„Keiner hat mit Windows Phone Geld verdient“ – Joe Kelly
Diese Aussage kam Gestern nicht etwa aus dem Mund des notorisch penetranten Mitglieds der „Kelly Family“. Dieser Joe Kelly ist „Internationaler Chef für Medienangelegenheiten“ von Huawei, kann also von der Community in vollem Umfang dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Zunächst einmal ist diese Einschätzung nicht wirklich neu. Bereits im August gab es von Seiten Huawei’s eine ähnliche Aussage, als sie ankündigten, in absehbarer Zeit keine Windows Phones mehr herstellen zu wollen. Kelly hat die ursprüngliche Meldung des Konzerns erweitert und behauptet, dass keiner jemals mit Windows Phone Geld verdient habe. Dieser Kommentar wirkt, angesichts der vielen Änderungen im Geschäftsmodell der Redmonder etwas veraltet und ist ohne Inbezugnahme jeglichen Kontexts wenig gehaltvoll. Ganz Unrecht hat er zwar nicht, aber lasst uns zunächst das Gesamtbild betrachten.
Verdient Huawei oder irgendein anderer Hersteller, außer Samsung, Geld mit Android? Sicher nicht. Selbst namhafte und mit Preisen überhäufte Hersteller wie HTC und Sony, haben mit den Verlusten ihrer Smartphonesparte zu kämpfen. Microsoft hat mit Abschaffung seiner Lizenzgebühren und der Lockerung seiner Hardwareanforderungen, die Einstiegshürde für Hersteller dramatisch gesenkt. Seitdem sind unzählige Hersteller der Windows Phone Familie beigetreten. Würden sie sich, auf kurz oder lang, keinen Gewinn durch die Plattform erhoffen, würden sie es nicht machen. Ihnen entstehen durch den Verkauf von Windows Phones quasi keine Zusatzkosten, da sie das Betriebssystem auf ihre vorhandene Android Hardware aufspielen.
Was Kelly da beklagt ist nicht die Schuld von Windows Phone. Es liegt an der Natur des heutigen Smartphonegeschäfts. Die Gewinnmargen sind durch den harten Preiskampf, hauchdünn. Hersteller wie Oneplus One verbauen Highend Hardware in schickem Design zu lächerlich niedrigen Preisen. Der drittgrößte Smartphonehersteller der Welt, Xiaomi, verdient sein Geld mit dem Verkauf von Accessoires. Lediglich Apple schafft es durch sein unnachahmliches Verhältnis von Produktionskosten und Verkaufspreis, spielend Gewinne aus seiner Hardware zu erwirtschaften. Der Markt von Windows Phone ist also, nicht zuletzt durch die Vorherrschaft von Nokia/Microsoft in seinem eigenen Ökosystem, zu klein um ein ausreichend großes Absatzvolumen zu generieren.
Das Problem, das also eher ein Marktdynamisches ist, wirft nichtsdestotrotz die Frage auf, wie man Windows für Smartphonehersteller attraktiver machen kann. Microsoft’s Strategie seine Dienste systemübergreifend anzubieten, benötigt die Unterstützung starker Hardwarepartner. Im Lizensieren der Dienste liegt das große Geld, nicht in der Materialschlacht des Gerätekrieges. Nadella hat dies schon lange erkannt. Die Redmonder müssen im nächsten Schritt klar machen, dass sie sich im mobilen Markt, ähnlich wie Google, auf die Herstellung von Referenzmodellen beschränken.
Was denkt ihr? Was muss Microsoft tun, um die Situation zu verbessern?
Quelle: Seattle Times
Gibt es zu dem Beitrag auch eine Quelle? Kann mich nicht daran erinnern, dass das in einer Pressemitteilung herausgeschickt wurde.
Hallo Leonard, schön, dass du auch gleich die andere Seite („Verdient Huawei […] Geld mit Android?“) mit beleuchtest. Die Frage ist gut, angebracht und habe ich so noch nicht in Windows Phone-Kreisen lesen dürfen. Aber ja: Sie machen Geld (~ 6,67 Mrd. Euro im Jahr 2013 mit Smartys – sagt mir Google zumindest), nichtsdestotrotz bricht ihnen und den anderen Herstellern langsam der Markt weg. Der ist halt großteils gesättigt, auch deswegen, weil Innovationen seit Jahren ausblieben. Immer nur schrittweise Evolution, keine Revolution. Wie schon auf dem Handymarkt zuvor. /persönliche Meinung off Huawei und Konsorten (HTC, Samsung) stellen sich das wohl… Weiterlesen »
@Philip
Vielen dank, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Ist nun drin 🙂
@Portalez
Das man mit Android Umsatz generiert ist klar, aber wieviel davon bleibt unterm Strich übrig?
Weiß ich nicht. Wenn ich mir MSFTs Entertainment and Devices Division-Sparte anschaue, hat diese rund 8,3 Mrd. Euro Umsatz in 2013 gehabt. Zu der Sparte zählt auch die Xbox und die Lizenzeinnahmen aus Android.
Unterm Strich bleibt bei Huaweis Customer Care Solution-Sparte sicher genug übrig.