ist Voraussetzung dafür, dass wir die Dienste bereitstellen können, Softwareupdates oder Konfigurationsänderungen ohne Ihnen hierfür Gebühren zu berechnen herunterladen können sowie die Dienste, einschließlich jener, die Sie am Zugriff auf die Dienste, am Spielen von gefälschten Spielen oder an der Nutzung unerlaubter Hardware-Peripheriegeräte hindern, aktualisieren, verbessern und weiterentwickeln können. Unter Umständen sind Sie verpflichtet, die Software zu aktualisieren, damit Sie die Dienste weiter nutzen können.
Der oben zitierte Abschnitt ist recht umständlich formuliert, aber scheinbar behält sich Microsoft das Recht vor, per Update in das System des Nutzers anzugreifen, um die Benutzung von Diensten und Spielen zu verhindern, die als Raubkopie eingestuft werden. Auf diese Weise könnten sogar „unerlaubte Hardware-Peripheriegeräte“ deaktiviert werden – was auch immer „unerlaubte Hardware-Peripheriegeräte“ sein sollen.
Diese Bestimmungen gelten für sämtliche „Verbraucherprodukte und Websites von Microsoft“ sowie einer ganzen Reihe von Diensten, einschließlich Bing, OneDrive und Xbox Live. Die aktualisierte Version ist am 01. August in Kraft getreten. Entgegen verschiedener Medienberichte haben diese Bestimmungen aber nicht unmittelbar mit Windows 10 zu tun.
Die Möglichkeit, Raubkopien unbenutzbar zu machen, könnte vor allem für Spiele auf der Xbox relevant sein, wobei Entwickler einerseits und die Gamer-Community andererseits einen solchen Eingriff wohl sehr unterschiedlich bewerten dürfte. Ich vermute, dass viele User eine derartige Überwachung als willkürlich und entmündigend empfinden würden, selbst dann, wenn sie Software-Piraterie prinzipiell ablehnen.
Es gab ja schon immer diese Spukgeschichten, dass Microsoft den PC permanent nach Raubkopien abscannt und zumindest in meiner Jugend haben diese stark zum Negativ-Image des großen, bösen Software-Riesen beigetragen. Die neuerliche Meldung über die aktualisierten Nutzungsbedingungen dürften viele Leute auf ungute Weise an diese Spukgeschichten erinnert, obwohl sie in Wirklichkeit recht wenig damit zu tun haben dürften. Tatsächlich war Microsoft bislang sogar relativ kulant, zumindest wenn es um nicht-lizenzierte Windows Installationen ging (das scheint aktuell auch beim Updgrade auf Windows 10 zu gelten).
Bevor man sich jetzt allzu sehr über das Thema erregt, sollte man also in jedem Falle weitere Erklärung bzw. Stellungnahmen von Microsoft abwarten. Entscheidend ist ja, ob und wie diese Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden und für welche Dienste und Produkte sie überhaupt relevant sind. Die Sorgen, dass Windows 10 nun permanent euren PC nach illegaler Software durchleuchtet sind aber sehr wahrscheinlich unbegründet. Wir halten euch natürlich auf dem Laufenden, sobald es Neuigkeiten gibt.
Quelle: Microsoft via WindowsCentral
Lest mal den Tweet von Boris Schneider Johne auf Twitter.. Das ist viel Lärm um nichts 😉