140.2 x 72.45 x 8.8 mm
146 g
5 Zoll IPS-LCD
960 x 540, 220 ppi
5 MP mit LED-Blitz
Snapdragon 200 Quad-Core @ 1,2 Ghz
1 GB RAM
8 GB (erweiterbar)
1905 mAH (wechselbar)
5 MP Frontkamera, Umgebungslichtsensor, Abnehmbare Rückschale
Bringt Microsoft die low-end Revolution?
Nicht alle haben gejubelt, als Microsoft vor einigen Wochen das Lumia 535 präsentierte. Das erste Smartphone unter eigenem Namen – und dann wieder nur ein billiges Einsteigergerät? Diese Premiere hätte sich manch einer spektakulärer vorgestellt.
Doch natürlich beugt sich Microsoft nur gewissen ökonomischen Realitäten. Während die Käufer in der Oberklasse lieber zu einem iPhone 6 oder Galaxy S5 greifen, haben günstige Windows Phones wie das Lumia 520 und das Lumia 630 in letzter Zeit beachtliche Verkaufserfolge erzielt. Daran soll das Lumia 535 nun anknüpfen.
Und ein bisschen Knallen lässt man es dann doch. Wenn schon low-end, dann richtig! lautet die Devise.
Hatte man bisher oft den Eindruck, dass die Abstufungen innerhalb der Lumia-Serie etwas zu gewollt und willkürlich sind, wurde bei der Ausstattung des Lumia 535 endlich geklotzt statt gekleckert. Das günstige Windows Phone bringt praktisch alles mit, was man in der Einsteigerklasse bisher vermisst hatte.
5 Zoll Display, 1 GB Arbeitsspeicher, 5MP (!) Frontkamera, LED-Blitz, Umgebungslichtsensor, 8 GB interner Speicher, Quad-Core Prozessor. Und das alles für eine fast unglaublich günstige UVP von 119 Euro ohne Vertrag.
Einige Leute jubelten schon: das Lumia 535 würde die Ansprüche im low-end Bereich neu definieren.
Um den Haken an der Sache zu finden, muss man tatsächlich aufs Kleingedruckte achten – doch dazu später mehr. Schauen wir uns das 535 erst einmal von Außen an.
Design
Rein optisch versucht das Lumia 535 – zum Glück! – nicht auf einen edel zu machen, sondern bleibt dem bunten, poppigen Stil der meisten Lumia Modelle treu. Neben den üblichen Farben grün, orange, schwarz und weiß, feiert auch das gute alte Zyanblau ein Comeback und weckt bei mir fast nostalgische Erinnerungen an mein erstes Windows Phone.
Der Microsoft Schriftzug auf der Rückseite – der hier zum ersten Mal überhaupt ein Smartphone ziert – ist deutlich markanter als man es bisher von Nokia kannte, setzt damit aber auch ein nötiges optisches Highlight in einem ansonsten unspektakulären Design.
Das glänzende Finish der Kunststoffhülle ist nicht mein Geschmack, fühlt sich aber wenigstens nicht so glitschig an, wie es aussieht. Als „Handschmeichler“ würde ich das Lumia 535 aber nicht gerade bezeichnen. Das 5 Zoll Gerät ist relativ breit und flach und die Kanten, die leicht über den Bildschirm herausragen, empfinde ich manchmal als unangenehm. Dass hier Corning’s Gorilla Glas 3 verbaut sein soll, fällt mir etwas schwer zu glauben. Stabil und kratzfest mag das Display-Glas ja sein, unter den Fingern fühlt es sich aber ziemlich dünn und plastisch an.
Auch an anderen Details zeigt sich, dass man hier ein eher billiges Lumia in der Hand hält. Statt der üblichen kapazitiven Navigationstasten hat das Lumia 535 nur Software-Buttons, die sich zwar automatisch ausblenden können, ansonsten aber Platz auf dem Display beanspruchen. Auch einen dezidierten Kamera-Knopf an der Seite sucht man hier vergeblich. Das praktische Feature, lange Zeit ein Markenzeichen der Lumia-Serie, gibt es jetzt nur noch bei Geräten mit PureView Branding, also vom Lumia 830 aufwärts.
