Vergangenes Wochenende fand der Scale Test in Sea of Thieves statt. Die Performance des Spiels sollte unter größerer Belastung getestet werden, unter anderem um die Serverkapazität zu ermitteln. Ich habe mich natürlich am Test beteiligt, um mir selbst ein Bild von den Veränderungen zu machen und war definitiv begeistert, wie sehr Rare das Spiel stets mit neuen Ideen bereichert.
Erste Eindrücke
Zunächst muss angemerkt werden, dass das Spiel starke Perfomance-Probleme hatte. Es haben sich zeitweise relativ starke Ruckler bemerkbar gemacht, obwohl es auch Zeitspannen ohne solche Schwierigkeiten gab. Zudem habe ich in jeder Reise die Verbindung zum Netzwerk verloren und musste so jedes Mal eine neue Sitzung starten. Dies ist aber wohl eben dem Scale Test geschuldet, der genau diese Performance-Probleme erzwungen hat, um die Server zu testen.
Abgesehen von dieser Thematik hat mich Sea of Thieves keineswegs enttäuscht. Ich musste – entgegen meiner Erwartungen – viele neue Dinge lernen, obwohl ich das Spiel bereits seit der Technical Alpha als Insider teste. Einige dieser Neuerungen werde ich in diesem Artikel beschreiben.
Ein weiterer Aspekt, der vorweg erwähnt werden sollte: Es wurde in den letzten Wochen bekannt, dass Rare auf eine detaillierte Charakteranpassung verzichtet und dem Spieler stattdessen acht Piraten vorschlägt, aus denen ein Charakter gewählt werden kann. Im Scale Test habe ich jedoch herausgefunden, dass die Vorschläge der acht Piraten so häufig wie gewünscht neu generiert werden können, bevor man sich letztendlich für eine Figur entscheidet. Somit bestehen vielfältige Möglichkeiten der Personenwahl.
Die erste Reise: Von unendlichen Schätzen und überfluteten Schiffen
Nachdem ich meine Piratin ausgewählt habe, konnte ich zwischen einem kleinen und großen Schiff wählen und mich zwischen einer kleinen und großen Crew entscheiden. Um Sea of Thieves im kompletten Umfang erfahren zu können, habe ich mich natürlich für die komplexeren Optionen entschieden. Anschließend wurde eine passende Crew für mich gesucht.
Für mein erstes Spiel wurde ich einer Gruppe mit sehr erfahrenen Spielern zugeteilt – diese hatten Sea of Thieves nicht nur einen Tag länger als ich gespielt, sondern waren in ihrer Reise auch bereits bis zu Kapitel vier (von fünf) fortgeschritten. Dennoch habe ich nahezu alle Gameplay-Features erleben können. Wir haben versucht, ein Rätsel auf einer Schriftrolle zu entschlüsseln, um unseren Vorrat an Schatztruhen weiter auszubauen. Dazu mussten wir einen bestimmten Punkt auf der Karte finden, eine gewisse Anzahl an Schritten in eine bestimmte Himmelsrichtung gehen und den Schatz dann ausgraben. Glücklicherweise kann man sich auch der Trial-and-Error-Methode bedienen, wenn man den exakten Punkt nicht finden kann.
Nach ein paar Grabungsversuchen hielten wir die nächste Schatztruhe in den Händen. Mir kam die Aufgabe zu, die Schatztruhe zu unserem Schiff zu befördern – dies stellte sich jedoch als schwierig heraus: Die gefundene Schatztruhe war ein Chest of a Thousand Grogs, der den Spieler in einen betrunkenen Zustand versetzt. Unter starken Schwankungen habe ich nach einer Weile die Truhe letztlich im Schiff verstauen können. Damit war die Reise eigentlich schon beendet, aber meine Gruppe hatte noch nicht genug: Als nächstes sollte ein Fort geplündert werden.
Für diese Aktion blieb ich jedoch im Schiff – der Grund war die Präsenz des Chest of Sorrow, der sich an Bord befand. In unregelmäßigen Abständen begann die Schatztruhe zu heulen und damit das Unterdeck des Schiffs zu fluten. Wäre kein Pirat an Bord geblieben, hätten wir wahrscheinlich das Schiff und alle Schatztruhen verloren. So nahm ich mich der Aufgabe an, das Wasser immer wieder aus dem Schiff zu schöpfen.
Als wir uns dann entschieden, den Lohn für all unsere Schätze in dem nächstgelegenen Outpost abzuholen, entdeckten wir dort ein anderes Schiff einer fremden Spielergruppe, die uns sofort mit Kanonensalven begrüßte. So machten wir kehrt und fanden einen anderen Außenposten, um unsere Schatztruhen einzulösen. Obwohl ich dann leider die Verbindung zum Server verlor, ist meine Reputation immerhin auf Stufe vier gestiegen – dabei haben wir nicht einmal die Hälfte der Schatztruhen abgegeben.
