Noch nie zuvor hat das „One Windows“ – Mantra so sehr die Geschäftsstrategie der Redmonder durchdrungen wie heute. Alles steht im Zeichen der Konvergenz – der Zusammenführung aller Plattformen innerhalb des Microsoft Ökosystems hin zur Universal Windows Platform (UWP).
Doch hat die kompromisslose Verschmelzung der verschiedenen Produkte nur gute Seiten? Genau dieser Frage werde ich in folgendem Artikel versuchen auf den Grund zu gehen.
Auch wenn es Microsoft, vor allem im mobilen Bereich, nicht an Verfehlungen mangelt, kann man doch viel positives an der Arbeit der Redmonder der letzten einundhalb Jahre hervorheben.
Die Universal Windows Plattform, „die Bridges“, OneCore und das Konzept von der „Mobility of Experiences“, welches die Wichtigkeit des Users und seiner Bedürfnisse vor die Einschränkungen einzelner Hardware stellt, sind meiner Meinung nach revolutionär – technisch wie (wirtschafts-)philosophisch.
Die Gefahr, die ich beim Thema Konvergenz sehe, ist eine psychologische. In der Theorie ist ein Gerät das alles kann einfach toll. In der Praxis kann der Endverbraucher der Sache einen Strich durch die Rechnung machen. Grund: Unklare Zielgruppe, fehlende Produktidentität.
Playstation 4 vs. Xbox One:
Der Grund, wieso die Playstation 4 in den Verkaufszahlen weit vor der Xbox One liegt, ist nicht an einem einzelnen Faktor fest zu machen. Microsoft hat im Vorfeld zum Produktlaunch einfach viele PR-Fehler begangen.
Trotzdem gibt es einen Punkt, den ich beleuchten möchte.
Sony bewirbt die Playstation 4 mit „This is for the Players“. Microsoft hingegen mit: „……..“ – richtig, mit Nichts. Und es ist noch mehr als nur das Fehlen eines Slogan.
Viele Otto-Normal Verbraucher in meinem Bekanntenkreis haben folgende Aussage in verschiedenen Varianten geäußert: „Die Playstation 4 ist halt für richtige Zocker, die Xbox One kann halt viele Sachen, aber nichts so richtig.“
Die Logik dahinter ist simpel: Jemand der eine Sache macht muss darin besser sein als jemand, der seine Energie auf mehrere Dinge verteilt.
Diese Verallgemeinerung ist natürlich vollkommener Quark, macht aber in den Köpfen vieler Endverbraucher Sinn. Es gibt eine klare Zielgruppe (die Gamer) und die Produktidentität ist auch glasklar erkennbar.
Gaming PC vs. „Professioneller“ – PC
Auch ein Klassiker: Ein Gaming PC oder Laptop (Alienware z.B.) sind nur fürs Zocken gedacht.
Du kannst auch Profis unentwegt erklären, dass man mit der fantastischen Hardware eines Gaming Rechners oder Laptops auch super Filme schneiden, Musik abmischen, CAD Anwendungen und vieles vieles mehr bearbeiten kann.
Viele Musiker und Filmschaffende nutzen Macs für ihre Arbeit, weil Macs „einfach das beste für diese Sachen sind„. Es spielt natürlich auch Image eine Rolle, wenn die Wahl auf ein Apple Gerät fällt, doch die Firma aus Cupertino hat bei den „Kreativen“ vor langer Zeit schon intensiv auf gezielte Vermarktung gesetzt.
Surface (Book) vs. Macbook (Air)
Nochmal Mac, anderer Kontext. Die Surface Reihe vereint Vorteile eine Tablets mit denen eines Laptops. Surface Geräte und Hybriden allgemein erhalten beim Kunden zwar immer mehr Zuspruch, doch darf man nicht vergessen, dass es sich zahlenmäßig immer noch um Nischenprodukte handelt.
