Microsoft’s HoloLens fühlt sich an wie ein Stück Science Fiction, das bald Realität wird. Die Augmented Reality Brille, die nicht weniger als die Ära des Holographic Computing einläuten soll, hat den angegreauten Software-Riesen mit einem Schlag wieder cool gemacht, zu einem Player der Tech Szene dem man endlich wieder zutraut die Zukunft zu gestalten.
Unter all die Begeisterung über das Wunderding mischt sich aber auch viel Skepsis. Die HoloLens wäre nicht die erste technologische Innovation, die Großes verspricht, aber letztendlich an der Praxis scheitert. Bisher haben wir (oder zumindest die meisten von uns) nur Demos und Promo-Videos gesehen. Es wäre naiv zu glauben, dass diese die tatsächliche User Experience des fertigen Produktes 100% wiederspiegeln. Die entscheidende Frage wird also sein, wie nah die Praxis an die Theorie, die Wirklichkeit an das Versprechen rankommt.
Auf der Build Entwicklerkonferenz hat Microsoft nun die HoloLens zum ersten Mal einem größeren Publikum zum Testen überlassen (nur einige wenige Auserwählte kamen bereits im Januar in den Genuss). Ich beneide natürlich alle dort anwesenden und bedauere, dass ich mir noch nicht selber einen Eindruck verschaffen konnte. Ich habe allerdings einige Berichte gelesen und gemerkt, dass sie sich in einigen wichtigen Punkten weitestgehend einig sind. Diese möchte ich hier zusammenfassen.
Hardware
Auf Hardware Seite hat sich seit der Demo im Januar sehr viel getan. Das jetzt vorgestellte HoloLens Design sieht schon sehr fertig aus und dürfte nah an dem dran liegen, was in nicht allzu ferner Zukunft tatsächlich in den Läden stehen wird. Es gibt keine Kabel oder externen Computer, die Brille, die man auf den Bilder sieht, ist wirklich alles, was man braucht.
Die meisten Tester beschreiben, dass es einige Arbeit erfordert den Sitz der HoloLens anzupassen, empfanden den Tragekomfort dann aber als hoch. Kip Kniskern von WinBeta vergleicht es mit einer Baseball-Kappe:
„Wenn du jemals eine Baseball Cap getragen hast, ist das ungefähr wie sich das Tragen der HoloLens angefühlt hat. Gut ausbalanciert, leicht und bequem.“
Richtige Hologramme?
Erschafft die HoloLens tatsächlich Hologramme? Kann sie wirklich realistische Gegenstände erscheinen lassen? Die Tester sagen: ja! Adi Robertson von TheVerge sagt zum Beispiel:
Everything I’d heard about HoloLens before trying it sounded like, essentially, sorcery. Without seeing it, it’s hard to know how to take someone telling you that Microsoft can put a castle on a coffee table. But once you turn it on, it makes a kind of sense. HoloLens feels like the world’s brightest, highest-quality projector, which it sort of is, except that it’s projecting onto your eyes instead of a wall.
„Alles was ich vor dem Ausprobieren über die HoloLens gehört hatte klang, im Grunde, wie Zauberei. Ohne es selbst gesehen zu haben, ist es schwer zu wissen was man davon halten soll, wenn die jemand von Microsoft sagt, dass er ein Schloss auf deinem Kaffeetisch erscheinen lassen kann. Aber sobald du es anschaltest, beginnt es Sinn zu machen. Die HoloLens fühlt sich an wie der hellste, hochwertigste Projektor der Welt, was sie irgendwie auch ist, bloß dass sie direkt auf deine Augen projiziert, anstatt auf eine Wand.“
Paul Thurrott lobt insbesondere die räumlichen Sound-Effekte, die sehr dazu beitragen würden, die holographischen Projektionen realistisch erscheinen zu lassen.
Schwachpunkt: Das enge Blickfeld!
Microsoft’s HoloLens Vorstellung auf der Build war wieder einmal beeindruckend. Ein Skype Chat auf der einen Wand, ein Film auf der anderen, ein süßer Roboter auf dem Kaffeetisch, ein riesiger Globus, der sich in der Mitte des Raumes dreht. Eine Welt voller Hologramme war das, was wir draußen auf den Bildschirmen sahen. Aber der tatsächliche Blick durch die HoloLens sieht wohl doch anders aus.
Wirklich alle Berichte, die ich gelesen habe, waren sich in einem Kritikpunkt einig und über das selbe Defizit enttäuscht. Die HoloLens, die auf der Build vorgeführt wurde, hatte nämlich nur ein sehr schmales Blickfeld, in dem tatsächlich Hologramme zu sehen sind – etwa 30-40° um die Sichtachse. Die Kollegen demonstrierten das an verschiedenen Grafiken, die alle das selbe ausdrücken. Folgendes Bild, das Bad Sams von Neowin am Wochenende twitterte, gefällt mir am besten, weil es Microsoft’s eigene Werbegrafik nutzt, um den Unterschied zwischen Theorie und Praxis zu demonstrieren.
