Kennt ihr das, ihr baut richtig viel Mist und werdet dafür noch belohnt? Ich auch nicht. Ein Phänomen, dass man bislang nur bei Bankmanagern, Fußballtrainern und Meteorologen beobachten konnte, habe ich vorgestern bei einer Video Review der Computerbild entdeckt. Genau gesagt, handelt es sich um das Review des Lumia 930. Ich möchte euch dieses Juwel des Journalismus nicht vorenthalten.
http://www.youtube.com/watch?v=vGQWAPDX1Sk
Ich möchte hier niemanden seinen Stil absprechen – im Falle des Rezensenten Kai Zantke, eine Mischung aus gelangweilt und betont unbeeindruckt – aber man sollte dem zahlenden Zuschauer nicht durch seine unprofessionalität beleidigen.
Es fängt an beim Auspacken des Lumia 930. Es handelt sich um ein € 500 teures Gerät und obendrein um eine Leihgabe. Den Rezensent scheint dies nicht zu stören und hantiert die Verpackung und das Smartphone, als würde es sich um eine Gerätschaft für den Bergbau handeln.
Herr Zantke geht weiter auf den Verpackungsinhalt ein und hält dabei einige Sachen für besonders erwähnenswert. Als erstes die fehlenden Kopfhörer. Ihr wisst schon, jene die normalerweise jedem neuen Smartphone beiliegen und das Prädikat „Vererbungswürdig“ verdienen.
Das zweite ist der Adapterstecker zum Laden des Lumia. Offenbar handelt es sich hierbei um einen 1,5 Amper Stecker – „normaler Durchschnitt“ lässt der Rezensent mit geballter Fachkompetenz verlauten. Was dachte der gute Mann was für ein Ladegerät sich in der Verpackung befindet?
Dann entdeckt er noch einen Gutschein „für 6 Monate Werbung eines Streaminganbieters“. Ich bekomme also 6 Monate Werbung wenn ich den Gutschein einlöse? Moment. In meiner Lumia Packung lag ein Gutschein bei, um 6 Monate kostenlos alle Filme von Maxdome streamen zu können. Meinte er vielleicht das?
Dem Vorgänger des 930, das Lumia 920, bescheinigt er eine schlechte Kamera, und spricht ihr sogar das Pureview Branding ab. Interessant.
Um das ganze ein wenig abzukürzen: Herr Zantke hat in diesem „Review“ außer falschen Informationen und unwichtigen Nebensächlichkeiten, nichts nennenswertes zusammengetragen. Der Zweck eines Reviews, einem potentiellen Käufer bei der Geräteentscheidung zu helfen, wurde hier komplett verfehlt.
Leider ist diese Rezension symptomatisch für die meisten Windows Phone Rezensionen. Die Computer Bild reiht sich wunderbar ein in die „AppGap“ und „Iphone ist immernoch das innovativste Smartphone das man für 800 € kaufen kann“ Chöre, die regelmäßig von hiesiger und US Seite zu lesen sind. Windows Phones sind natürlich nicht perfekt, aber als Redakteur ist es dein Beruf, die Schwächen und Stärken hinreichend zu begründen.
Ich frage mich wirklich, wieso Microsoft diesen Testern überhaupt Geräte zur Verfügung stellt, obwohl offensichtlich nur halbherzige Bemühungen angestellt werden, sich differenziert mit dem Produkt auseinander zu setzen. Das heisst nicht, dass man nur „Fanboy“ Redaktionen mit Testmodellen ausstatten sollte. Aber Microsoft muss zumindest dafür sorgen, dass die verantwortlichen Redakteure ordentlich in der Handhabung der Geräte geschult sind und nicht nur jene Plattform favorisieren, die sie ohnehin schon privat nutzen.
Selbiges gilt für die Mitarbeiter von Elektronikfachmärkten. Ich bin häufig bei „Cyberport“ und muss mir immerwieder anhören wie das Personal ein Downgrade auf Windows 7 zum optimalen Arbeiten empfiehlt. Die „Kacheldinger“ seien schrecklich. Der Ottonormalverbraucher hört natürlich auf die Meinung dieses „fachkundigen“ Personals. Dort muss Microsoft ansetzen. Eine Revolution fängt immer beim kleinsten Baustein einer Kette an.
Die Redmonder haben lange Zeit die Welt des Personal Computing beherrscht. Mittlerweile sind sie mit einem kombinierten 14% Marktanteil von PC – und Mobilgeräten der Underdog! Microsoft muss wieder lernen wie ein hungriges Start-Up zu denken. Weg von der Routine „Presseveranstaltung, Testgeräte an die üblichen Verdächtigen, Release, Geld zählen“. Mehr Aufmerksamkeit auf die Details, an denen es im Marketing und dem Weg bis zum Endkunden hapert.
Was regt euch auf, wenn über Microsoft gesprochen wird? Was glaubt ihr wäre jetzt die richtige Strategie?