Es gibt aber auch Einiges, das schon auf den ersten Blick sehr positiv auffällt: das Lumia 535 wirkt in keinster Weise klobig oder schwerfällig, sondern ist für ein 5 Zoll Smartphone ausgesprochen dünn (8,8 mm) und mit einem Gewicht von 146g angenehm leicht. Der Trend zu schlankeren Designs, den Microsoft dieses Jahr mit den Lumias 730 und 830 begonnen hat, wird hier also konsequent am low-end fortsetzt.
Die Abkehr von der massiven Bauweise, für die Nokia bisher stand, hat aber auch ihre Schattenseiten. Die Verarbeitungsqualität des Lumia 535 ist dem günstigen Preis angemessen – mehr aber auch nicht. Das Gerät wirkt an sich zwar solide. Sobald man aber ein bisschen rumquetscht und rumbiegt spürt man sehr deutlich, wie das Gehäuse wackelt und sich gegen den darunterliegenden Akku drücken lässt. Da ist man von der Lumia Serie eigentlich besseres gewöhnt.
Aber gut, man kann wohl nicht alles haben – zumindest nicht für 119 Euro.
Akku, Speicher, Wechselcover
Die Rückschale des Lumia 535 lässt sich ohne großen Aufwand öffnen und – wenn man sich denn noch eins gönnen möchte – gegen ein anderes Farbcover austauschen. Dahinter verbirgt sich ein wechselbarer Akku, ein microSD Karten Schacht für bis zu 128 GB externen Speicher und natürlich der Steckplatz für die SIM-Karte (micro SIM). Die DUAL SIM Variante des Lumia 535 ist in Deutschland nicht offiziell erhältlich, was die meisten Kunden allerdings verschmerzen dürften.
Der Akku hat eine Ladekapazität von 1905 mAH, was ziemlich wenig ist. Mit einer Ladung kommt man zwar noch gut durch den Tag, bei regelmäßiger Nutzung muss das Handy am Abend aber definitiv an die Steckdose.
Die Unterstützung von externem Speicher ist bei Windows Phone 8.1 vorbildlich. So kann man nicht nur Fotos, Video und Musik auf den externen Speicher abschieben, sondern auch Apps und Spiele direkt auf der Speicherkarte installieren. Wer die Investition in eine microSD Karte nicht scheut (gute Karten mit 8-16 GB gibt es mittlerweile für unter 10 Euro), braucht sich um Speicherplatz also prinzipiell keine Sorgen zu machen.
Verglichen mit anderen Budget-Phones fällt aber auch der verbaute Speicher des Lumia 535 mit 8 GB recht komfortabel aus. Der Gelegenheitsuser, der sich mit Spielen und Filmen zurückhält und auch nicht seine ganze Musikbibliothek aufs Handy kopieren muss, dürfte damit eine Weile über die Runden kommen, zumal Microsoft auch noch 15 GB Cloud-Speicher drauflegt.
Display
Beim Thema Display hätte man Schlimmes befürchten können, war beim Lumia 530 der miserable Bildschirm doch der größte Schwachpunkt in einem insgesamt bescheidenen Gerät. Zum Glück hat das Lumia 535 mit dem kleinen Bruder praktisch nichts mehr gemeinsam (was natürlich die Frage aufwirft, wie sinnvoll Microsoft’s Namenswahl hier ist).
Vor diesem Hintergrund also erstmal Entwarnung: das Display des Lumia 535 ist insgesamt in Ordnung. Die etwas ungewöhnliche Auflösung von 960×540 ergibt auf dem 5 Zoll Screen eine Pixeldichte von 220 ppi. Das ist zwar nicht gerade beeindruckend, reicht aber für ein durchaus scharfes und organisches Bild. Einzelne Pixel kann ich persönlich nicht erkennen, bzw. nur dann, wenn ich mich wirklich anstrenge.
