Ich habe das neue Lenovo Miix 720 nun fast 3 Wochen lang getestet. Die kraftvolle Kombination aus Intel Core i7-Prozessor der 7. Generation (Kaby Lake), 8 GB RAM und nicht zuletzt das elegante Design des 2 in 1 Gerätes, haben mir gut gefallen. Leider gibt es auch einige Stolpersteine, die auf dem Papier nicht sichtbar sind, meine Freude am Lenovo Miix 720 eingeschränkt haben.
Auf geht’s in den ausführlichen Test des Lenovo Miix 720.
Design, Verarbeitung und Handling
Fangen wir mit dem an, was man nach dem Auspacken sieht und fühlt – das Design, die Verarbeitung und das Handling des Gerätes. Das Lenovo kommt in schwarz, silber oder (bronze-)gold und besticht in allen drei matten Farbkombinationen durch eine schlichte Eleganz. Unser schwarzes Modell strahlt Professionalität aus, wirkt durch das Armbanduhrenscharnier aber nicht langweilig.
Das Gehäuse des Lenovo Miix 720 besteht aus einer Aluminiumlegierung und kommt mit Tastatur auf ein Gewicht von exakt 1149 Gramm. Es vermittelt dadurch eine gewisse Wertigkeit ohne die Mobilität einzuschränken.
Das Handling gestaltet sich ganz ähnlich wie bei den Geräten der Surface Pro-Reihe. Das Lenovo Miix 720 bietet einen integrierten Kickstand und die magnetisch andockbare Tastatur dient gleichzeitig als Schutz für den Bildschirm. Hier hat Lenovo sich sehr genau an das Referenzdesign von Microsoft gehalten – das ist durchaus positiv.
Hardware, Software & Performance
Kommen wir zunächst zu den Hardwarespezifikationen. Unser Testmodell hatte folgende Ausstattung:
- Windows 10 Pro
- 12 Zoll QHD Display (2880 x 1920)
- Intel Core i7-Prozessor der 7. Generation
- 8GB RAM
- Intel HD 620
- 256 GB SSD
- Windows Hello Kamera
- Tastaturcover
- Stift
Die gebotenen sind mit €1399 verhältnismäßig günstig. Ein ähnlich ausgestattetes Surface Pro 4 kostete zum Launch knappe €200 mehr.
Windows 10 Pro kommt ab Werk mit dem Windows 10 Anniversary Update Build 14393 und der Version 1607. Leider ist, wie bei vielen OEMs, sehr viel Bloatware vorinstalliert. Zwar ist dies kein Ausschlusskriterium für den Kauf, ich fühle mich von den größtenteils unnützen Programmen aber sehr genervt. Ich empfehle daher eine saubere Windows 10 Installation per Media Creation Tool vorzunehmen, damit ihr ein ungestörtes Windows 10 Erlebnis genießen könnt.
In der getesteten Konfiguration bietet das Lenovo Miix 720 ein sehr schnelles Arbeitstempo bei verschiedensten Anwendungen. Browsen, Mail und Office sind natürlich ein Klacks. Aber auch aufwendigere Programme wie Sony Vegas und Photoshop laufen sehr gut.
Leichtes Gaming, etwa World of Warcraft, Age of Empires II HD und League of Legends, sind ebenfalls möglich. Titel wie Halo oder Battlefield liegen außerhalb der Möglichkeiten des Lenovo Miix 720.
An dieser Stelle kommen wir aber auch schon zum ersten wirklichen Störfaktor des Lenovo Miix 720: Der Lüfter.
Nun muss man sagen, dass viele 2 in 1 Geräte einen recht lauten Lüfter besitzen. Die Bauweise der Geräte ist auf Mobilität ausgelegt und auch wenn die verbauten Prozessoren extra für den Einsatz in Ultrabooks und Tablets ausgelegt sind (Ultra Low Voltage), entstehen in dem schmalen Gehäuse schnell hohe Temperaturen.
Dass der Lüfter bei anspruchsvollen Anwendungen aktiv wird, ist nicht ungewöhnlich. Das Lenovo Miix 720 machte sich die Ventilation aber schon beim Schauen von Youtube Videos bemerkbar. Nicht sehr stark, aber eben doch klar hörbar. Bei Spielen, Photoshop oder Videoschnitt nahm der Lüfter einen wirklich störenden Geräuschpegel an – im Sommer dürfte das kein Spaß werden.
Man kann den Lüfter glücklicherweise im BIOS des Systems regulieren. Darunter leidet allerdings auch die Prozessorleistung, da dieser früher heruntergetaktet wird. Die Power reicht natürlich trotzdem für einen normalen Büroalltag, sodass ich diesen Modus permanent aktiviert hatte. Flüsterleiste wird das Lenovo Miix 720 dadurch trotzdem nicht, aber man merkt einen deutlichen Unterschied.
