Da bekommt der Ausdruck „klickgeil“ doch eine ganz neue Bedeutung:
Liebe, Sex und Windows Phone ist bis heute einer der meistgelesensten Beiträge hier bei WindowsUnited – das muss Niemandem peinlich sein. Ist es uns auch nicht und mir schon gar nicht.
Nicht zuletzt darum wagte ich wenig später einen zweiten obszönen (und nicht ganz ernst gemeinten) Abstecher in die schlüpfrigen Gefilde des auch heute noch nicht allzu prall gefüllten Windows Stores.
Alle guten Dinge sind bekanntermaßen nicht Sex sondern Drei – und deshalb wollte ich es ziemlich genau ein Jahr nach der ersten Ausgabe noch einmal wissen.
Ging es beim ersten Mal und auch bei der zweiten Suche nach der großen Liebe (im weitesten Sinne) eher um die ziemlich beliebten Dating-Apps, sollte es diesmal ein wenig anders werden.
So bin ich auf meiner erneuten liebestollen Reise durch den mobilen Windows Store auf so manch bizarre, gelegentlich auch unterhaltsame aber oftmals auch schwachsinnige App gestoßen.
Erfahrt in den folgenden Zeilen warum der Leitspruch Qualität statt Quantität nach wie vor Bestand haben sollte.
Bachelor Poker
Zunächst eine etwas längere Einführung: Das Genre der hüllenlosen Kartenspiele – kurz Strip Poker – ist fast so alt wie die Geschichte der Computerspiele selbst. Schon auf dem guten alten Brotkasten, dem Commodore 64 war ich begieriger Augenzeuge, als Samantha Fox in damals trendiger Schwarz-/Weiß-Optik beinahe willenlos ihre Hüllen fallen lies. Doch das pixelige Kartenkloppen (Ist das nun eine Nippel oder doch nur ein Auge?) entwickelte sich im Laufe der Jahre immer weiter – zumindest technisch. Denn das (gar nicht mal so) stumpfsinnige Spielprinzip blieb zumeist das Gleiche.
Auf dem Amiga 500 war dann Hollywood Poker Pro der letzte Schrei in Sachen Missachtung der Kleiderordnung – inklusive sinnentleerter Lupenfunktion!
Doch was wirklich den pubertierenden Spieler mit der Hand an der Maus (und nur dort) erfreute, war der Soundtrack des Geschehens: Der stammte nämlich von Chris Hülsbeck persönlich, Kenner der Szene dürften ihn als einen der bis heute begnadetsten Komponisten für Computer- und Videospiele in guter Erinnerung behalten haben.
Die Jahre zogen ins Land, das Genre galt als ausgestorben, doch immer mal wieder erblickten einige mal mehr mal weniger willige und billige Kartenspielerinnen das trübe Licht der Verkaufsregale:
Einen Namen machen konnte sich wohl zuletzt nur noch die berühmt-berüchtigte All Star Strip Poker – Trilogie. Doch statt bloßer Standbilder, gab es hier hochauflösende Full-Motion-Videos zu „bestaunen“, in denen sich adrette Damen mit so wohlklingenden Namen wie Maria Belucci (nicht Lutschi!) oder Nicky Blond (der Name spricht Bände) vor der Kamera vergnügten. Höhepunkt des Treibens: Zum Beispiel eine finale Duschszene. Jeder Besuch in der Badezimmer-Abteilung eines Baumarktes ist erotischer.
Und auch auf dem Windows Phone ist Strip Poker mittlerweile angekommen, wenn auch ein wenig anders als man zunächst vermuten möchte – Bachelor Poker nennt sich der verruchte Spaß und kann kostenlos heruntergeholt werden.
Los geht es mit einer erforderlichen Bestätigung, dass man auch ja schon 18 Jahre oder älter ist. Im Anschluss muss man sich für eine der acht lasziven Damen entscheiden, danach landet man auch sofort im eigentlichen Spiel oder wie man das nun Folgende auch nennen möchte.
Denn als wäre Strip Poker nicht ohnehin schon ein recht einfach gehaltene Quelle des Frohsinns, macht es Bachelor Poker dem sündigen Spieler noch ein wenig einfacher: Die Gegenspielerin zeigt erst gar keine Karten, schlimmer noch: Sie besitzt überhaupt keine. Denn es geht einzig und allein darum ein möglichst gutes Blatt zu erzielen um auf diese Weise seinen Kontostand zu erhöhen. Jedes Blatt wird durch eine kurzes Sprachsample kommentiert, Musik existiert nicht.