In this image, the area in color is the only place this user would see holograms…post on Monday coming about this. pic.twitter.com/VvkTkutpZe
— Brad Sams (@bdsams) May 2, 2015
Das schmale Blickfeld, so sagen es fast alle Tester, führt dazu, dass man sich sehr viel bewegen und den Kopf sehr oft drehen muss, um seine holographische Umgebung zu erkunden. Bei kleineren Objekten sei das weniger ein Problem. Größere Objekte kann man aber nur aus einiger Entfernung oder stückweise betrachten.
Adi Robertson beschreibt es so:
Es produziert ein magisches Quadrat von der Größe eines Fernsehbildschirms und sobald etwas da raus rutscht, ist es verschwunden. Man kann sich vorstellen, dass man ein kleines Objekt einfach aus dem Blick verloren hat, aber bei einem größeren muss man entweder zurücktreten, oder sich damit begnügen nur die Teile davon zu sehen, die man mitten im Blickfeld hat. Das zerstört die Illusion und es sieht kaum aus wie die großartigen Welt-umfassenden Illusionen aus Microsoft’s Videos.
Paul Thurrott sagt, dass der Prototyp, den er im Januar ausprobieren durfte, nicht derartig limitiert war. Man kann also hoffen, dass sich das Sichtfeld der HoloLens bis zur Marktreife noch vergrößert. Aber mehr sichtbare Hologramme erfordern natürlich mehr Rechenpower und man wird sich wohl damit abfinden müssen, dass die erste Generation der holographie Brille da noch an Grenzen stößt.
Fazit
Konnte die HoloLens beeindrucken, oder nicht? Das schreiben die Kollegen in ihrem Fazit.
Paul Thurrott (Thurrott.com)
„Im Vergleich zu meiner ersten Erfahrung, war ich diesmal etwas weniger beeindruckt. … Versteht mich nicht falsch, die HoloLens ist immernoch unglaublich beeindruckend. Die Bildqualität der Hologramme ist großartig. … Sie müssen nur die Sache mit dem Blickfeld fixen.“
Adi Robertson (TheVerge)
„HoloLens ist eines der erstaunlichsten technologischen Dinge, die ich jemals gesehen habe. Aber bei all seiner potentiellen Brilliant, kämpft es doch schwer damit – und scheitert daran – die Mauern zwischen Fantasie und Realität einzureissen. … So cool die HoloLens auch sein kann, sie ist entschieden ein Produkt von Heute, nicht der Zukunft – zumindest noch nicht.“
Martin Geuss (Dr. Windows)
„Ja, es ist das wirkliche Ding. Das ist echte Holografie, welche die digitale mit der realen Welt verschmelzen lässt. Ich war selbst überrascht, wie schnell ich in diese Illusion eingetaucht bin.“
Kip Kniskern (WinBeta.org)
„Ich habe 90 Minuten mit der HoloLens verbracht und ich bin begeistert rausgegangen…. Ich kann die eine Sache versprechen: als Leser dieser Seite und damit als jemand der an der vordersten Front mobiler Technologie lebt, wirst du die HoloLens haben wollen, … nein, haben MÜSSEN, egal was sie kosten wird und wie lange du warten musst. Du wirst für die HoloLens schlange stehen. Aber du wirst dich hinter mir einreihen müssen.“
Bei all dem darf man nicht vergessen, dass sich die HoloLens noch in der Entwicklung befindent – Microsoft spricht nach wie vor von „Prototypen“ – und es ist schwer zu sagen, wie weit sie von der Marktreife entfernt ist. Bis Holographie tatsächlich Einzug in unsere Wohnzimmer hält, wird sich noch einiges tun. Jetzt haben wir aber wenigstens einen besseren Eindruck davon, was die Herausforderungen und aktuellen Defizite sind. Noch aber bleibt die HoloLens ein versprechen, das auf seine Einlösung wartet.
Habt ihr dieses Video auch schon geschaut?
https://youtu.be/eyC2_B9TlvU
Etwa bei Minute 7:00 spricht er von weiteren HoloLenses welche bald kommen werden. Könnte es sein, dass bald von ASUS oder so eine HoloLens kommt welche ein grösseres Sichtfeld haben wird? Oder sonst was anders ist?
Danke für den Tipp! Das Video kannte ich noch nicht. Wenn ich es richtig verstehe, sagt Alex nur, dass er hofft, dass bald auch andere „Holographic Devices“ rauskommen und nicht, dass schon etwas konkretes im Anmarsch ist. Aber Windows Holographic soll eine Plattform bieten, auf der auch andere Endgeräte aufbauen können. Irgendwann wird /soll es also verschiedene Hardware Optionen geben. Und auch die HoloLens ist ja, wie gesagt, noch nicht fertig und wird sich bis zum tatsächlichen Release weiter entwickeln.
joa, sowas habe ich auch verstanden, also wollen sie mit der Software einen „kaufbaren“ Standard erstellen, welche auch andere Hersteller benutzen dürfen.
Find ich gut, ähnlich wie bei den Handys/Tablets wären verschiedenste Versionen möglich.