Das Display des Lenovo ist hervorragend. Das IPS Display bietet satte Farben und eine gute Blickwinkelstabilität. Auf 12 Zoll hat es eine Auflösung von 2880 x 1920, was einer Pixeldichte von 288 PPI entspricht – ein sehr guter Wert.
Das Lenovo Miix 720 bietet vielseitige Anschlussmöglichkeiten:
- 1x USB 3.1 (Typ C)
- 1x USB 3.0
- 1x USB 2.0
- microSD™
- Audio-Kombianschluss
Das ist ein großer Vorteil gegenüber dem Surface Pro 4, das nur einen USB 3.0 Anschluss besitzt.
Wie gut ist die Tastatur und Trackpad?
Meiner Meinung nach war das wirkliche Highlight des Surface Pro 4 sein neues Type Cover. Es bot im Vergleich zum Type Cover des Surface Pro 3 ein sehr viel besseres Tippgefühl und Trackpad.
Da 2 in 1 Geräte hautpsächlich produktiv eingesetzt werden, ist eine gute Tastatur meines Erachtens nach essentiell. Hier kann das Lenovo Miix 720 punkten.
Die Tastatur hat einen Lenovo typischen guten Druckpunkt und sie ist beleuchtet. Ein wenig störend finde ich die Position der rechten Shift-Taste. Diese fällt klein aus und befindet sich rechts neben den Pfeiltasten. Dadurch habe ich die erste Zeit recht oft die Pfeiltaste gedrückt, wenn ich etwas großschreiben wollte. Man gewöhnt sich nach einer Weile allerdings daran.
Das Trackpad ist zwar einen Tick kleiner als beim Surface Pro 4, hat meiner Meinung nach einen schöneren Druckpunkt und ein befriedigenderes Klickgeräusch. Eine feine Chromleiste ziert das Trackpad, was elegant aussieht.
Im geschlossenen Zustand schützt das Tastaturcover effektiv den Bildschirm. Die Rückseite fühlt sich mit einer leicht aufgerauten Oberfläche hochwertig an und ist leicht zu reinigen (sehr wichtiger Punkt, wenn man Kinder hat).
Wie gut ist der Stift?
Der aktive Stylus ist ok. Positiv ist, dass man damit handschriftliche Notizen gut anfertigen kann. Das ist bei 2 in 1 Geräten mit aktivem Stylus nicht selbstverständlich. Das Acer Switch Alpha 12 beispielsweise, das eine hervorragende Verarbeitung aufweist und auch ansonsten überzeugen kann, hat einen schlechten Stylus, der sich allenfalls für Markierungen eignet.
Auch wenn der Stylus des Lenovo Miix 720 also durchaus präzise ist, kann er nicht mit dem Stylus des Surface Pro 4 mithalten. Die Latenzzeiten sind etwas schlechter, er muss in eine seitliche Schlaufe verstaut werden (wie beim Surface Pro 3) und reagiert ansonsten auch nicht ganz so zuverlässig wie die Referenz aus Redmond. Er ist im Alltag aber auf jeden Fall nützlich.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit pendelt sich nach den ersten Ladungen bei ca. 8 Stunden ein. Der Wert ist nicht schlecht, ich habe mir von den neuen Kaby Lake Prozessoren allerdings mehr erwarten. Hierbei handelt es sich um einen Realwert für meinen Arbeitsalltag. Dieser besteht aus Musik hören, viel Browser, viel Office, Mail und ein wenig Bildbearbeitung.
Die Akkulaufzeit sinkt rapide, wenn man auf dem Lenovo Miix 720 Videos bearbeitet, Spiele spielt oder Medien konsumiert.
Für meine Bedürfnisse ist ein Core i7 einfach zu verschwenderisch. Ich brauche nicht wirklich viel Power, um meine Arbeit zu erledigen. Meines Erachtens ist der 2 in 1 Formfaktor ohnehin nicht für rechenintensive Arbeiten geeignet, da hier die Mobilität im Vordergrund steht. Diese Mobilität wird aber stark eingeschränkt, wenn der Akku bei Poweraufgaben nur noch 2 Stunden hält und der Lüfter auf Hochtouren dreht.
2 in 1 Geräte eignen sich meiner Meinung nach am besten für leichte Aufgaben. Dann kann man auch lüfterlose Varianten nehmen und die Akkulaufzeit solcher schwächeren Geräte ist auch viel besser.
Momentan haben starke Intel Prozessoren in einer solchen mobilen Formfaktor einfach noch zu viele Nachteile.
Besondere Features
Das Lenovo Miix 720 ist Windows Hello-fähig und hat eine eingebaute Gesichtserkennung. Dies funktioniert wie man es von Surface Pro und Book kennt und arbeitet auch zuverlässig.
Fazit
Das Lenovo Miix 720 hinterlässt bei mir einen gemischten Eindruck.
