Das internationale Kernforschungszentrum CERN ist eine der bedeutendsten Forschungseinrichtungen der Welt, Heimat des Teilchenbeschleunigers LHC, Geburtsstätte des World Wide Web — und will nun Weg von Microsoft Software.
Der Grund ist zunächst eine schlichte Preiserhöhung. Bislang nutzte das CERN Microsoft Software unter besonderen Lizenzen für akademische Einrichtungen. Diese wollen die Redmonder nicht länger anbieten und stattdessen nach dem üblichen „Enterprise Modell“ pro Nutzer abrechnen. Für das Forschungszentrum mit seinen rund 2.500 Mitarbeitern würde das eine Kostenerhöhung um den Faktor 10 bedeuten, wie Emmanuel Ormancey, ein System-Analyst des CERN, erklärt.
Zwar konnte das CERN mit Microsoft eine Übergangsfrist von 10 Jahren verhandeln, in der die Preise nur sukzessive steigen. Diese soll aber nun genutzt werden, um so konsequent wie möglich auf Open-Source Software umzusteigen.
Der Name sagt alles: Microsoft Alternatives Project
Zu diesem Zweck hat CERN schon vor einem Jahr das Microsoft Alternatives Project (MAlt) gestartet. Die offiziellen Ziele des Projekts lauten:
- Den gleichen Service für jede Kategorie von CERN-Personal anbieten
- Bindung an bestimmte Lieferanten vermeiden, um Risiken und Abhängigkeiten zu verringern.
- Die Daten in der eigenen Hand behalten
- Gängigen Anwendungsfälle adressieren
Nun geht die Planungsphase langsam in die tatsächliche Migration über, angefangen mit einem neuen E-Mail Service und einer Alternative zu Skype for Business.
Das Microsoft Alternatives-Projekt ist zwar ehrgeizig, aber es ist auch eine einzigartige Gelegenheit für CERN zu zeigen, dass der Aufbau von Kerndiensten erfolgen kann, ohne sich an einen Anbieter zu binden oder Daten wegzugeben, dass die nächste Generation von Diensten auf die Bedürfnisse der Community zugeschnitten werden kann.
Vom CERN und seinem MAlt-Projekt könnte eine Signalwirkung ausgehen, über die Wissenschaftsgemeinde hinaus. Microsoft redet gerne und viel von Bildung, Forschung, globaler Verantwortung. Aber ausgerechnet bei einem der buchstäblich größten Menschheitsprojekte, bei dem Tausende Wissenschaftler, Techniker, Programmierer aus über 85 Ländern zusammenarbeiten, werden sie offenbar gierig. Das verstehe ich nicht.
Was ist eure Meinung dazu? Schreibt es uns in die Kommentare.
via ZDNet
Diese Signalwirkung gefällt mir sehr.
Vielleicht fällt ja etwas für den normalen Verbraucher davon ab …
Mir auch. Allerdings muss man sich um die Softwareversorgung am CERN wirklich keine Sorgen machen. Dort wird schon seit Jahrzehnten nicht nur Windows eingesetzt und helle Köpfe aus allen naturwissenschaftlichen Disziplinen und hochversierte IT’ler kollaborieren hier zum Zwecke der Grundlagenforschung. Ich würde sogar sagen, es gibt wenige Organisationen und Einrichtungen, in denen MS-Software dermaßen unbedeutend ist. Allein aus Prestigegründen hätte MS dem CERN die Lizenzen praktisch schenken müssen und das Ganze als Forschungsbeitrag abschreiben. Aber wen wundert’s – mit den kleingeistigen Krämerseelen aus Redmond kann man heutzutage kein Dixieklo mehr stürmen. Ich sehe die ganze Entwicklung rund ums Windows inzwischen… Weiterlesen »
Hmm 2500 Mitarbeiter… Klingt schon fast niedlich …
Selbst mein Klinikum in dem ich arbeite , hat schon an dir 7000 Mitarbeiter und die Zahl der PC’s kann man nur schätzen…
Ich denke MS wird sich schon.mitCERN einigen.. Da allein auf Grund Datensicherheit und Datenstabilität ein Umstieg schwierig sich gestalten wird, und mehrkosten die bald mehr kosten werden als alles beim alten zu lassen.
Richtig. So ziemlich jeder der bisher auf Open Source gesetzt hat hat schnell gemerkt, dass es schnell teurer werden kann. Gerade dann, wenn externer Support benötigt wird. Den gerade die Spezialisten für Open Source Software verlangen meist ein vielfaches für ihre Dienste, als MS selber oder Spezialisten für MS Software und Dienste.
Die meisten wechseln daher irgendwann wieder zu MS zurück.