Hat man gewisse Summen erspielen können, darf man sich für eines von zunächst zwei Kleidungsstücken entscheiden, die man der freundlichen Dame auf dem Display abkaufen darf.
Wer noch einen Fuffi drauflegt, darf die holden Meid (durch gieriges Betouchen) darum bitten, doch mal ihre Pose zu wechseln. Seltsamerweise soll dieses Feature nur in der Vollversion vorhanden sein – eine solche konnte ich im Store allerdings nicht ausfindig machen.
Immerhin nervt Bachelor Poker nicht durch aufdringliche Werbung, denn darauf wurde ebenso wie auf den Spielspaß komplett verzichtet.
Kama Sutra
Das indische Kamasutra ist wohl eines der bekanntesten Lehrwerke zum Thema Sexualität. Kostenlos und schön anschaulich geschrieben, befasst sich Kama Sutra mit unzähligen Liebespositionen aus insgesamt neun verschiedenen Kategorien – es gibt also jede Menge zu tun.
Wer sich nicht von oben nach unten chronologisch durchschlafen möchte, kann per Zufallsgenerator die App selbst entscheiden lassen, welche Stellung als nächstes drankommen soll.
Jede Position kann nach erfolgter Ausführung mit einem Häkchen markiert werden und landet fortan auf der Liste der bereits abgeleisteten Verrenkungen.
Die App existiert in mehreren Sprachen, unter anderem auch in gut verständlichem deutsch oder englisch.
Wer sein Liebesleben also einmal in eine erfrischend neue Richtung lenken möchte, kann sich die mobile Anleitung auf jeden Fall herunterladen – es könnte sich lohnen.
Pimp your Sexlife
Wahrheit oder Pflicht trifft auf Mensch ärgere dich nicht – so oder so ähnlich könnte man Pimp your Sexlife in einem Satz zusammenfassen.
Zwei Spieler (egal ob männlich und weiblich oder weiblich und weiblich oder männlich und männlich) versuchen jeweils als erster das Ziel zu erreichen.
Die Beschreibung im Windows Store liest sich dann wie folgt:
„Bringt die Leidenschaft zurück in deine Partnerschaft. Geht mit diesem niveauvollen Spiel auf liebevolle und heiße Entdeckungsreise. Ziel des Spiels ist der Spaß und die Freude am Liebesglück.“
Zu Spielbeginn trägt jeder Spieler neben seinem Namen und Geschlecht auch einen Wunsch ein, den der andere Spieler ihm am Ende erfüllen soll. Dann geht der erotische Spaß auch schon los.
Dabei erwarten die Spieler solch niveauvolle Aufgaben wie „Zeichne mit dem angefeuchteten Lolly (!) ein Herz auf den Bauch deines Partners und lass es dir anschließend schmecken“.
Die Entwickler legen großen Wert auf Privatsphäre und versprechen, dass keine Daten übermittelt werden. Eine Registrierung ist ebenso wie eine Internetverbindung nicht erforderlich.
Pimp your Sexlife kann kostenlos heruntergeladen und gespielt werden, das optionale Platinum Paket kostet 4,99 € und schaltet einige zusätzliche Funktionen frei. So lassen sich in der Vollversion nicht nur sämtliche Spielfelder nach belieben anordnen, sondern es warten 1600 zusätzliche Aufgaben, Strafen, Quickies, Dirty-Talks, Fragen und vieles mehr (laut Spielbeschreibung) auf viele stimulierende Stunden.
Wer sich den Spaß einfach mal gönnen möchte, der kann den Fünfer ruhig einmal investieren, zumal auch hier auf nervige Werbung komplett verzichtet wird.
Test der Liebe / Test of Love
Eure Freundin heißt Nicky Blond? Ja super – dann führt ihr doch gleich mal den Test der Liebe vor. Das Display deines Windows Phones wird nämlich ab sofort zum gefühlvollen Fingerabdrucksensor. So müssen zwei liebestolle Turteltäubchen ihren Daumen für etwa acht Sekunden auf den imaginären Sensor des Displays pressen.
Der Test der Liebe errechnet in dieser Zeit prozentual, in welchem Maß die Chemie zwischen den beiden potentiellen Teilnehmern einer möglichen Ehe stimmt.
