Zwischen Hochmut und Demut steht ein drittes, dem das Leben gehört, und das ist der Mut. (Theodor Fontane)
Doch Windows 8 wurde in der Luft zerrissen. Microsoft merkte nur zögerlich, dass der Schuss nach hinten los gegangen und Windows 8 einfach nicht zu Ende gedacht worden war. Der mutige Ansatz stimmte, doch das erkannten die Startmenü gewohnten Nutzer nicht mehr an: Das neue Windows wurde gehasst, dramatischer könnte man es nicht formulieren. Gerade in den Medien war Windows 8 ein gern zerlegtes Schlachtopfer und ganz unrecht hatten sie ja nicht: Denn das mit Windows 95 eingeführte Startmenü war nicht mehr da, Microsoft hatte einen radikalen Neuanfang gewagt und genau das wurde den Redmondern von Anfang an zum Verhängnis. Und alles was Neu ist, ist erstmal fremd. Der inkonsistente Wechsel zwischen Kachel-Startseite und gewohntem Desktop entpuppte sich als nerviges Zusammenspiel zweier völlig unterschiedlicher Bedienkonzepte, welche hinten und vorne nicht zusammenpassten. Krampfthaft versuchte man sowohl Nutzer herkömmlicher Desktop-Systeme als auch User tastenloser Touchscreen-Devices gleichermaßen zu befriedigen, doch das Vorhaben scheiterte, wenn auch nicht so dramatisch wie gerne nachgesagt. Dabei war die neue Startseite nämlich nichts anderes als ein auf den gesamten Bildschirm ausgeweitetes Startmenü, nur eben ausgelagert vom gewohnten Desktop.
Microsoft besserte nach. Mit Windows 8.1 brachte man im Oktober 2013 einige vielgewünschte Features wieder zurück, wenn auch nur halbherzig. Der Start-Button wurde wieder integriert, doch ein beherzter Links-Klick führt nur wieder zurück auf die ungeliebte Start-Seite. Erst ein Rechts-Klick öffnet ein mehr schlecht als recht seinen Zweck erfüllendes Menü, welches nach wie vor optisch lieblos und schnell zusammegeschustert wirkt. Auch die Charms-Bar am rechten Bildschirmrand gehört zu den eher ungeliebten Features von Windows 8.1. Dabei macht Windows 8.1 tatsächlich Einiges wirklich besser als seine Vorgänger-Versionen, doch auch auch die Tatsache, dass Windows 8.1 so schnell hochgefahren ist wie noch keine Windows-Version zuvor, konnte die User nicht mehr umstimmen.
Jeder Tod ist ein neuer Anfang.
Morgen ist es also soweit. Microsoft veröffentlicht am 29.Juli 2015, also knapp drei Jahre nach dem Release von Windows 8, weltweit ein neues und dennoch altbewährtes Windows. Seit vielen Monaten testen hunderttausende Windows Insider in einem bisher einmaligen Projekt in der langjährigen Firmengeschichte des Unternehmens eine neue Preview-Version nach der anderen. Doch ab Mittwoch wird es ernst: Die finale Version von Windows 10 geht weltweit in den Verkauf und die kostenlosen Updates werden nach und nach für alle bisherigen Nutzer von Windows 7 und Windows 8.1 als Download freigegeben, ebenfalls ein Novum für die Redmonder.
Microsoft weiß was auf dem Spiel steht, doch der allgemeine Tenor ist vielversprechend. Das Beste aus Windows 7 und 8 vereint in einem völlig neuen Betriebssystem, so vertraut und dennoch völlig neu. Und so ist es tatsächlich. Windows 10 ist das beste Windows aller Zeiten und das ist nicht nur irgendein nachgeplappertes Werbeversprechen, das ist Fakt. Microsoft hat es verstanden – wenn auch nicht in vollständiger Konsequenz – den Kundenwünschen zu entsprechen, ihnen das zu geben was sie lieben, ob im Büro oder auf dem heimischen Rechner, dem Tablet und mit großer Wahrscheinlichkeit demnächst auch mit Windows 10 Mobile auf dem eigenen Smartphone.