Die zweite Reise: Von Deserteuren und Sprachbarrieren
Bei meinem zweiten Spiel durfte ich meinen Piraten nicht neu bestimmen, da dies nur einmal pro Account möglich ist. Ich traf auf einen Einzelspieler, der im letzten Kapitel seiner Reise angekommen war, aber keine Schatztruhen in seinem Besitz hatte. Auf meine Frage, was passiert sei, erzählte er mir folgende Geschichte:
Er war Kapitän einer kompletten Crew, die jede Menge Schätze gesammelt hatte. Kurz bevor sie diese jedoch einlösen konnten, wurden sie von feindlichen Spielern überrascht. Das Schiff wurde versenkt und die Schatztruhen schienen verloren. Jedoch wusste der Kapitän noch, wo sich diese Tragödie ereignet hatte und so half ich ihm, die Schätze zu bergen und sie auf das neue Schiff zu befördern.
In der Zwischenzeit trat unserer kleinen Gruppe ein deutscher Spieler bei, der mit der englischen Sprache Probleme hatte. Da der Kapitän jedoch in den USA wohnte, habe ich dann als Dolmetscher fungiert und versucht, beiden Spielern mit der Sprachbarriere zu helfen.
Leider habe ich dann zum zweiten Mal die Verbindung zum Server verloren und die beiden Piraten nie wiedergesehen. Ich habe gehofft, dass die beiden ihre Reise fortsetzen konnten und der alleingelassene Kapitän den gerechten Lohn seiner schwierigen Reise erhalten hat.
Die dritte Reise: Von feindlichen Piraten und Haien
Mein drittes Abenteuer war das mit Abstand kürzeste, aber auch die unterhaltsamste Session. Ich startete die Reise von Beginn an mit einer anderen Person. Der Weg zu unserem ersten Ziel sollte ein langer werden – zumindest in der Theorie. Die Realität sah komplett anders aus.
Zunächst setzten wir Kurs auf eine weit entfernte Insel, während wir zwischendurch wiederholt Anker warfen, um Kanonenkugeln, Bananen und Holzplanken für unsere Reise zu sammeln. Einige Minuten später gesellte sich ein weiterer Spieler zu unserer Gruppe – dieser besaß leider kein Headset und konnte somit nicht mit uns kommunizieren.
Plötzlich wurden wir von einem gegnerischen Schiff beschossen. Während der neue Spieler unsere mühsam gesammelten Kanonenkugeln in Richtung des gegnerischen Schiffes schoss, versuchten wir ihm zu erklären, dass wir diese noch für einen späteren Zeitpunkt benötigen würden. Da er uns nicht hören konnte, ließ er sich jedoch nicht von seiner Aktion abbringen. Wir trafen dann die schwere Entscheidung, ihn unter Deck in das Verließ zu sperren, damit wir unsere Ressourcen aufsparen und vor dem Gegner fliehen konnten.
Unser Plan war jedoch zum Scheitern verurteilt: Als unser Schiff zu sinken begann, versuchten wir alle Löcher zu stopfen und das Wasser abzuschöpfen, während der dritte Spieler noch immer im Verließ saß und uns dabei zusah. Zurück an Deck wurde ich von einer Kanonenkugel getroffen und ins Meer katapultiert. Mein Mitspieler bemerkte dies leider nicht und versuchte weiterhin, von den gegnerischen Piraten davon zu segeln. Als ich noch versuchte, dem Schiff mühsam hinterher zu schwimmen, wurde ich bereits erneut von einer Kanonenkugel getroffen – die gegnerischen Spieler fokussierten sich somit nun auf mich.
Doch Rettung nahte: Eine Meerjungfrau erbarmte sich mir und winkte mich aus geringer Entfernung zu sich. Gerade als ich losschwimmen wollte, färbte sich mein Bildschirm wieder rot: Während ich links neben mir ins Wasser schaute, schnappte bereits ein Hai nach mir. Nachdem ich einen Schuss auf ihn feuerte, wusste ich, dass ich zwischen gegnerischer Galeone und hungrigem Hai nur eine Möglichkeit hatte: Ich musste die Meerjungfrau so schnell wie möglich erreichen.
Glücklicherweise gelang mir das, jedoch war meine Erleichterung nur von kurzer Dauer: Als ich auf unser Schiff teleportiert wurde, waren die gegnerischen Piraten bereits vor Ort, bombardierten unser Schiff und enterten dieses. Da sie in der Überzahl waren, hatten wir nicht den Hauch einer Chance und starben, während unser Schiff versank. Als wir wiederbelebt wurden, war ich erneut vom Spiel getrennt. Mich beschäftigte aber nur eine Frage: Was wurde aus dem Piraten im Verließ, der mit dem Schiff untergehen musste, ohne sich wehren zu können?
Sea of Thieves hält bisher, was Rare verspricht: Dem Spieler wird jede Freiheit gegeben, das Spiel so aufregend wie möglich zu gestalten. Ich habe am Wochenende nur wenigen Schätzen nachgejagt und dennoch sehr ereignisreiche Geschichten zu erzählen. Das kann man nicht von vielen Spielen behaupten. Wenn Sea of Thieves nach Release noch mehr Inhalte bereithält, können wir sicherlich viele Stunden auf hoher See erleben und unser Repertoire an Geschichten stets erweitern.
Habt ihr bereits Sea of Thieves spielen können? Was habt ihr erlebt? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Soweit ich weiß findet im moment ein weiterer Test statt der wohl bis Sonntag um 12:00 Uhr geht!