Kurz nachdem Microsoft Chef Satya Nadella die Bühne auf der Worldwide Partner Conference (WPC) verließ, hat ihn sich Windows-Expertin Mary Jo Foley für ein 30-minütiges Interview geschnappt. Dabei ging es unter anderem um Microsoft Pläne mit Windows 10, die HoloLens und sogar ein mögliches Surfaces Mini. Doch nach den Turbulenzen der letzten Tage – mit Stellenabbau und Milliardenabschreibungen – war der Klärungsbedarf rund um Windows Phones und Windows 10 Mobile besonders groß.
Ich empfehle euch allen, Mary Jo Foleys Interview mit Satya Nadella in Gänze zu lesen. Doch hier möchte ich euch die wichtigsten Antworten von Satya Nadella zum Thema Windows Phones zusammenfassen.
Lumia vs. OEM Strategie
Die erste wichtige Mitteilung: Microsoft ist offenbar entschlossen selber Windows Phones herzustellen – sofern es niemand anderes tut.
In diesem Zusammenhang bejaht Satya Nadella den Vergleich mit der Surface Reihe, den Microsoft COO Kevin Turner angestellt hatte. Microsoft stellt Vorzeigegeräte für seine Plattform her, in der Hoffnung neue Kategorien zu erschließen und letztlich andere Hersteller dafür zu gewinnen, die Windows 10 (Mobile) Plattform zu unterstützen. In erster Linie geht es also um die OEMs. Wenn die nicht anbeißen, ist Microsoft aber bereit selbst die Lücke im Smartphone-Angebot zu füllen:
„Wenn kein OEM sich meldet, um Windows Geräte herzustellen, werden wir es tun. Es wird Lumias geben. Ich habe keine Angst davor zu sagen, okay, es dreht sich alles um die OEMs, oder es dreht sich alles um das Ökosystem. Es geht um Windows. Es geht um die allgemeine Verfassung von Windows und darum in der alltäglichen Realität verankert zu sein, aber dort Ambitionen zu haben, wo sich der Markt hinbewegt anstatt an aktuelle Definitionen gebunden zu sein“.
An anderer Stelle betont Satya Nadella, dass er flexibel auf die Marktsituation reagieren möchte:
„Wir werden alles tun um sicherzustellen, dass wir bei Smartphones Fortschritte machen. Erst heute hat Terry Myerson wieder betont, dass dieses Jahr neue Premium-Lumias kommen werden.
Wenn es viele OEMs gibt [die Windows 10 Mobile unterstützen], haben wir eine Strategie. Wenn es keine OEMs gibt, haben wir eine andere Strategie. Wir sind entschlossen in den drei Segmenten [Budget, Business, Premium] Telefone anzubieten. Und ich glaube, den Leuten werden die Details in der Umsetzung klar werden, sobald sie es sehen.“
Desktop als Zugpferd für Mobile
Mit dem Dauerthema „App-Gap“ im Hinterkopf fragt Mary Jo Foley mehrmals nach, warum Entwickler jetzt plötzlich Windows Phones bzw. Windows 10 Mobile unterstützen sollten. Satya Nadella macht sich keine Illusionen darüber, dass die 3% Marktanteil von Windows Phone kein gutes Argument sind. Stattdessen hofft er, dass durch die universelle App-Plattform von Windows 10 das Kundenpotential von Hunderten von Millionen von Desktop-Usern die Entwickler auf die Windows Plattform lockt. Zudem gebe es noch andere attraktive Endgeräte wie die Xbox und HoloLens. Und wer eine universal App für eines dieser Formfaktoren entwickelt, hat eben eine App für alle Windows 10 Geräte – inklusive Windows Phones.
„Universal Windows Apps werden geschrieben werden, weil man möchte, dass sie auf dem Desktop benutzt werden. Der Grund warum jemand eine universelle Windows 10 App entwickeln möchte sind nicht unsere 3 Prozent Marktanteil bei Smartphones. Sondern weil eine Milliarde Kunden ein Startmenü haben werden, in dem deine App drin ist. Die Reise beginnt dort und sie führt dich an verschiedenste Orte. Die App kann auf das Smartphones kommen. Sie kann auf die HoloLens kommen. Sie kann auf die Xbox kommen.“
Satya Nadella formuliert also im wesentlichen die Hoffnung, die alle Optimisten mit univsersal Apps verbinden. Microsoft will seine dominante Stellung im Desktop Bereich nutzen, um auch das mobile Segment zu pushen. Es bleibt aber abzuwarten, ob diese Rechnung aufgeht. Im Moment treibt das Smartphone die App-Entwicklung, Desktop-Apps führen eher ein Schattendasein. Ob sich das mit Windows 10 ändern wird?
Was kommt nach dem Smartphone?