Die 5 Zoll Bilddiagonale werden manche User als beeindruckend empfinden, andere schlicht als Standard – je nachdem, was man bisher gewohnt war. Im Vergleich mit anderen Smartphones dieser Preisklasse, darf man das 5 Zoll Display des Lumia 535 aber durchaus als luxuriös bezeichnen.
Ein Plus ist auch der Umgebungslichtsensor, mit dem die Helligkeit des Bildschirms automatisch anpasst wird. Das verhindert, dass der Bildschirm in der Nacht blendet und in der Sonne unlesbar wird und spart nebenbei auch noch Akku.
Leider merkt man aber auch sehr schnell, an welcher Stelle Microsoft gespart hat. Die ClearBlack Technologie, also der zusätzliche Polarisationsfilter, der für sattes Schwarz und knackige Kontraste sorgt, ist beim Lumia 535 dem Rotstift zum Opfer gefallen. Entsprechend wirken die Farben hier auch ziemlich blass und ausgewaschen. Das ist an sich schon schade genug, wirkt aber umso störender, weil es einfach nicht zum grellen Äußeren der Gerätes passt.
Beim Vergleich mit dem Lumia 630 wird der Unterschied sehr deutlich. Obwohl beide Displays praktische auf die gleiche ppi Zahl kommen (220 vs. 221) wirkt das Bild beim Lumia 535 schärfer. Beim Lumia 630 kann ich ganz klar Pixel erkennen, beim Lumia 535 kaum (ich vermute, dass dies mit der Anordnung der Pixel zu tun hat). Dafür überzeugt das Lumia 630 aber mit einem sehr viel tieferen Schwarz und kräftigeren Farben und lässt das Lumia 535 daneben ziemlich blass aussehen.
Für mich hat das Lumia 630 damit unterm Strich den besseren Bildschirm. Abgesehen von der Größe ist das Display des Lumia 535 low-end Standard – nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.
Touchscreen
Ein ziemliches kritisches Thema war der Touch-Screen, über den es schon kurz nach Verkaufsstart des Lumia 535 zahlreiche Beschwerden gab. Microsoft hat daraufhin ein Firmware-Update veröffentlicht, durch das die Toucheingabe deutlich besser und zuverlässiger funktionieren soll. Das Feedback der Community darauf ist gespalten – zumindest auf unserem Testgerät ist aber alles im grünen Bereich. Der Touchscreen reagiert nicht ganz so geschmeidig, wie man es von Oberklasse Smartphones gewöhnt ist, über Bedienfehler oder eine nervige Reaktionsträgheit kann ich mich allerdings nicht beklagen.
Basierend auf meiner Erfahrung würde ich an dieser Stelle also vorsichtig Entwarnung geben. Es scheinen aber doch auch viele Geräte im Umlauf zu sein, die größere Probleme haben sind und bei denen man Software-seitig bestenfalls Schadensbegrenzung betreiben kann. Unser Rat: Wer trotz aktueller Firmware noch Probleme mit dem Touchscreen hat, sollte sein Gerät zur Überprüfung einschicken und ggf. umtauschen lassen.
Hardware und Performance
Microsoft’s Ambitionen in Sachen Hardware-Ausstattung des zeigen sich vor allem beim Arbeitsspeicher. 1 GB RAM sind im Lumia 535 verbaut – Endlich muss man sagen. Denn das bedeutet, dass man auf diesem Budget-Phone auch wirklich alle Apps und Spiele aus dem Windows Phone Store installieren kann. Die meisten anderen Einsteigergeräte um die 100€ müssen bisher mit 512MB auskommen, was vor allem für aufwendigere Games oftmals nicht ausreicht.
