Gestern auf der Keynote im Steve Jobs Theatre am Hauptsitz Apples wurden diverse Abo-Dienste vorgestellt. Neben dem Spiele Abo Apple Arcade wurde unter anderem auch die Apple Card vorgestellt, eine Kreditkarte in Kooperation mit der bisher nicht im Konsumentengeschäft tätigen Goldman Sachs. Die Apple Card ist eine klassische Mastercard, welche allerdings einige Neuerungen und Sicherheitsmerkmale bietet.
Apple Card – Mastercard aus Titan
Direkt ins Auge springt aber erst mal das Design, welches zugleich ein Sicherheitsmerkmal bietet. Wobei, eigentlich lässt das Design Sicherheitsmerkmale weg. Aber dazu später mehr. Das Angebot „Apple Card“ enthält eine physische Karte, welche per Apple Pay auch mit dem Smartphone nutzbar ist. Die physische Karte ist vollkommen auf Minimalismus getrimmt. Als Material wählte Apple hier das Metall Titan, in das auf der Vorderseite lediglich das Apple Logo sowie der Name des Karteninhabers gefräst wurde. Ungewohnt: Der EMV Chip ist unten rechts auf der Karte angebracht und nicht wie üblich oben links.
Die Karte ist weder hoch geprägt, noch ist auf ihr überhaupt eine Kreditkartennummer aufgedruckt oder eingefräst. Auch fehlt das Unterschriftfeld, der dreistellige CVC-Code oder das Ablaufdatum. Das hat nicht nur Design-technische Gründe: Kreditkartenmissbrauch ist somit so gut wie gar nicht möglich. Sollte die physische Karte abhanden kommen hat der Finder zwar ein hübsches Stück Metall in der Hand, kann damit aber nichts anfangen. Durch Apple Pay gelangen auch keinerlei Kreditkarteninformationen an etwaige Händler, die gehackt werden könnten und der fehlende Magnetstreifen verhindert, dass dieser überhaupt kopiert werden kann.
Rundum Service
Doch nun zum Service rund um die Apple Card. Apple bietet mit dem Produkt eine für amerikanische Verhältnisse sehr einfache Nutzererfahrung. Rechnungen können direkt auf dem Smartphone per Button beglichen werden oder auf Raten bezahlt. Insgesamt bietet die Apple Card eine Echtzeiterfassung jeglicher Transaktionen und bereitet diese in hübschen Diagrammen auf, sodass der Nutzer den Überblick nicht verliert. Zusätzlich dazu bietet Apple ein Cashback Programm an: Jeder Nutzer erhält 2 % der ausgegebenen Dollars als Cashback zurück. Gibt er sie bei Apple aus, sind es sogar 3 Prozent.
Doch Apple ist natürlich nicht die Wohlfahrt, sondern will an der Karte auch etwas verdienen. Wer seine Rechnung nicht auf einmal begleichen möchte oder kann, muss Zinsen zahlen. Und die haben es in sich. Bis zu 24% p.A. können je nach Bonität beziehungsweise Credit Score des Besitzers anfallen. Hier muss man also genau lesen und aufpassen.
Apple verspricht Datenschutz – Doch der Schein trügt
Apple selbst verspricht bei der Karte keinerlei Informationen über den Nutzer zu sammeln oder zu erhalten. Das mag vielleicht so stimmen, allerdings wurde ebenfalls auf der Keynote gesagt, dass die Nutzerdaten Dritten nicht zu Marketingzwecken zugänglich gemacht werden. Hier muss man das Augenmerk auf den Begriff „Dritten“ legen. Denn Goldman Sachs und seine Tochterunternehmen sind keine „Dritte“ und können demnach mit den Daten machen, was sie wollen. Issuer, also Herausgeber der Karte ist nämlich nicht Apple, sondern Goldman Sachs.
Kommentar:
Insgesamt bietet Apple mittlerweile einen immer größer werdenden goldenen Käfig: Durch immer mehr Dienste wird der Nutzer auf Teufel komm raus im Apple Ökosystem gehalten. Ein Nutzer, der sich an das bequeme Nutzen der Apple Card gewöhnt hat, wird sich drei oder viermal überlegen, ob er sich irgendwann mal ein Android Smartphone zulegen will. Gerade mit Hinblick darauf, dass mit der Karte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals Google Pay möglich sein wird. Auch besitzt Apple somit die perfekte Wertschöpfungskette: Ein Kunde kauft mit der Apple Card ein Apple Produkt. Zwar gibt Apple dafür 3 Prozent Cashback, allerdings spekuliert das Unternehmen darauf, dass der Nutzer diesen Kauf nur auf Raten zurückzahlen kann. Dadurch bekommt Apple bis zu 24 Prozent Zinsen, die vorher ein anderes Kreditkartenunternehmen bekommen hätte.
Man sollte sich also genau überlegen, ob man aus Bequemheit die Büchse der Pandora öffnen will, und sich komplett Apple aussetzen möchte. Mit exklusiven Diensten wie dem FamilySharing von AppleTV+, AirPlay, iMessage, Apple News+, Apple Card, iCloud und vielen weiteren wird Apple zum Komplettanbieter im Premiumbereich. Ein ähnliches Verhalten legt Google mit seinem Ökosystem an den Tag, wobei hier zusätzlich dazu die Daten der Nutzer für Werbung vermarktet werden.
Zu beachten ist allerdings, in welchem Markt Apple seine Kreditkarte einführt. In den USA wurden die Kreditkarten geboren. Dementsprechend alt ist auch das komplette System rund um das beliebte Zahlungsmittel. Häufig erfahren Nutzer erst am Ende des Monats wie viel Geld sie eigentlich ausgegeben haben. Die Apple Card ändert das durch die Echtzeitanzeige. In Europa gibt es so etwas bereits bei vielen Debitkarten wie N26 oder bunq.
Was denkt ihr über das Thema?
Due Titankarte kommt als wertiges Gimmick, entscheidend ist die Pay per Phonefunktion. Auch hier hat sich Apple für eine Abrechnung über Kreditkarte entschieden. Das wird Deutsche Banken beruhigen, die sich schon lange vor einer AppleBank fürchten.
Apple baut konsequent die „Abhängigkeit“ ihrer Klientel aus. Alles aus einer Hand – in Zukunft sogar die Kreditkarte. Das ist auf der einen Seite beängstigend – auf der anderen Seite aber genau das was viele Endkunden wünschen. Ohne lange suchen und vergleichen zu müssen, die „Verpflegung“ aus einem Kosmos. Diesen Status hat Microsoft durch mangelndes Durchhaltevermögen und teilweise konsequentes Verprellen des privaten Endkunden verspielt. Ich selbst nutze ja u.a., auch ein iPhone, iPad und iMac. Da ich mir persönlich aber der „Gefährlichkeit“ dieses Apple Kosmos bewusst bin, switche ich immer mal zwischen iOS und Android (S10+) hin und her –… Weiterlesen »
Eine sehr passende Überschrift!
Ein Tipp am Rande. Man sollte den Film Iron Sky 2 mal anschauen. Darin werden die „i Junger“und ihre Abhängigkeit ganz schön aufs Korn genommen.