Wir wir bereits in unserem Podcast spekuliert haben, denkt Microsoft aber auch schon über das Smartphones hinaus, an das, was danach kommen könnte. Microsoft will nicht den Fehler wiederholen, den sie in der Vergangenheit gemacht haben, als die dachten, dass sich für immer alles um den Desktop PC drehen wird. Laut Satya Nadella wäre es genauso „verückt“ zu glauben, dass allein das Smartphone die Zukunft sei.
„Deshalb müssen wir danach Ausschau halten, was die nächste Wendung bringt. Das muss ehrlich gesagt jeder tun, um in Zukunft relevant zu sein. Wir tun das. Wir tun das mit unseren Innovationen bei Windows. Wir tun das mit Features wie Continuum. Auch bei Smartphones, will ich nicht bloß ein weiteres Smartphone bauen, oder eine Kopie anderer Smartphone Betriebssysteme.“
Für Satya Nadella spielt dabei das Continuum Feature eine entscheidene Rolle, mit dem das Smartphone quasi zum PC für die Hosentasche wird. Nadella sieht darin die Zukunft der Mobilität und ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der Windows Phones:
„Wenn ich an unser Windows Phone denke, dann soll es für sowas stehen wie Continuum. Dann sage ich, wow, das ist ein interessanter Ansatz, wo du ein Telefon haben kannst, das aber zugleich, mit unserer universal App Plattform und Continuum, auch ein Desktop PC sein kann. Das ist nichts, was irgendein anderes Betriebssystem oder Gerät kann. Das ist wofür undere Geräte und unsere Innovationen stehen sollen. „
Dieses Schielen auf die Post-Smartphone Ära bedeutet aber eben auch, dass sich Microsoft’s mobile Strategie nicht mehr allein um Windows Phones dreht:
„Es geht um Smartphones. Es geht aber auch um Apps auf anderen Endgeräten. Es geht um EMS (Enterpreise Mobility Suite). Es geht um neue Kategorien wie die HoloLens. Auf lange Sicht ist es das, was Leute wirklich schätzen. Es geht nicht um ein mobiles Gerät, das alles beherrscht.“
Als Spielverderber könnte ich jetzt wieder sagen, dass Windows Phones – und die eigene mobile Plattform – in dieser Strategie eben nicht mehr unentbehrlich sind. Nachdem ich mich aber zuletzt sehr sorgenvoll über die Zukunft von Windows 10 Mobile geäußert habe, bin ich nach den Aussagen von Nadella – alles in allem – wieder zuversichtlicher.
Wie seht ihr das? Was haltet ihr von den Aussagen von Satya Nadella? Sind das gute Nachrichten für Windows Phone? Glaubt ihr, dass der Microsoft Chef zu 100% hinter der Lumia Reihe steht? Hinterlasst uns einen Kommentar und diskutiert mit!
Quelle: ZDNet via WindowsCentral
Man stelle sich vor, wenn das mit den (Universal-) Apps wirklich anzieht, das in Verbindung mit Continuum, man das wäre so genial. Ein Gerät, alles dabei. Unterwegs schön smart, Zuhause oder im Büro an Monitor, Tastatur und Maus, und man hat sein großes System mit den gleichen gewohnten Apps. In Verbindung mit x86-CPUs (da knüpfe ich mal direkt am letzten Artikel an) wäre das ein extrem mächtiges Setting das so kein anderer Anbieter bietet. Ich hoffe für MS dass das klappt und am Markt gut angenommen wird. Alleine das Potential ist so gewaltig, käme das nicht an wäre es mehr… Weiterlesen »
Microsoft wird langen Atem brauchen…der Mensch ist ein Gewohnheitstier und was er nicht kennt, das “ frißt“ er erstmal nicht….erst wenn Nachbarn/Freunde darüber berichten, beginnt man zu überlegen, ob man den Schritt auch mal wagen kann….
Wichtig wäre da eine wirklich gute Werbestrategie, aber NICHT derarige Spots, die derzeit für WP zu sehen sind. Microsoft sollte da wirklich gut in die Werbung investieren, denn von allein wird sich da nicht viel tun!
Das Interview auf ZDNet hat endlich Licht in die Angelegenheit gebracht…
Ich sehe dem Smartphone Kapitel bei MS nun wesentlich positiver entgegen, denn Nadellas Ansatz macht Sinn! Warum krampfhaft und mit mangelndem Erfolg versuchen ein eigenes Ökosystem zu etablieren, wenn es mit Windows 10 de facto verfügbar ist?
Ich denke die Strategie wird aufgehen; der großteils positive Tenor rund um Windows 10 wird das seine dazu beitragen. Ich werde jedenfalls auf absehbare Zeit bei Windows (phone) bleiben…