Allerdings muss man auch beim Lumia 535 schmerzhafte Kompromisse machen. Und hier kommen wir zum bereits erwähnten „Kleingedruckten“, das sich als durchaus beträchtlicher Haken am überzeugend klingenden Hardware-Paket erweist.
Der verbaute Quad-Core Prozessor mit 1,2 Ghz Taktfrequenz ist nämlich nur der Snapdragon 200 und nicht der modernere Snapdragon 400, der in der Lumia-Mittelklasse (vom 630 bis zum 830) zum Einsatz kommt.
Ein Snapdragon 200 bedeutet schonmal: kein SensorCore, also kein eingebauter Schrittezähler auf den Fitness-Apps gerne zurückgreifen und kein Miracast, also keine kabellose, externe Anzeige des Bildschirminhaltes auf dem Fernseher oder anderen Screens, die den modernen Standard mittlerweile unterstützen.
Vor allem aber ist der Snapdragon 200 einfach ein erschreckend schwacher Prozessor, mit einer sehr bescheidenen Grafikeinheit.
Im Alltag lässt sich das Lumia 535 davon glücklicherweise nur wenig anmerken. Windows Phone 8.1 läuft auch hier stabil und flüssig, der Internet Explorer ist (für seine Verhältnisse) recht flott und die App-Ladezeiten halten sich in sehr erträglichen Grenzen. Nur gelegentliche Zickereien, etwa wenn die Animation beim Schließen einer App für Sekundenbruchteile stockt, deuten bereits hier die Beschränkungen der Hardware an.
Vor allem bei Spielen stößt der Snadragon 200 aber erstaunlich schnell an seine Grenzen. Schon Candy Crush Saga – eigentlich nicht gerade der große 3D-Kracher – läuft auf dem Lumia 535 teilweise wie in Zeitlupe. Auf dem Lumia 630 mit seinem Snapdragon 400 Prozessor hat man – trotz 512 MB RAM – keine Probleme. Andere Games hinterlassen einen gemischten Eindruck. Einerseits ist sogar eine anspruchsvolle Rennsimulation wie Gameloft’s Asphalt 8 auf dem Gerät absolut spielbar, andererseits laufen auch schon weniger aufwendige Sachen nicht 100% flüssig.
Der günstige Preis entschuldigt natürlich einiges. Dem Lumia 535 verzeiht man seine kleinen Schwächen allerdings nicht ganz so leicht, wie anderen Einsteigergeräten. Denn ein Archos 40 Cesium oder auch ein Lumia 630 sehen gar nicht erst aus wie ein Gaming Device. Das Lumia 535 sieht aber absolut so aus wie ein Gaming Device. Umso enttäuschender, wenn dann die Performance gerade in diesem Bereich zu wünschen übrigen lässt.
Kamera
Kommen wir zum letzten wichtigen Punkt, der Kamera. Die 5 Megapixel Hauptkamera mit LED-Blitz und Autofokus ist für die Preisklasse eine durchaus ordentliche Ausstattung. In Sachen Bildqualität leistet sie aber mehr oder weniger das, was man erwarten würde: gut genug für gelegentliche Schnappschüsse, für höhere fotographische Ansprüche aber wenig geeignet.
Ein Vergleich mit dem Lumia 630 zeigt: das kleinere und etwas ältere Einsteigergerät muss zwar ohne Blitz auskommen, macht dafür aber qualitativ die besseren Fotos. Obwohl auch hier nur eine 5 MP Kamera verbaut ist, überzeugt das Lumia 630 mit wärmeren und kräftigeren Farben und dem geringeren Rauschanteil bei suboptimalen Lichtverhältnissen. Ich kann allerdings nicht sagen, ob der Unterschied nur Software-seitig ist, oder das Lumia 630 tatsächlich (trotz identischer technischer Daten) den besseren Sensor mitbekommen hat. Auf jeden Fall ist die Kamera beim Lumia 630 aber auch schneller als beim Lumia 535, was mal wieder am besseren Prozessor liegen könnte.