Und Windows 10 ist so viel mehr als nur die Rückkehr des gewohnten Startmenüs, es ist der Grundstein für ein neues, innovatives Microsoft. Ob Continuum, Cortana, HoloLens, Microsoft Edge oder Windows Hello, dies ist erst der Anfang eines neuen, coolen, aufrichtigen und ehrlichen Microsoft, hinter dem sympathische, echte Menschen stecken, keine egozentrischen Technik-Aristokraten. Ob Joe Belfiore , Gabriel Aul oder auch der strubbelige HoloLens-Chefentwickler Alex Kipman und auch der als zynisch geltende (aber in Wahrheit nur sympathisch offen und ehrliche) deutsche Windows 10-Produktmanager Boris Schneider Johne – sie verleihen dem neuen Microsoft ein sympathisches, ehrliches Gesicht und lassen die suggerierte kühle Arroganz der Vergangenheit im Nichts verpuffen. Natürlich wird der Endverbraucher Niemals so ins Detail dahinter blicken wie wir Windows-Fans, doch Windows 10 ist der Spiegel, in den man blicken und erkennen wird, dass Microsoft es noch kann und man seine eigenen Ansprüche verstanden fühlen wird. Satya Nadella ist anders als Bruce Willis in den Stirb Langsam-Filmen der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Seine Entscheidungen mögen in ihrer Konsequenz radikal, aber auf lange Sicht genau die Richtigen sein.
Ich liebe Windows. Ich schreibe für WindowsUnited, weil ich Microsoft als ein Unternehmen sehe, welches sich nicht als alleiniger Innovator und treibende Kraft der Branche sieht, sondern uns Allen einfach eine gute Zeit bescheren möchte – ob auf der Arbeit, unterwegs oder zuhause privat in den eigenen vier Wänden. Nun mag man mir vorwerfen, dass diese radikale Neuausrichtung in Kombination mit Rückbesinnung auf alte Tugenden eher aus der Not geboren ist und ich mich dieser These auch nicht verschließen und Alles durch die rosarote Fanbrille gesehen schön reden kann, und Fakt ist auch: Microsoft ist ein Unternehmen, wie jedes andere auch, das Geld verdienen möchte. Doch haben die Redmonder nicht zuletzt durch das seit Monaten laufende Windows-Insider-Programm mehr als deutlich bewiesen, dass man bereit ist zu verstehen, zu lernen und Dir Dein Windows zu geben, mit dem du für die nächsten Jahre glücklich wirst und sie sind bereit, dafür auch Kompromisse einzugehen. Ab morgen wird man es verstehen und lieben lernen. (Zumeist) kostenlos.
Windows 10 ist mehr als ein Betriebssystem. Es ist ein Reboot. Für Microsoft. Für uns. Für die Zukunft.
Dies ist ein Meinungsbeitrag. Die Meinung des Autors spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung und Ansichten anderer Redaktionsmitglieder von WindowsUnited wieder.
Sehr guter Artikel, DANKE !!!
Ich sehe das alles ähnlich. Microsoft hat sich alles in allem „gemausert“ und ist, etwas überspitzt ausgedrückt, ein „sympathischer“ Konzern geworden, der sich auch die Wünsche und Vorstellungen der User zu Herzen nimmt.
Allerdings werde ich nicht bei den ersten sein, die ihre Desktop-Version Win.8.1 auf Win10 updaten. Ich werde ein wenig warten; trotz langer Insider-Testphase wird gewiss noch der eine oder andere Bug da sein.
Auf jeden Fall freue ich mich wenn ichs dann in Angriff nehmen werde :).
Ich bin der Meinung, dass gerade das Insider Programm viele Enthusiasten angezogen und glücklich gemacht hat. Ich habe es auch von Anfang an getestet und habe den Fortschritt mitverfolgt. Es ist noch nicht perfekt, aber das kann und wird es vermutlich auch nie sein, aber es ist sehr gut. Mit der Kombination von Windows 10 Mobile wird das Zusammenspiel hoffentlich so toll, wie es bei Windows 8 schon teilweise angedeutet wurde. Ich hoffe, der Start erfolgt ohne große Probleme und dass die mobile Version jetzt langsam auch wieder verbessert wird. Ich bin gespannt und freue mich sehr auf die kommenden… Weiterlesen »
Wenn ich mal heirate, musst du die Hochzeits-Ansprache halten. :))
Kriegen wir hin 😉
ERM… *hust*…wtf?
Hehe… Sorry, Bro! 🙂
Kon|text|me|nü, das – „ein mehr schlecht als recht seinen Zweck erfüllendes Menü, welches nach wie vor optisch lieblos und schnell zusammegeschustert wirkt.“
Du hast einen Knall, Junge. So einen gequirlten Mist habe ich lange nicht von einem Reporter oder gar Redakteur gelesen. Kollegen heissen anders, beobachten, aber lassen sich nicht von einem Riesen schieben.
Guter artikel der auch das Meinungsbild von mir und vielen meiner Bekannten und Arbeitskollegen wiederspiegelt!
Ich selbst habe vor wenigen Monaten mein MacBook Pro verkauft und mir Auf Grund von Windows 10 ein Windows Lappi geholt.
Ich nutze nun seit Release der RTM, diese auch produktiv und muss sagen das ich nach wie vor sehr begeistert bin!
MS geht hier auf jedenfall den richtigen Weg!