Ich denke mal, sich mit einem der größten Forschungsteams der Welt anlegen, ist eine ganz andere Hausnummer, als ein Klinikum mit 7000 MA … und sich das mit CERN zu verderben ist mMn KEINE gute Idee von MS … denn wenn sich die von CERN mal echt auf den Schlips getreten fühlen und jeder der dortigen Forscher ein Team von 20 Leuten mobilisiert … ja dann könnte OpenSource einen Sprung nach vorn machen den es bisher nicht gab … warten wir einfach mal ab …
Grundsätzlich gebe ich dir recht was die Aussenwirkung von CERN gegenüber einer Klinik von vielen angeht.
Aber was dir Mehrkosten angeht wird das Zünglein an der Waage sein, wenn es um eine Entscheidung geht welchen Weg mag geht..
Wir man so schön sagt: „Hunde die bellen, beißen nicht.“ …
Denn eine Dateninstabilitt zu riskieren oder eben durch ewiges anpassen der Software Kosten zu verursachen wird sicherlich teurer als den „Mehrpreis“ zu zahlen ..
Bezweifle ich, denn nicht alle diese Forscher haben Ahnung von IT! Und über die Gelder siegen sie auch nicht frei verfügen, wie z.B. ein privates Unternehmen.
Gab es diese Signalwirkung nicht immer wieder?
Kurzsichtige Handlungen von MS sind ja nun wirklich nicht gerade etwas Neues. Ungeduldige Handlungen ohne Gespür für schlummerndes Potenzial ebenfalls nicht. 🤓
Wenn Amazon schlau ist nutzen die das um ihre Dienste anzubieten und sich als Retter und Gönner zu präsentieren. Dumm MS, echt dumm.
Unwahrscheinlich. Das Motto des Projekts klingt nicht so, als wollte sich das CERN von einer Abhängigkeit in die nächste begeben…
Dies könnte für Cern nach hinten losgehen. Dort arbeiten überwiegend Physiker, welche hauptsächlich entsprechende Softwarelösungen benötigen. Physiker sind gut in der Grundlagenforschung, aber bei IT sehr oft Anfänger. Gerade bei Open Source sollte eine gewisse IT Erfahrung vorhanden sein. Ich befürchte, die Entscheidung bei Cern hat auch ein IT Anfänger getroffen. Das wird eine Katastrophe!
Einmal davon abgesehen, dass die Ergebnisse von Cern insgesamt nicht so prickelnd sind, wie erhoft. Jetzt machen sie sich die Arbeit auch noch schwieriger, indem sie bereits aufgebautes umbauen. Ich finde es eine Unverschämtheit, dass in den Millarden an Forschungsetaten keine ordentliche Lizenz mit eingerechnet ist.
Ich sag dazu nur „Limurx“ München das für uns alle teuer genug war
The year of linux on the deskop… endlich.
Typisch für Microsoft, kann den Hals nicht voll kriegen. So könnte es doch kommen dass Microsoft in 10 Jahren sehr viel kleiner ist als heute wie einige Analysten es voraus sehen.
Egal, irgendwann kommen sie alle wieder zurück. Siehe die Stadt München. Wie gross war der Aufschrei damals? Wir schaffen das auch ohne Microsoft und komplett Open Source. Nach 10 Jahren, zig Millionen Euros, und viele gefrusteten Mitarbeitern, sind sie nun zurück zu Microsoft. Manchmal lohnt es sich für die Dienste und Lizenzen zu zahlen. Es gibt sie ja nicht ohne Grund.
In den Justizbehörden und Gerichten in denen ich gearbeitet habe, haben wir über Jahrzehnte mit selbstgestrickter Software rumhantiert und Juristen als Informatiker arbeiten lassen, ehe wir nach reiflichem Nachdenken konsequent zu Microsoft Office umgestiegen sind. O.K. beim CERN gibt es auch Informatiker und Kostenrechner aber die meisten MA sind Atomwissenschaftler.
Grundlagen – Forscher sind manchmal zu grundlegenden Ideen fähig. Ich habe z.B. eine industrielle Bildverarbeitungssoftware inklusive Entwicklungsumgebung eines Mathematikers auf einer 1,44″ Diskette. Grundlage dafür ist eine völlig neue Problemlösungsstrategie für die Entwicklung von Software. Leider ist der Erfinder verstorben.
Aber jetzt weiß ich, was ich mit seinen Unterlagen mache !-)
Bei mir wäre im Juli die Verlängerung des Office 365 Abos fällig.
Genau wie CERN, stören mich mittlerweile, viele Kleinigkeiten bei Microsoft.
Vor allem sehe ich nicht ein, warum ich für ein Betriebssystem, mein Nutzer Verhalten preisgeben soll.
Auch jährlich Geld für Office möchte ich nicht mehr investieren. MS Office wurde deshalb von Softmaker Office abgelöst.
Bin jetzt auf Elementary 5.0 Linux, basieren auf Ubuntu 18.04 (Bionic Beaver) migriert.
Verstehe CERN nur zu gut und sehe hier auch Vorbildwirkung.
Es geht privat aber auch bei CERN auch ohne MS.