Das Highlight des Lumia 535 ist aber ohnehin die 5MP Frontkamera, die schon dem Lumia 730 den Spitznamen „Selfie Phone“ eingebracht hat. Von einer „Sekundärkamera“ kann man hier schon fast nicht mehr sprechen – für eine eben solche ist die front-facing cam des Lumia 535 aber tatsächlich ausgesprochen gut.
Schärfe und Kontrast sind deutlich über dem üblichen Facebook/Instagram Selfie-Niveau. Der große Weitwinkel sorgt für einen ordentlichen Bildbereich, auch wenn man das Smartphone nur eine Armlänge entfernt hält. Und mit der Lumia Selfie App macht die Nachbearbeitung richtig Spaß. Für Selfie-Fans – und alle die es werden wollen – ist das günstige Windows Phone also ein echter Geheimtipp.
Windows Phone – Pluspunkt oder Schwachpunkt?
Das Lumia 535 wird ab Werk mit der aktuellsten Version Windows Phone 8.1 (Update 1) ausgeliefert. Da wir hier ein Windows Phone Blog sind, kann sich der Leser denken, dass wir Windows Phone einigermaßen gut finden. Deshalb hierzu nur ein paar Sätze.
Windows Phone hat insbesondere im Einsteigerbereich zwei große Vorteile gegenüber Android. Erstens zeigt es auch auf schwächerer Hardware eine sehr gute Performance – und das nicht nur wenn man das Handy gerade aus der Packung holt, sondern auch noch 1-2 Jahre später.
Zweitens ist Windows Phone gerade für unerfahrene User sehr leicht und intuitiv zu bedienen – sehr viel leichter zumindest als das relativ komplexe und anspruchsvolle Android.
In Sachen Funktionalität ist Windows Phone mit Android und iOS mittlerweile auf Augenhöhe. Die digitale Assitentin Cortana wurde vor kurzem auf Deutsch veröffentlicht und ist zwar offiziell noch in der Alpha-Phase, aber ihren Konkurrenten Siri und Google Now schon in vielen Dingen überlegen.
Größter Schachpunkt von Windows Phone ist nach wie vor die geringere Anzahl an Apps. Der Windows Phone Store ist mittlerweile zwar schon deutlich besser als sein Ruf und die „großen“ Apps, von WhatsApp über Facebook und Twitter bis Spotify, sind allesamt vorhanden. Wer auf Grund des „App-Gaps“ einen Wechsel zu Windows Phone scheut, der sollte erstmal checken, ob er hier wirklich etwas vermissen würde. Allerdings werden gerade Neuerscheinungen häufig erst für iOS und Android veröffentlicht. Wer also jeden App- und Spiele- Trend mitmachen möchte, der würde mit einem Windows Phone kaum glücklich werden und sollte sich lieber nach einem Android-Gerät umschauen. Wer aber Mut zur Lücke beweist, der wird mit einem reifen und benutzerfreundlichen OS belohnt, dass sich vom Apple/Google Einheitsbrei angenehm abhebt.
Lumia 535 und die Alternativen – der Direktvergleich
Eine bessere Ausstattung als das Lumia 630, die gleiche 5MP Selfie-Cam wie das Lumia 730 und ein 5 Zoll Display, das es bisher erst ab dem Lumia 830 gab. Das erste Windows Phone mit Microsoft Branding scheint die Hierarchie der Lumia Familie ziemlich durcheinander zu bringen. Aber wie schneidet das Luma 535 im Vergleich mit seinen Brüdern (und Schwestern) wirklich an? Wir sagen es euch.
Lumia 535 gegen Lumia 530
Wie schon erähnt, ist die Modellbeziechnung 535 eigentlich irreführend, denn mit dem Lumia 530 hat das neue Windows Phone herzlich wenig zu tun. Vor allem bleibt das Lumia 530 (vorerst) mit Abstand das günstigste Gerät der Lumia-Serie und kostet – je nach Händler – immerhin 30 und 50 Euro weniger als das neuere Modell.