Auf der positiven Seite steht das schicke Design, Windows Hello und eine gute Tastatur und Trackpad. Die Anschlussvielfalt überzeugt und ist meines Erachtens nach einer der Hauptvorteile des Lenovo Miix 720.
Negativ ist der laute Lüfter, haufenweise Bloatware und die nur mäßige Akkulaufzeit.
Insgesamt kann mich das Lenovo Miix 720 nicht voll überzeugen. Es bietet im Vergleich zu dem älteren Surface Pro 4 lediglich bei den Anschlüssen klare Vorteile. Lenovo hält sich sehr genau an die Referenzvorgaben von Microsoft, kommt dabei aber nicht ganz an einigen Details, wie zum Beispiel dem aktiven Stylus, nicht heran.
Eine Empfehlung gibt es für Nutzer, denen das Aussehen des Surface nicht gefällt und nach einem Gerät suchen, das vergleichbare Leistung und Features bietet und bei den Redmondern eine Anschlussarmut beklagen. Alle anderen finden im Surface Pro 4 das bessere 2 in 1, das zudem noch weniger kostet.
Durch die Lüfter Probleme bei mir schon durchgefallen. Vielleicht bringt undervolting ja ein bisschen was.
Wie soll diese Leistung ohne Lüfter funktionieren?
Das ist ja die kritik, so viel leistung in einem 2 in 1 braucht selten wer.
Dann sollte man auch diese Leistung nicht kaufen. Nehm einfach ein normales 2in1 das ist billiger.
Das SP3 hatte auch das Problem. Mein SP4 fängt hingegen erst unter Last an (normale Raumtemperatur) und nicht beim Surfen oder YouTube gucken. So sollte es sein.
Meine Lüfter im Surface Pro 4 höre ich eigentlich nie, weil sie wirklich erst beim zocken (in meinem Fall ab und zu Asphalt 8 auf extremen Einstellungen) oder beim schneiden von Videos angehen😊
Tablets sollten generell keine Lüfter haben. Es ist einfach immer störend wenn man ein Tablet auf dem Schoß hat. Und wenn ich Prozessorpower haben möchte, dann geh ich an ein vernünftiges 17″ Laptop oder an den PC.
Bei solch einem Device handelt sich um eine eigene Geräteklasse. Es ist kein Tablet im herkömmlichen Sinne, sondern ein 2 in 1 Convertible! So wie ein Surface Pro. Aber da gebe ich dir schon recht, ein lauter Lüfter ist auch für so ein Gerät ein no go!
Ein leiser Lüfter aber ein echter Vorteil, wie ich finde, denn mein Surface ist mein Hauptgerät und bietet mir (i5) genug power für den Alltag
Wäre es ein reines Tablet, würde das Surface eh keiner kaufen…. dafür ist es zu schwer und besitzt das falsche OS. Ich frag mich eher was anderes, kann man die Teile langsam nicht dünner bauen? Handlicher und vor allem etwas eleganter. Ich mag die Vorstellung eines 2 in 1 Gerät schon, jedoch etwas mit mir rum zu tragen, dass dicker ist als mein MacBook stört dann doch etwas…..
Huawei Matebook – kennst Du das iPad Pro, kennst Du das Matebook – top Verarbeitung, top Haptik
Habe jetzt seit kurzer Zeit das Acer Switch Alpha 12 mit der i3 Variante. Für mich ausreichend und zu einem Kampfpreis von 563€ echt ein tolles Teil. Dank liquid cooling absolut lautlos. Hat bei mir mein Cube Tablet mit z8300 Prozessor und meinen alten Core i7 Laptop jetzt gänzlich ersetzt. Wie Leo es schreibt ist die Leistung eines i7 absolut nicht notwendig, wenn man eh nur surft und auf dem Gerät schreibt. Bildbearbeitung ist natürlich eine andere Sache. Aber ich denke dann sollte man eh über ein Surface Book oder ähnliches nachdenken.
Wie sieht es denn dort mit der Stifteingabe aus?
Ich würde gerne Vorlesungsskripte bearbeiten, habe aber als Student keine 1500€ zur Verfügung.
Interessantes Gerät und tolles Video. Ich freue moch schon auf das ausführliche Review.
Das ist doch der ausführliche Review?!
Tja, sowas passiert, wenn man nur Fazit und Specs durchliest und sich das Video ansieht, in dem am Ende auf ein kommendes, susfühtluches Review hingewiesen wird. Nächstes mal werde ich auch die Einleitung lesen…wenn ich Zeit hab 😀
susfühtluches = ausführliches …oh man
Lüftergeräusche ? ein absolutes NoGo im Laptop/Notebook. Dann lieber Core m und Ruhe.
Mich würde interessieren ob bei „passiver“ Kühlungsrichtline der Lüfter auch schweigt und halt heruntergetaktet wird.
Seit Windows 10 funktioniert dies auf meinem Dell xps1530m leider nicht mehr.