Neben den beiden großen deutschen Netztests von Connect (durchgeführt von P3 Communications) und CHIP Online (durchgeführt von Net Check) bieten auch andere Anbieter interessante Einblicke in unsere Netzlandschaft an. Einer dieser Anbieter ist OpenSignal, welcher Daten durch Dritt-Apps erfasst und auswertet.
Der nun vorliegende Bericht zum ersten Quartal dieses Jahres offeriert einige Interessante Details, stimmt aber in den meisten Punkten den Aussagen von Chip Online und Connect zu. OpenSignal hat hierzu 5 Kategorien ausgewählt, in denen die Netzbetreiber bewertet werden. Diese Kategorien sind: 4G Verfügbarkeit, Video Erfahrung, Downloadgeschwindigkeit, Uploadgeschwindigkeit sowie die Latenzzeit.
LTE-Verfügbarkeit in Deutschland
In der LTE Verfügbarkeit holt sich die Deutsche Telekom die Krone. Das Unternehmen konnte laut OpenSignal eine Verfügbarkeit von 85,5 Prozent für den Mobilfunk der vierten Generation für sich verbuchen. Knapp dahinter liegt Vodafone mit 79,4 Prozent und Telefónica (O2) weit abgeschlagen bei 67,3 Prozent. Vodafone konnte somit den Abstand zur Deutschen Telekom verringern. Diese hat vor allem in ländlichen Gegenden einen Vorteil, denn in allen vermessenen Großstädten liegen Vodafone und Telekom in etwa gleichauf, was die Verfügbarkeit angeht.
Alle drei Wettbewerber bauen aktuell noch fleißig ihre Mobilfunknetze aus, wie man auch wöchentlich auf Twitter mitbekommen kann. Dort geben nämlich sowohl die Deutsche Telekom, als auch Telefónica bekannt, wenn neue Ortschaften erschlossen worden sind, oder ein LTE Upgrade spendiert bekommen haben. Doch LTE Abdeckung ist nicht alles, denn das Netz soll ja auch etwas leisten können.
In der Downloadgeschwindigkeit sieht das Bild nicht mehr ganz so homogen aus. Die Deutsche Telekom liegt mit einem großen Vorsprung vor den anderen beiden Mitbewerbern und bietet durchschnittlich 33,4 Mbit/s an. Vodafone liegt mit 20,8 Mbit/s abgeschlagen dahinter und Telefónica muss erneut den dritten Platz mit 17 Mbit/s belegen. Allerdings sind die deutschen Netze nicht die schnellsten der jeweiligen Konzerne.
Niederlande bieten beste Netze in Europa
Im Falle der Deutschen Telekom bietet T-Mobile Netherlands mit durchschnittlich 50 Mbit/s ein sehr viel schnelleres Netzerlebnis und Deutschland ist im Konzernvergleich lediglich auf Platz 3. Bei Vodafone sieht dies ähnlich aus. Dort liegt Vodafone Deutschland sogar auf dem letzten Platz aller europäischen Vodafone Niederlassungen. Telefónica hat in Europa nach etlichen Verkäufen nur noch Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien sowie Spanien. Hier liegt Telefónica Deutschland hinter der spanischen Movistar, aber noch vor O2 – UK.
Insgesamt zeigt sich, dass die Niederlande eins, wenn nicht sogar das beste Mobilfunknetz in der Europäischen Union haben.
Upload knapp zweistellig
Auch beim Upload liegt die Deutsche Telekom vorne und liefert im Durchschnitt 10,9 Mbit/s an seine Kunden. Vodafone und Telefónica liegen beide mit etwas über 6 Mbit/s dahinter.
In allen Disziplinen ist die Telekom allerdings nicht Sieger, was zeigt, dass vor allem Vodafone in greifbarer Nähe des ersten Platzes ist. Gerade bei 5G werden Latenzen zum immer ernsteren Thema und auch bei LTE lässt sich noch viel optimieren. Hier siegt Vodafone mit einer durchschnittlichen Latenz von 39,9ms. Die Telekom ist auf dem zweiten Platz mit 42,4ms und Telefónica auf dem letzten Platz mit durchschnittliche 49,5ms.
Europa-Vergleich
Im direkten europäischen Vergleich fällt vor allem das Telefónica-Netz stark ab, was nicht zuletzt an der schleppend verlaufenen Fusion und Netzintegration mit E-Plus liegt und daran, dass O2 historisch gesehen schon immer das schwächere Netz hatte. Mit 1und1 Drillisch wird nach der 5G Auktion allerdings ein neuer, vierter Netzbetreiber auf den Markt drängen und das aktuelle Verhalten bei der Aktion zeigt, dass sie gewillt sind ein konkurrenzfähiges Netz zu bauen. Hier wird vorallem Telefónica aufpassen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Welche Erfahrungen hattet ihr bisher mit den deutschen Netzen?
Quelle: OpenSignal
Die größte Wirtschaftsnation des Kontinents ist beim Thema mobiles Internet auf Platz 5 – von hinten. Wenn die Preise dafür entsprechend niedrig wären, wäre das auch nicht ganz so dramatisch. Da wir aber nicht nur eines der schlechtesten sondern auch eines der teuersten Netz haben, möchte ich vor Scham am liebsten im Boden versinken. Es ist ein Trauerspiel. Niederlande, hilf!
Ja, das ist ein Trauerspiel. Aber es geschah alles sehenden Auges. Deutschland hat den Glasfaserausbau für bald 2 Jahrzehnte massiv verschleppt und wird wohl noch ein Drittes drangängen. Glas wird eben nicht nur für das Festnetz, sondern auch für 3G/4G/5G als Backhaul gebraucht. Die Gestattung des VDSL2-Ausbaus (durch die Telekom) im Jahre 2006 hat Markt und Infrastrukturwettbewerb schwer beschädigt. Wir könnten heute deutlich weiter sein, auch im Mobilfunk, wenn damals nur Glasfaser erlaubt worden wäre.
Es gibt in Deutschland 2 gute Mobilfunknetze und ein schlechtes. Anstatt das beim Ergebnis mehr differenziert wird, wird einfach ein Mittelwert über alle drei gezogen. Das Ergebnis ist daher wenig aussagekräftig.
Das ist in meinen Augen falsch. Die Telekom allein betrachtet ist zum Beispiel beim Speed nicht dort, wo andere Länder im Durchschnitt, also inklusive ihrer schlechteren Netze, liegen. Ein Aushängeschild ist die Telekom also auch nicht. Zudem ist ganz besonders bei der Telekom alles heillos überteuert im europäischen Vergleich.
Für europaweit offene Mobilfunkmärkte!
Immerhin sind wir noch vor Polen 🙄🤦🏼♂️😉 Das ist echt ein Armutszeugnis die Deutschland…
Aber hinter BULGARIEN(!) – einem der Ärmstem Staaten Südosteuropas. Die Fahren teilweise noch mit echten PS-Gespannen. Bemerkenswert auch die Ergebnisse von Rumänien oder Albanien. Wir können wirklich stolz auf unsere Leistung sein! Und hier passt das „Danke Merkel“ auch mal wirklich. Das dt. Breitbanddefizit fällt genau in ihre Ägide.