Das ist aber auch der einzige Grund, um sich jetzt noch für das Lumia 530 zu entscheiden. Mit einer mageren Ausstattung (keine Frontkamera, kein Blitz, 512 MB RAM), einer klobigen Bauweise und einem miserablen 4 Zoll Display, ist es dem Lumia 535 in jeder Hinsicht unterlegen. (Siehe auch unser Hands-On Video mit dem Lumia 530).
Wer wirklich keine hohen Ansprüche hat und nicht einsieht, mehr als 100€ für ein Smartphone auszugeben, der sollte sich als Alternative zum 530 das günstige Archos 40 Cesium anschauen.
Lumia 535 gegen Lumia 630
Wirft man einen Blick auf das Ausstattungspaket, so scheint das Lumia 535 nicht nur das 530 sondern auch das Lumia 630 in den Schatten und damit die natürliche Rangordnung auf den Kopf zu stellen.
Tatsächlich hat auch das Lumia 630 keine Frontkamera, keinen Kamerablitz und nur 512MB Arbeitsspeicher – was bedeutet, dass man manche Spiele und einige (wenige) Apps auf dem Gerät gar nicht erst installieren kann. Wenn man allerdings über diese Einschränkungen hinwegsehen kann, dann ist das Lumia 630 nach wie vor das reifere und attraktivere Smartphone.
Ob man von der Größe her das kompaktere 4,5 Zoll Gerät bevozugt, oder das größere (und schlankere) Lumia 535 mit seinem 5 Zoll Screen ist Geschmacksache. Die hochwertigere und robustere Verarbeitung des Lumia 630 spürt man aber sofort, wenn man beide Geräte in die Hand nimmt.
Darüber hinaus punktet das Lumia 630 mit dem – dank ClearBlack – besseren Display, einer etwas besseren Hauptkamera und einer – dank Snapdragon 400 – besseren Perfomance und verteidigt damit seinen Platz in der Nahrungskette.
Weil das Lumia 630 bei den aktuellen Marktpreisen oft sogar günstiger ist als das neue 5 Zoll Gerät, bleibt es also definitiv eine sehr attraktive Option im Einsteiger Bereich.
Unsere Video-Review zum Lumia 630 seht ihr hier.
Lumia 530 gegen Lumia 730
Kann das Lumia 535 sogar dem Lumia 730 Konkurrenz machen? Immerhin hat das Budget-Phone die gleiche 5MP Frontkamera, die das Killer-Feature des „Selfie-Phones“ werden sollte – und sogar das etwas größere Display (5“ gegen 4,7“).
Kurz gesagt: wer das Lumia 730 nur als „Selfie Phone“ interessant fand, der kann genauso gut zum günstigeren 535 greifen.
Darüber hinaus herrscht hier aber ein ganz klarer Klassenunterschied, der auch den beträchtlichen Aufpreis für das Lumia 730/735 absolut rechtfertigt. Mit einem Snapdragon 400 Quad-Core Prozessor, einem (viel!) schöneren 720p OLED Display und der spürbar besseren Verarbeitung, wirkt das Lumia 730 praktisch wie eine Edel-Version des neuen Einsteigermodells. Das Lumia 735 unterstützt zudem noch LTE und kabelloses Laden und bringt damit zusätzliche Premium-Features mit.
Ich als „Poweruser“ könnte mir nicht vorstellen das Lumia 535 als mein tägliches Hauptgerät zu nutzen – ein Lumia 735 hingegen schon. Dieser Klassenunterschied zeigt sich allerdings auch beim Preis. Die Farbvarianten des Lumia 730 kosten aktuell bei Amazon 219 Euro und damit genau 100€ mehr als das Lumia 535.
