Der Legende nach soll ein übermotivierter Microsoft Ingenieur eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Apple’s iPads und iPhones gespielt haben. Auf seiner Geburtstagsfeier, auf der neben Bill und Melinda Gates auch Steve Jobs zu Gast war (es muss sich wohl um einen hochrangigen Microsoftler gehandelt haben) nervte er den Apple Boss mit seinem Schwärmen über einen Tablet-PC an dem Microsoft zu der Zeit arbeitete. Steve Jobs erzählte später seinem Biographen Walter Isaacson:
Dieser Typ quatschte mich voll, wie Microsoft mit diesem Tablet-PC die Welt verändern und das Notebook überflüssig machen würde und dass Apple seine Microsoft-Anwednungen in Lizenz nehmen solle. Aber er hatte das Gerät komplett falsch angefangen. Er hatte einen Stylus. Mit einem Stylus bist du tot. Bei diesem Abendessen fing er bestimmt zum zehnten Mal damit an, und ich hatte es so satt, dass ich zu Hause sagte: „Verdammt, wir zeigen dem jetzt mal, wie ein Tablet auszusehen hat“.
Jobs trieb daraufhin die Entwicklung der Multi-Touch Eingabe voran, die dann zunächst im ersten iPhone und später im iPad zum Einsatz kam. Die intuitive Bedienung per Patsche-Händchen sollte sich durchsetzen und eine entscheidende Rolle bei der mobilen Revolution und Apple’s Aufstieg zum wertvollsten Unternehmen der Welt spielen.
In der Folge blieb Apple aber ideologisch so flexibel wie die Taliban. Mobile Geräte bedient man per Touch. Punkt. Notebooks bedient man per Tastatur und Trackpad. Punkt. Wer ein Tablet mit Stylus oder einen Laptop mit Touchscreen möchte, der muss sich folglich im Android oder Windows Lager umschauen. Und wer alle Optionen in einem Gerät vereint haben will, der schaut am besten gleich beim alten, ach so unfähigen, Rivalen Microsoft vorbei. Gerade im Hinblick auf diesen alten, ideologischen Konflikt habe ich Microsoft’s Surface Pro 3 vor einiger Zeit als das ultimative Anti-Apple Gerät bezeichnet.
Es sieht aber so aus, als könnte Apple bald mit seinem eigenen Dogma brechen. Schon lange gibt es Gerüchte um ein iPad Pro, das mit kolporierten 12,2-12,9 Zoll schon größenmäßig in Surface Pro Dimensionen vorstößt. Und nun behauptet der Analyst Ming-chi Kuo von KGI Securities, laut einem Bericht von AppleInsider, dass Apple für sein Riesen-iPad sogar einen Stylus Stift anbieten wird.
Nun reden Analysten bekanntlich viel wenn der Tag lang ist. Kuo kann in jüngster Vergangenheit aber auf eine beachtliche Trefferquote verweisen, wenn es um die Vorhersage von Apple Produkten geht. So hat der Analyst laut TheVerge bereits die Ausstattung von iPhone 6, iPad Air 2 und iPad Mini Monate im Vorraus richtig prognostiziert. Außerdem stützt sich seine Behauptung auf eine Reihe von Apple Patent Anträgen, in denen ein Eingabtestift für Tablets eine Rolle spielt.
Laut Kuo soll der Stylus nicht mit dem iPad Pro gebundelt, sondern als optionales Zubehör angeboten werden. „Wir erwarten keine signifikanten Verkäufe des optionalen Stylus in 2015“, schreibt er. „Aber wir glauben, dass der Stylus die User Erfahrung verbessern könnte und Apple wahrscheinlich dabei helfen wird, spezielle Kundengruppen zu erschließen, etwa Firmenkunden und Bildungseinrichtungen.“ Nicht ganz zufällig sind das zwei Kundengruppen, auf die auch Microsoft mit seiner Surface Pro Reihe abzielt…
Dass der „Trendsetter“ aus Cupertino in absehbarer Zeit ein großes iPad Pro auf den Markt bringen wird, gilt als relativ sicher. Dem Stylus Gerücht gebe ich dabei rund 60%-70% Wahrscheinlichkeit. Immerhin hat Apple schon gezeigt, dass in der Ära Tim Cook bereit sind, von der reinen Lehre abzuweichen. Das iPhone 6 und vor allem das iPhone 6 Plus sind ein eklatenter Bruch mit dem Jobs’schen Dogma der einhändigen Bedienung, wurden aber zum Verkaufsschlager.
Natürlich würde es niemanden wundern, wenn Apple mit ihrem iPad Pro ungleich erfolgreicher wären als Microsoft mir ihrer Surface Reihe. Der Markt ist nunmal wie er ist und der Durchschnitts-Kunde tickt, wie er tickt. Doch wenn euch bald ein Hipster mit seinem großen iPad und Stylus vor der Nase rumfuchtelt, denkt immer daran: wer hat’s erfunden? Genau: nicht Apple.
(Bild-)Quelle: AppleInsider, TheVerge
Love it. Apple macht eine XY Aussage, egal welche, zum Absolut (Iphone 4 Zoll alles andere ist Quatsch!). Die Kunden ohne eigene Meinung freuen sich darüber, immerhin haben absolute Aussagen den Vorteil, dass sie keinen Diskussionsspielraum zulassen. Dann ändert sich der Trend und auf einmal gibt es ein neue absolute Aussage, die alle vorangegangen überflüssig macht – einfach genial!
Ja, die Crowd gibt’s auch… Wobei ich gar nicht immer auf die Kunden / User schimpfen würde. Es ist eher die Selbstüberhöhung von Apple, die mir auf die Nerven geht.