Apple hat für sein Desktop OS nicht einmal einen Touchscreen zu bieten. Bei den Betriebssystemen herrscht strikte Trennung zwischen iOS und MacOS. Ich kenne viele, die das schätzen: „Wenn ich arbeiten will, brauche ich keinen Touchscreen. Und konsumieren will ich nicht auf einem Laptop“.
Spezialisierte Produkte vs. „Eierlegende Wollmilchsau“
Dabei verkörpert die Surface-Reihe mehr als alles andere die Philosophie von Microsoft. Es ist das Windows 10 Showcase Produkt der Redmonder.
Ich sehe eine Gefahr in der „eierlegenden Wollmilchsau“, die Microsoft zu kreieren versucht. Ein System für Alles ist einer Zielgruppe ziemlich schwer zu vermitteln.
Aus persönlicher Erfahrung, kann ich noch ein weiteres Phänomen in diesem Zusammenhang beschreiben:
Ich empfinde immer eine gewisse Befriedigung wenn ich weiß, dass ich für eine ganz spezielle Aufgabe das beste Produkt habe.
Beispiel Fotografie: Ich mache gerne Porträts. Die Canon 5D Mk. III ist genial auf diesem Gebiet. Sie ist aber nicht unbedingt gut für Sportaufnahmen geeignet, dafür „schießt“ sie nicht schnell genug. Aber irgendwie würde es mich nicht so sehr befriedigen, wenn ich wüsste, dass sie sowohl für das Eine als auch für das Andere die beste Wahl ist.
Microsoft muss darauf achten, dass sie trotz der Zusammenführung ihrer Plattformen immer noch eine klare Aussage für den Endkunden formulieren. Anwendungsszenario, Zielgruppe und Produktidentität müssen klar sein.
Just my 2 Cents…
Dies ist ist ein Meinungsartikel. Die Ansichten des Autors decken sich nicht zwingend mit denen von WindowsUnited.
Ansich alles richtig.
Aber ist nicht das Smartphone schon so ein Alleskönner. Telefon, im Internet surfen, Musik hören, Videos kucken und sogar navigieren.
Ich stehe auf solche Produkte.
„This is for the Players“ 😉 Zocke auch lieber auf der PS4. Hatte damals die 1 und die 2. Verrissen hat es Microsoft damals bei mir, als ich auf die 360 umsteigen wollte. Dröhnend laut das Teil(nach umtausch immer noch). Also wieder zurück zur Sony PS3 und aktuell die 4. Einmal unzufrieden prägt einen auch für die Zukunft. Das gleiche ereilt einen so langsam bei den Phones. Bin seit jahren dabei, aber langsam echt am grübeln umzusteigen. Historie Lumia 800/820/925/930/950xl System ist Spitze aber der gebotene Umfang trübt einen immer wider. Man hofft und hofft und hofft. Habe auch schon… Weiterlesen »
Du hast natürlich recht mit „Players“ 🙂
Die XBox ist ein gutes Beispiel, dass man mehr in die „Höhe“ und weniger in die „Breite“ gehen sollte. Das wird auch in Zukunft passieren, die XBox ist ein Produkt aus der Ballmer-Ära. In Zukunft wird die XBox zur einer XBox-Marke sich wandeln, die man sowohl am PC als auch an einer „mobilen“ Konsole zur Verfügung haben wird. Das was man früher versuchte (Eierlegende Wollmilchsau) bei XBox, das wird in Zukunft Windows 10 leisten. XBox wird unter Windows 10/Microsoft eine separate Marke, mit entsprechender Spiele-Power. Was die Macs anbetrifft, dem kann ich aktuell zustimmen. Doch auch in Zukunft wird sich… Weiterlesen »
+100, kann da nur zustimmen: „Eierlegende Wollmichsau“ verliert (leider?) nun mal gegen eine klare „Produktidentität“.
