Christian Reber, Mitgründer des Organisationstools von Microsoft, legt nach. Nachdem Reber kürzlich über Twitter einen informellen Rückkaufwunsch von Wunderlist gegenüber Microsoft geäußert hatte, veröffentlicht er nun eine hypothetische Feature-Roadmap, falls es mit dem Rückkauf klappen sollte.
Rebers Vorschlag illusorisch
What I would do with @Wunderlist if I would get it back: pic.twitter.com/DYslu8mhOp
— Christian Reber (@christianreber) September 8, 2019
Rebers Roadmap liest sich sinnvoll. Wunderlist würde in seinem Besitz weitere Kooperationsfeatures erhalten, einen stärkeren Fokus für Tastaturnutzung setzen und kräftig an der Performanceschraube drehen.
Interessanter als die erdachten Features , ist meiner Ansicht nach der Sinn und Zweck dieses Vorstoßes. Microsoft hat Wunderlist nach ganz klassischem Muster akquiriert. Das Organisationstool wurde als potentieller Konkurrent ausgemacht, weswegen die Redmonder das Unternehmen für relativ kleines Geld (dreistelliger Millionenbetrag) kauften und interessante Features in die neue To-Do-App integrierten. Wunderlist würde verschwinden, so wie es schon mit der Kalenderapp Sunrise und dem E-Mail-Dienst Acompli geschehen war.
Und Wunderlist wird verschwinden. Microsoft hat momentan aus nicht näher bekannten Gründen offenbar noch Verwendung dafür – aber mittelfristig wird es keinen Parallelbetrieb mit To-Do geben.
Rebers Rückkaufwunsch ist aus meiner Sicht daher illusorisch. Warum sollte Microsoft einen Konkurrenzdienst freigeben, den man zuvor gekauft hat, um ihn aus dem Spiel zu nehmen? Auf die Erlösmilliönchen sind die Redmonder sicher nicht angewiesen.
Vielleicht erleben wir hier nur den Frust eines enttäuschten Exiters. Start-Ups, die von großen Konzernen gekauft werden, müssen oftmals zusehen wie ihre geliebten „Babys“ disintegriert werden und am Ende identitätslos nur noch in Spurenelementen im Diensteportfolio des Unternehmens vorkommen.
Aufgewärmte Suppe schmeckt nicht, lautet ein altes Sprichwort. Herr Reber verfügt ganz offensichtlich über Kreativität und Geschäftssinn. Wunderlist war ein toller Dienst, der trotz anhaltender Existenz, zur Vergangenheit gehört.
Zeit für etwas Neues, Herr Reber – wir sind gespannt!
Foto: Twitter
Wunderlist hat den entscheidenden Vorteil, dass es auf mehr Betriebssystemen vorhanden ist als ToDo