Es war Ende Oktober, als eine neue Software, HyperOS, von Xiaomi als offizieller Nachfolger für MIUI enthüllt wurde. Dies sorgte international für grosses Aufsehen. Während Xiaomis Nutzer diesen Schritt hin zum schlankeren und universellen Betriebssystem für alle möglichen Formfaktoren möglicherweise begrüssten, traf er die Anhänger von Custom ROMs hart. In China setzte Xiaomi die Hürden für das Entsperren des Bootloaders so hoch, dass das Entsperren praktisch unmöglich wurde. Dies spiegelt eine klare Absicht seitens Xiaomi wider, die Freiheit der Nutzer einzuschränken, was voraussichtlich das Ende für Custom ROMs bedeuten würde.
Xiaomi-Smartphones waren bei Tech-Enthusiasten stets beliebt. Die Idee, das Smartphone nach eigenen Wünschen anzupassen und nicht den Vorgaben des Herstellers zu folgen, wurde von vielen unterstützt. Die Xiaomi.EU ROM war eines der grössten Projekte und ermöglichte es vielen Nutzern, auch ohne tiefgreifendes Fachwissen, ihre Geräte entsprechend anzupassen. Custom ROMs boten zudem den Vorteil, chinesische Smartphones problemlos mit einer EU-ROM zu verwenden, im Gegensatz zur chinesischen ROM anderer Marken wie Vivo, Oppo oder IQOO, die Einschränkungen bei Google-Diensten mit sich brachte. Zudem konnten durch den Unlock und das Aufspielen von Custom ROMs auch Updates auf Geräte gebracht werden, die gemäss Xiaomi ihr Lebensende („End of Life“) erreicht hatten, was ihnen quasi ein zweites und oft noch sehr langes Leben einhauchte.
Trotz Hoffnungen, dass das restriktive Vorhaben nur für chinesische Geräte gilt und damit globale Geräte von HyperOS verschont bleiben könnten, zeigen problematische Fehlermeldungen bei der Verknüpfung des Xiaomi-Accounts, dass dies wohl nicht der Fall ist. Xiaomi scheint sich von seinen Fans, die einst zur Marke beitrugen, abzuwenden. Begründet wird das Ganze, wie es beispielsweise auch bei Apple immer wieder zu hören ist, stets mit der „Sicherheit“. Dass es nicht daran liegen kann, dürfte auf der Hand liegen, denn das Entsperren des Bootloaders ist stets eine bewusste Nutzerentscheidung und kein Versehen.
Ob Projekte wie Xiaomi.EU so noch eine Zukunft haben, bleibt indes abzuwarten, da so künftig nur noch alte Geräte entsperrt werden können. Ein Problem, welches sich mit der Zeit, dem Lebensende der alten Geräte und den neuen Geräten stetig verschärfen dürfte. Es bleibt abzuwarten, ob Xiaomi seine Praxis für den globalen Markt noch einmal überdenken wird, oder aber ob das die neue Strategie von Xiaomi bleiben wird. Sollte der Bootloader nicht mehr entsperrt werden können, dürfte das nicht nur für die Community ein herber Schlag sein, sondern gleichzeitig auch entweder unsichere Geräte oder Elektroschrott produzieren. Für mich persönlich ist klar, dass ich mich damit von Xiaomi in Zukunft abwenden und auf andere Hersteller zurückgreifen werde, welche ihre Geräte weiterhin entsperren lassen.