„Es spielt natürlich auch Image eine Rolle, wenn die Wahl auf ein Apple Gerät fällt, doch die Firma aus Cupertino hat bei den „Kreativen“ vor langer Zeit schon intensiv auf gezielte Vermarktung gesetzt.“ Das stimmt sicherlich. Nichtsdestotrotz ist die Apple-Vorschau der Windows-Vorschau noch weit überlegen. Diese unterstützt mehr RAW-Formate – sogar .psd-Dateien (lästiges Bridge-Starten entfällt). Tab-Browsing im Finder und Touchpad-gesten sind gerade für Notebook-User extrem hilfreich. Natürlich kann Windows 10 nun endlich einiges davon auch, OSX aber einfach ne ganze Weile länger. Für mich war die fehlende 10Bit Unterstützung bisher ein KO-Kritierium gegen Mac – das Manko ist jedoch ausgemerzt.… Weiterlesen »
Ich streite nicht ab, dass Apple auch ganz objektive Vorteile ggü Microsoft bietet. Der Fokus des Artikels lag nunmal vornehmlich auf der Wahrnehmung des Kunden. Aber deine Punkte sind natürlich berechtigt ☺
Ist schon interessant, die vergleichende Betrachtung, glaube aber, dass die Milliardäre keinen externen Unternehmensberater brauchen. Zugegeben ist das Marketing von MS Deutschland grotten schlecht, vgl. mit den Stores von Apple, Nespresso, Miele, usw., wo die Produkte gnädigst verteilt werden und man dazugehören möchte, wenn man „in“ ist. Der Laden von MS in Berlin ist eine Lachnummer. In den großen Geschäften wie Saturn und Media M sind die MS-Promoter verschwunden, jedenfalls im Handybereich. Wenn jetzt nicht bald die finale Firmenversion von W10 eingeführt wird, kann es auch dort Milliarden verbrennen.
Von welchen Milliardären sprichst du? Und welche Unternehmensberater?
Ja und nein. Ich verstehe deine Argumente. Kann diese auch nachvollziehen. Aber ich sehe das ganze einfach so: Mehr Möglichkeiten zu haben (Bsp. Eingabemethoden: Maus, Tastatur, Touch, Stift, egal was alles funktioniert) ist immer eine gute Sache. Denn jeder arbeitet anders und so kann jeder einen individuellen Workflow nutzen. DAS ist es was ich produktiv nenne. Kein ewiges herumgehopse zwischen verschiedenen Dingen. Und ja natürlich gilt das nicht für alles. Es gibt Grenzen (z.b. Bei Kameras wie du sie angesprochen hast). Dennoch macht Apple mMn hier deutlich zu enge und vor allem unnötig enge Grenzen.
Ich finde, dass man sich an die „hybride“ Benutzung des Laptops mit Tastatur und Touchscreen sehr gut gewöhnen kann. Mal eben mit Touch durch ein Dokument oder eine Webseite zu scrollen, zu zoomen, und dann einen Text (wie diesen Kommentar hier) mit der Tastatur einzugeben, steht für mich überhaupt nicht im Widerspruch. Ich denke, die Fan-Lager sind heute einfach aufgeteilt, da ist wenig Durchlässigkeit. Wer Mac mag, mag mein o.g. Nutzungsszenario halt für abwegig halten — ich jedenfalls bin MS dankbar für die Flexibilität.
„Jump ahead“ war doch mal einer der slogans für die xbox one oder? ?
Dem Beitrag kann man nur schwer widersprechen. Allerdings kann man jeden Absatz mit einer Aussage zusammenfassen. Microsoft kann viel, Microsoft macht vieles richtig; Aber Marketing ist einfach etwas, was Microsoft noch nie konnte. In den meisten Fällen sind die Produkte von Microsoft den anderen überlegen, allerdings hat Microsoft es einfach nicht drauf den Kunden zu vermitteln, warum ein Produkt besser ist. Bei Office 365 weiß bis heute die Mehrheit nicht, was es eigentlich ist und warum es toll ist. Fast niemand nutzt einen Mac, aber man hat den Eindruck, dass es quasi jeder tut. Fast jeder nutzt einen Windows-Rechner, aber… Weiterlesen »