Vorgeschichte:
Am Morgen des 6. Dezember 2019 fand ein Anschlag am Marinestützpunkt Pensacola in Florida statt. Der Angreifer, bei dem es sich um ein Mitglied der saudi-arabischen Streitkräfte handeln soll, das in den USA in Ausbildung war, tötete drei Menschen und verletzte acht weitere. Er wurde von den Deputys des Sheriff-Departements des Bezirkes Escambia getötet, nachdem sie am Tatort angekommen waren.
Soweit die traurige Vorgeschichte zu diesem Beitrag. Nun möchten die Strafverfolgungsbehörden Zugriff auf die iPhones des Täters haben. Bisher verweigert Apple allerdings die Geräte zu „entsperren“. Inzwischen hat sich auch Präsident Trump in der Causa, wie kann es anders sein, via Twitter zu Wort gemeldet.
Apple soll Verantwortung übernehmen und iPhone des Attentäters entsperren
In seinem Tweet war US-Präsident Trump deutlich wie immer und forderte Apple auf sich der Verantwortung zu stellen.
„We are helping Apple all of the time on TRADE and so many other issues, and yet they refuse to unlock phones used by killers, drug dealers and other violent criminal elements. They will have to step up to the plate and help our great Country, NOW! MAKE AMERICA GREAT AGAIN,“
„Wir helfen Apple die ganze Zeit beim Handel und so vielen anderen Problemen, und dennoch lehnen sie es ab, Telefone freizuschalten, die von Mördern, Drogendealern und anderen gewalttätigen kriminellen Elementen verwendet werden. Sie müssen sich jetzt ihrer Verantwortung stellen und unserem großartigen Land helfen.“ JETZT! MAKE AMERICA GREAT AGAIN,“
Auch US-Generalsstaatsanwalt Bill Barr unterstützt das Anliegen des FBI, Zugriff auf die iPhones des Attentäters zu erhalten, und beklagte öffentlich, dass Apple noch keine „substanzielle Hilfe“ gewährt habe. Apple wiederum lehnte Barrs Antrag ab und erwiderte in einer ausführlichen Erklärung, welche Unterstützungen man den Strafverfolgungbehörden bis dato zuteilwerden ließ.
„We reject the characterization that Apple has not provided substantive assistance in the Pensacola investigation. Our responses to their many requests since the attack have been timely, thorough and are ongoing,“ Apple’s said in a statement Monday night. „We have always maintained there is no such thing as a backdoor just for the good guys. Backdoors can also be exploited by those who threaten our national security and the data security of our customers“
„Wir lehnen die Feststellung ab, dass Apple bei der Untersuchung von Pensacola keine substanzielle Unterstützung geleistet hat. Unsere Antworten auf ihre zahlreichen Anfragen seit dem Angriff waren zeitnah, gründlich und dauern an“, heißt es in einer Erklärung von Apple am Montagabend. „Wir haben immer behauptet, dass es keine Hintertür nur für die Guten gibt. Hintertüren können auch von denen ausgenutzt werden, die unsere nationale Sicherheit und die Datensicherheit unserer Kunden gefährden.“
Eine Hand wäscht die Andere…
In seinem Tweet nun deutet Trump an, dass Apple in einer engen Beziehung zu seiner Administration und der US-Regierung im allgemeinen Stehen würde. Vor allem der Hinweis auf die Hilfe bei „Handels- und anderen Themen“ legt nahe, dass Trump . Vor allem, wenn man im andauernden Handelskrieg mit China eine günstige Position einnehmen wolle. Kürzlich entging Apple nur knapp heftigen Strafzöllen auf iPhones, iPads und Ma’s als Trump einen „Phase-1 Deal“ mit China abgeschlossen hat, der die Zollabgaben halbierte und Abgaben in Höhe von 160 Milliarden US-Dollar auf in China hergestellte Waren ausrangierte.
Runde 2 im Verschlüsselungsstreit
Apple bekommt nun mit Trump dem FBI und Barr Druck von allen Seiten und es sieht ganz danach aus, als würde man sich in einem weiteren Streit um die Geräteverschlüsselung wiederfinden.
Nicht das erste Mal kreuzen Apple und das FBI in diesem Thema die Klingen. Bereits 2016 stellte sich Apple öffentlichkeitswirksam gegen die Behörden, als man sich weigerte, das iPhone des San Bernardino Schützen zu entsperren.
Apple CEO Tim Coock versprach damals auch, gegen eine gerichtliche Verfügung vorzugehen, die Apple dazu zwingen sollte, eine iOS Version mit abgeschwächter Verschlüsselung und/oder einer Hintertür für die Strafverfolgung zu entwickeln. Cook sah dies als eine Bedrohung für alle iPhone Benutzer. Kurz bevor es zum Aufeinandertreffen vor Gericht kam, zog das Justizministerium die Forderungen zurück, um so die Schaffung eines Präzedenzfalles zu vermeiden. Letztendlich nutzten die Strafverfolgungsbehörden einfach ein Hacker-Tool vom „Schwarzmarkt“. Auch in diesem Fall ist eine solche Lösung durchaus möglich, sodass das FBI gar nicht auf die aktive Mitarbeit von Apple angewiesen wäre.
Man mag von Apple halten was man will, aber in diesem Fall hat Cook nun schon das zweite Mal bewiesen, dass er durchaus über Prinzipientreue und Steher-Qualitäten verfügt. Natürlich könnte man auch zynischer argumentieren, dass es für Apple gute PR ist, beim Thema Sicherheit und Datenschutz ein prominentes Zeichen zu setzen.
Was haltet ihr von der Debatte? Sollte Apple mit dem FBI kooperieren und die iPhones des Attentäters freischalten? Diskutiert mit in den Kommentaren.
Das eigentliche Problem stellt nicht das Gerät des Täters dar, sondern die zusätzlichen Forderungen seitens des FBI. Apple sagte bereits, dass eine Entsperrung in solch einen Sonderfall durchaus möglich sei, was jedoch nicht möglich ist und woher die Weigerung rührt ist, dass man im Zuge dessen auch all seine Kommunikationen einsehen möchte. Sprich einen indirekten Zugriff auf fremde Geräte. Dies wiederrum ist Aufgrund der Verschlüsselung der Daten und des Datenschutzes schlicht nicht möglich. Man kann nicht nur auf Verdacht ein fremdes Gerät abhören und selbst wenn man es möchte, sind jene Daten für Apple selbst nur einsehbar, wenn es der… Weiterlesen »
Danke super Ergänzung.
Es dürfte ein verschlüsseltes System ohne Hintertür für die US-Regierung irgendwie unvorstellbar sein, aber das dürfte für viele Regierungen gelten. Man kann eine Gefängniszelle ohne Belüftungsöffnung ins freie bauen. Selbst so eine „dumme“ Smartcard für Pay-TV ist nicht auslesbar zum Leidwesen sehr vieler.
Was glauben sie zu finden, wenn alle wissen man kann seinem Smartphone keine Geheimnisse anvertrauen? Kein ernsthaft an die Sache herangehender (Attentäter, Terrorist, Verbrecher, …) wird sich dieses Werkzeuges bedienen.