Wie grob der Typ mit dem Lumia umgeht tut schon weh…
Aber bestimmte Medien zu boykottieren oder zu favorisieren wäre der falsche Weg. Wir wollen ja auch keinen Gefällligkeitsjournalismus, sondern eine offene Informationspolitik und unabhängige, kompetente Kritiker. Und für letzteres hat nicht Microsoft zu sorgen, sondern in diesem Fall Computerbild. Das Verkaufspersonal ist meiner Meinung nach ein besserer Ansatzpunkt (wie schon Steve Jobs richtig erkannt hatte).
Schade, die ursprüngliche Version scheint es nicht mehr zu geben, aber unabhängig davon weiß man bei Computerbild natürlich was man kriegt. Garnicht erst angucken. Punkt. Das Urteil, dass der Kollege dort fällt ist so schlecht ja nicht. Bis auf die etwa träge Kamera findet er ja alles „gut“. Der alte Spruch vom „Appgap“ ist sicherlich Unsinn soweit er behauptet, dass 50 % der Apps fehlen. In meinem Repertoire fehlen derzeit nur 4 Apps von 30, die ich regelmäßig nutze. Da hat sich schon viel getan. Typisch ist natürlich die betont herablassende Art ggb. allem was nicht Samsung oder Apple ist.… Weiterlesen »
@Deathmetal Ich bin gar nicht mit dem Urteil des Reviews unzufrieden. Schlüssige Argumente müssen aber sowohl für eine „gute“ wie auch für eine „schlechte“ Bewertung gegeben sein.
Ich glaube ich weiß jetzt an was mich diese „betont unbeeindruckte“ Art von dem Computerbild-Heini erinnert! An Homer Simpson, wo er so auf super-reich macht und nach der Probefahrt im Luxusschlitten sagt: „Welche Vorteile hat dieses Auto gegenüber der, sagen wir, ähm Eisenbahn, die ich mir ebenfalls leisten könnte?“ 😀
Naja, gelangweilt wirkt er nicht, aber beschäftigt zu haben scheint er sich nicht wirklich damit.
Und außerdem: „Hier haben wir Polycarbonat, hier Plastik“ – aha, was ist denn Polycarbonat dann?
Und: „Endlich auf dem technischen Niveau eines aktuellen Android-Handys angekommen“.
Jaja, Android ist ja so gut und selbst die billigen aktuellen Android-Handys sind natürlich technisch auf höchstem Niveau. Zum Glück ist Microsoft da jetzt auch angekommen, lange haben wir gewartet, endlich auf Android-Niveau…. :/
Ich muss allerdings sagen: Wenn das 930 direkt neben dem 920 liegt, dann sieht es doch um einiges geiler aus 😀
Naja, so wie dieser Bildmensch das Review präsentiert könnte man auch das iPhone präsentieren: „Immer noch kein Platz für eine SD Karte“ „nur 4″ Display und nicht mal HD Auflösung“ „noch immer kein NFC an board“ „eigenwilliger, mit anderen Geräten inkompatibler Anschluss“ „nur 8MP Kamera, dazu noch Saphirglas was das Licht in einigen Winkeln Lila erscheinen lässt“ Man könnte sich über so viel inkompetenz aufregen. Oder man macht sich einfach bewusst dass es sich um einen Angestellten der Bildzeitung handelt. Von einem Hauptschüler erwartet man ja auch kein Hochschulabschluss.. Es ist einfach zum Volkssport geworden: „Windows PFUI“, „Apple HUI“. Menschen… Weiterlesen »
@ Katja
Ich gebe dir vollkommen Recht und der Vergleich zum IPhone ist passend.
Vielleicht solltest du dem Kai eine E-Mail schreiben, bevor er völlig ignorant von dieser Erden geht 😀
Okay, Computerbild ist für Techhies natürlich keine Anlaufstelle, aber das „Volk“ informiert sich dort und es stellt vor eine große Käuferschicht dar. Insofern hast du Recht, das spiegelt eben jenen Mainstream, dem man im Handyladen um die Ecke beobachten kann: „Welches Betriebssystem würden sie mir empfehlen?“. „Nimmst du Samsung, oder Iphone“
Was wir Techies gerne übersehen ist: Die Zielgruppe der Computerbild, die Laien also, machen den Löwenanteil der Käufer aus.
Was ich manchmal im Media Markt oder Cyberport höre…da könnte ich Bücher füllen. Vielleicht mach ich mal n Anekdoten Tagebuch 😀
Das habe ich ja oben gemeint 😉 Es ist eben die Masse, die sich dort ahnungslos in die Flossen der IT-Dilettanten begibt. Dann gehen sie nach Hause und freuen sich über ihr neues Telefon. Ein WPhone ist es nicht. 🙁
Aber das mit dem Anekdoten wäre wirklich keine schlechte Idee. Es ließe sich in kürzester Zeit füllen.
Die sollten einfach mal was wagen! PR geht über Aufmerksamkeit und leider, leider nicht über Sachlichkeit!