Im Store tummeln sich eine ganze Reihe solcher Liebes-Barometer mit einem Wahrheitsgehalt jenseits aller Glaubwürdigkeit. Einige wollen die rosarote Brille sogar für optionale In-App-Käufe missbrauchen. Der Test der Liebe indes verzichtet darauf – immerhin.
Sens Vibra
Hier kommt der ultimative Hosentaschen-Vibrator. Auf den näheren Verwendungszweck möchten wir jetzt mal nicht eingehen, aber vielleicht ist die Beschreibung als „wahrscheinlich bestes Massagegerät im Windows Store“ da noch ganz treffsicher.
Sechs Vibrationsmuster sind bereits vorgeben, ein siebtes kann nach eigenem Gusto selbst bestimmt werden. Ein Timer sorgt dafür, dass irgendwann auch mal Schluss mit dem Vibrieren ist. Die App funktioniert auch dann, wenn der Bildschirm gesperrt ist – ein versehentlicher Anruf bei den Schwiegereltern aus der Hosentasche bleibt also auch während der Anwendung ausgeschlossen.
Sens Vibra ist kostenlos, eine erweiterte Vollversion kostet 0,99 €.
TouchGirl
Neun verführerische Asiatinnen wollen nur das eine – aufgerissen werden. Zumindest macht man genau das mit ihren Abbildern. Das zunächst züchtig bekleidete Mädel erscheint nur wenige Augenblicke später im knappen Höschen. Wie das funktioniert? So idiotisch wie simpel: Man streicht mit dem Finger durch hemmungslose Wischgesten solange über das Bild, bis das darunterliegende freigerubbelt ist.
Bedarf eine solche App eigentlich einer genaueren Vorstellung? Nein, keinesfalls. Aber es zeigt auch, dass es jede Menge überflüssiger (und natürlich auch nicht immer ernstgemeinte) Anwendungen im App Store anzutreffen sind.
Sexuelle Potenz jetzt steigern
„Wie sollen wir unsere App denn nennen?“ muss man sich wohl irgendwann gefragt haben bis man dann auf die Idee kam, das Kind doch einfach beim Namen zu nennen. Sexuelle Potenz steigern klingt reißerisch genug, um den Windows Store (übrigens speziell für Windows 10 entwickelt) zum glühen zu bringen.
Und wie will man die sexuelle Potenz steigern? Spanische Fliege? Viagra? Nein – Akkupressur nennt sich das Zauberwort. Dabei handelt es sich um eine traditionelle chinesische Druckmassage.
Neben deutschsprachigen Beschreibungen sind auch einige kurze HD Videos zur besseren Veranschaulichung eingebunden worden.
Herausgeber der Anwendung ist ein gewisser Dr. Jakob Bargak. Der praktizierende Arzt hat wohl in der Ukraine studiert und lebt aktuell in Nürnberg. Der gute Mann hat auch eine Facebook-Seite. Ich bin dennoch nicht so hunderprozentig davon überzeugt, dass es diesen Doktor auch tatsächlich gibt. Der Titel der App hat mich jedenfalls ein wenig skeptisch gestimmt.
„Mit der App konnte ich wenige Tage nach dem Behandlungsbeginn eine deutliche Verbesserung der sexuellen Potenz feststellen!“ so ein BMW Manager in der Beschreibung im Windows Store. Ja was soll man dazu noch sagen? Wenn die bayrischen Motorenwerke wieder auf Hochtouren laufen, dann muss das doch einfach stimmen.
Neben einer kostenlosen Variante gibt es für 2,99 € auch eine werbefreie Alternative.
Damit endet mein Streifzug durch das Rotlichtviertel des Windows Stores. Neben einigen durchaus unterhaltsamen oder gar hilfreichen Anwendungen und Spielen, ist einfach auch jede Menge (teilweise schon lange veralteter) Schrott dabei.
Vielleicht kennt ihr selber ja noch ein paar erfrischende oder völlig seltsame Apps, die auch andere Leser kennenlernen oder besser meiden sollten. Die Kommentare gehören, auch bei einem schlüpfrigen Thema wie diesem hier, ganz euch. Und zensiert wird nichts – das versprechen wir. Solange es jugendfrei bleibt zumindest…
Bildquelle: Eigenarchiv
Passt bloß auf sonst geht euer Rating im Store hoch und man kann eure App nur noch am 18 herunterholen ? Nein Cooler artikel
Ich war nie hier, du hast mich nie gesehen!