Unsere Video-Review des Lumia 735/730 seht ihr hier.
Fazit
Eine positive Sache macht das Lumia 535 in jedem Fall deutlich: Microsoft hat zugehört.
5 Zoll Display, 1 GB RAM, 8GB eingebauter Speicher, 5 Megapixel Frontkamera – für 119 Euro bringt das Budget-Phone so ziemlich alles mit, was man sich von einem Einsteigergerät immer gewünscht hat. Dass Microsoft damit das in der Oberklasse gängige 5 Zoll Format nebst einer ordentlichen Selfie-Cam auch für den schmalen Geldbeutel erschwinglich macht, ist auf jeden Fall eine feine Sache.
Um wirklich zu begeistern, genügt es aber nicht eine Wunschliste abzuarbeiten – man muss die einzelnen Elemente auch in ein stimmiges Gesamtkonzept integrieren. Und eben das gelingt Microsoft bei seiner nominellen Premiere als Smartphone Hersteller nur zum Teil.
Einerseits ist das Lumia 535 nicht so ein charakterloses Kontsrukt, wie ich im Vorfeld ehrlich gesagt befürchtet hatte. Einen gewissen jugendlichen Charme kann man dem Gerät keinesfalls absprechen. Das schlanke und leichte Design machen es zu einem durchaus stylishen und attraktiven Smartphone. Und bei einem Neupreis von 119 Euro – stellenweise sogar schon weniger – ist das Preis/Leistungs-Verhältnis ohnehin ein Knaller.
Andererseits ist das Lumia 535 aber auch nicht die große Revolution im Einsteiger-Segment, für die es teilweise gehandelt wurde. An verschiedenen Punkten merkt man eben doch sehr deutlich, dass man hier nur ein „Billig-Phone“ in der Hand hält. Die Verarbeitung ist nicht auf dem üblichen Lumia Niveau, das Display beeindruckt höchstens durch seine Größe und der Snapdragon 200 Prozessor ist absolutes low-end, Quad-Core hin oder her.
Die bescheidene Spiele-Performance ist dabei sicherlich die größte Enttäuschung. Mit seinem günstigen Preis, seinem poppigen Look und seiner beeindruckenden Selife-Cam wäre das Lumia 535 eigentlich das perfekte Smartphone für die Jugend. Wenn die dann aber nichtmal Candy Crush ohne Einschränkung spielen kann, ist das natürlich ein ziemlicher Abturn.
Ironischerweise sind es aber gerade die vielen Stärken des Lumia 535, die auch seine Schwächen deutlich hervortreten lassen. Gerade weil das Gerät in vielen Bereichen – am sichtbarsten bei der Displaygröße – über dem üblichen low-end Standard liegt, weckt es ganz unbewusst Erwartungen, die es an anderer Stelle nicht erfüllen kann.
Dadurch entseht für mich nie jenes harmonische Gesamtbild, das ein Smartphone zu mehr macht als die Summe seiner Teile. Beim Lumia 630, Lumia 730 und Lumia 830 habe ich genau dieses Gefühl – beim Lumia 535 vermisse ich es. Aber das ist natürlich eine sehr subjektive Einschätzung, an der sich nicht jeder Käufer orientieren muss.
Alles in Allem bekommt man beim Lumia 535 auf jeden Fall ein ordentliches Einsteigergerät mit einigen herausragenden Ausstattungsmerkmalen zu einem attraktiven Preis. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
Hier geht’s zur offiziellen Produktseite.
Hier könnt ihr das Lumia 535 bei Amazon bestellen.
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POSITIV
Dünn und leicht
5 Zoll Display
5 MP Selfie-Cam
1GB Arbeitsspeicher
Günstiger Preis
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NEGATIV
Enttäuschende Spiele-Performance
Kein ClearBlack (schlechter Bildkontrast)
Verarbeitung nicht so hochwertig wie gewohnt
Touchscreenprobleme bei manchen Geräten
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